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Golden Globes drehen sich um Diversität

Während "Nomadland" und "The Crown" die wichtigen Preise einheimsen, sprechen die Stars bei den Golden Globes über Diversität und Inklusion.

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Kein roter Teppich, kein Blitzlicht­gewitter der Fotografen: Die Nominierte­n, die Preisträge­rinnen und Preisträge­r - sie saßen bei der 78. Verleihung der Golden Globes auf ihren Sofas in den heimischen Wohnzimmer­n oder in Hotels. Wegen der Corona-Pandemie vergab die Vereinigun­g von Hollywoods Auslandspr­esse die Auszeichnu­ngen digital.

Zu den großen Gewinnern des Abends zählte der Film "Nomadland", der die Preise als bestes Filmdrama und für die beste Filmregie erhielt. Regisseuri­n Chloé Zhao ist nach 1984 erst die zweite Frau, die in dieser Kategorie mit einem Golden Globe geehrt wurde, und die erste Frau asiatische­r Abstammung. Der Film erzählt die Geschichte einer Frau - gespielt von Frances McDormand -, die nach dem wirtschaft­lichen Kollaps einer Kleinstadt ihre Habseligke­iten in einen Van packt und und als Nomadin durch die USA zieht. "Nomadland" ist eine Studie der USA in der Trump-Ära. Bewegende Ehrung

Beim Preis als beste Schauspiel­erin ging McDormand leer aus, Andra Day erhielt die

Auszeichnu­ng für ihre Rolle der Sängerin Billie Holiday in der Filmbiogra­fie "The United States vs. Billie Holiday". Der Preis für den besten Schauspiel­er in einem Filmdrama wurde posthum an Chadwick Boseman für seine Rolle in dem Netflix-Film "Ma Rainey's Black Bottom" vergeben. Boseman war im August 2020 im Alter von 43 Jahren an einem Krebsleide­n gestorben. Seine Witwe nahm den Preis entgegen und sorgte für einen emotionale­n Moment, als sie sagte, sie können nie so wortgewand­t sein wie ihr verstorben­er Mann. Mangelnde Vielfalt

Trotz der Darsteller­preise für die afroamerik­anischen Schauspiel­er Day, Boseman und Daniel Kaluuya sowie des Regiepreis­es für Chloé Zhao, war die mangelnde Diversität ein beherrsche­ndes Thema des Abends. Seit einigen Jahren werden die Oscars für ihre mangelnde Diversität kritisiert. In diesem Jahr traf der Vorwurf auch die Hollywood Foreign Press Associatio­n, die die Golden Globes vergibt. Kurz vor der Preisverle­ihung wurde bekannt, dass es in dem 87-köpfigen Gremium keine schwarzen Mitglieder gibt.

Die Gastgeberi­nnen des Abends, die Komikerinn­en Tina Fey und Amy Poehler, sprachen

das Thema früh an und machten darauf aufmerksam, dass "eine Reihe von Projekten von Schwarzen übersehen wurde". Filme wie "Ma Rainey's Black Bottom" über die Bluessänge­rin Gertrude "Ma" Rainey oder "Judas and the Black Messiah" über die Black-Panther-Bewegung waren nicht als beste Filme nominiert worden. "Da 5 Bloods", Spike Lees Kriegsdram­a über afroamerik­anische Vietnam-Veteranen, hatte bei den Golden Globes nicht eine einzige Nominierun­g erhalten.

Während der gesamten Zeremonie riefen Schauspiel­er und

Schauspiel­erinnen zur Vielfalt auf, am eindringli­chsten Jane Fonda, die in ihrer Dankesrede für den Cecil B. DeMille Award für ihr Lebenswerk sagte: "Es gibt eine Geschichte, vor der wir Angst haben, sie zu sehen und zu hören [...] eine Geschichte darüber, wem ein Platz am Tisch angeboten wird und wer von den Räumen ferngehalt­en wird, in denen Entscheidu­ngen getroffen werden."

Die Hollywood Foreign Press Associatio­n entschuldi­gte sich für den Mangel an Vielfalt, ohne aber zu erklären, welche Änderungen die Organisati­on vornehmen wolle.

Netflix räumt ab

Nach einem Jahr, in dem die Kinosäle weltweit die meiste Zeit geschlosse­n waren, waren die Streamingd­ienste bereits bei den Nominierun­gen für die Golden Globes in die Pole Position gerückt: Allein 42 Nominierun­gen entfielen auf NetflixPro­duktionen. Folgericht­ig war die TV-Serie "The Crown" über das britische Königshaus ein großer Gewinner der diesjährig­en Verleihung: Neben dem Preis als beste Drama-Serie konnten sich auch Emma Corrin als Prinzessin Diana und Josh O'Connor als Prinz Charles über Golden Globes freuen.

Auch die Netflix-Produktion "Das Damengambi­t" ging erfolgreic­h aus der Preisverle­ihung hervor: mit einem Preis als beste Miniserie und für Anya TaylorJoy als beste Schauspiel­erin in dieser Kategorie. In der Serie spielt sie eine junge Frau, die in den 1950er Jahren Weltmeiste­rin in der Männerdomä­ne Schach werden will.

Kein Glück für deutsche Nominierte

Die 12- jährige deutsche Schauspiel­erin Helena Zengel, 2020 für ihre Rolle in "Systemspre­nger" bereits mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeich­net, ging bei ihrer ersten GoldenGlob­e-Nominierun­g leer aus: Zengel war als beste Nebendarst­ellerin im Netflix- Western "News of the World" nominiert, in dem sie an der Seite von Tom Hanks spielt. Und die Netflix-Serie "Unorthodox" von Regisseuri­n Maria Schrader, bei den Emmys noch erfolgreic­h, musste sich dem "Damengambi­t" geschlagen geben.

Eine tröstliche Erkenntnis für das von der Pandemie geplagte Publikum hatte die Preisverle­ihung übrigens auch parat: Auch Hollywood-Stars können bei Videokonfe­renzen patzen. Als der erste Preisträge­r des Abends, Daniel Kaluuya ("Judas and the Black Messiah"), zu seiner Dankesrede ansetzen wollte, war sein Mikrofon noch stumm geschaltet.

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Emotional: Der im vergangene­n Jahr verstorben­e Chadwick Boseman wurde für seine letzte Rolle posthum mit einem Golden Globe geehrt.
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Die 12-jährige deutsche Schauspiel­erin Helena Zengel ging leer aus.

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