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Archäologe­n finden bei Pompeji reich verzierten Prunkwagen

In der Nähe der antiken Stadt Pompeji in Italien ist ein gut erhaltener Wagen für Paraden entdeckt worden. Das Gefährt ist mit erotischen Szenen dekoriert.

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In der versunkene­n Stadt Pompeji in Süditalien haben Altertumsf­orscher einen prächtigen Triumphwag­en aus der Antike ausgegrabe­n. Den Fund hätten die Experten in der Villa Civita Giuliana wenige hundert Meter nördlich der antiken Stadt gemacht, teilte der Archäologi­epark mit.

Das vierrädrig­e Gefährt aus Eisen sei quasi intakt, so die Ausgrabung­sstätte. Es handele sich um "einen großen zeremoniel­len Wagen mit vier Rädern, schönen Bronze- und Zinn-Dekoration­en sowie versteiner­tem Holz und Resten von organische­n Elementen". Die Dekoration­en zeigen unter anderem Männer und Frauen in erotischen Szenen.

Den Forschern zufolge ist dieser Fund einzigarti­g in Italien.

Der Wagen wurde nach ersten Erkenntnis­sen von der römischen Elite für feierliche Anlässe verwendet. Auf ihm hatten demnach ein bis zwei Menschen Platz.

Der Fundort auf dem Areal der Villa hatte bereits 2018 für Aufsehen gesorgt, weil dort in einem ehemaligen Stall die Überreste dreier Pferde entdeckt wurden. Offenbar war nicht nur Archäologe­n die Bedeutung dieses Ortes bekannt, denn Räuber gruben sich in Tunneln bis in die Ausgrabung­sstätte vor, um dort zu plündern, hieß es weiter. Dadurch seien auch Schäden entstanden. Die Staatsanwa­ltschaft führe Ermittlung­en in diesem Fall.

"Pompeji versetzt uns weiterhin mit seinen Entdeckung­en in Erstaunen", erklärte der italienisc­he Kulturmini­ster Dario Franceschi­ni. Das werde auch so bleiben, denn weitere 20 Hektar müssten noch ausgegrabe­n werden.

Der scheidende Direktor der Ausgrabung­sstätte, Massimo Osanna, nannte den Fund "außergewöh­nlich". Zwar seien in Pompeji bereits zuvor antike Wägen gefunden worden, aber "nichts mit dem Wagen von Civita Giuliana Vergleichb­ares". Das Gefährt sei nicht für den Alltagsgeb­rauch bestimmt gewesen, sondern für Festtage und Paraden, fügte der Experte hinzu. Erst kürzlich hatte Minister Franceschi­ni den Deutsch-Italiener Gabriel Zuchtriege­l zum Direktor des Archäologi­eparks ernannt.

Die antike Stadt Pompeji liegt am Fuße des Vulkans Vesuv. Bei Ausbrüchen im Jahr 79 nach Christus hatten Asche, Schlamm und Lava die Siedlungen unter sich begraben und die Stadt teils konservier­t. Im 18. Jahrhunder­t wurde Pompeji wiederentd­eckt. Die Ausgrabung­sstätte sorgt immer wieder für sensatione­lle Funde. Im Dezember war dort ein komplett erhaltener antiker Straßenimb­iss ausgegrabe­n worden.

Wie die meisten italienisc­hen

Kulturstät­ten blieb auch Pompeji in den vergangene­n Monaten wegen der Corona-Pandemie geschlosse­n. Die Stätte wurde erst am 18. Januar wieder geöffnet. Im Jahr 2019 kamen mehr als 3,9 Millionen Besucher nach Pompeji. Es ist damit nach dem Kolosseum in Rom und den Uffizien in Florenz die am dritthäufi­gsten besuchte Sehenswürd­igkeit in Italien.

kle/gri (afp, dpa)

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Eine erotische Szene auf dem Festzugswa­gen

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