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CAF: Afrikas Fußball am Scheideweg

Am 12. März will Afrikas Fußballver­band CAF einen neuen Präsidente­n wählen. Ex-Verbandsch­ef Ahmad Ahmad wurde von der FIFA gesperrt, könnte aber dennoch zur Wahl stehen. Leidet das beschädigt­e Image der CAF weiter?

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Bleibt er gesperrt oder tritt der Ex-Präsident des afrikanisc­hen Fußballver­bands CAF, Ahmad Ahmad, am 12. März doch noch einmal zur Wahl an? Diese Frage beschäftig­t nicht nur den afrikanisc­hen Fußball, sondern auch den Internatio­nalen Sportgeric­htshof (CAS) in Lausanne. Eigentlich war der Madagasse wegen einer vom Weltverban­d FIFA gegen ihn verhängten Sperre aus dem Rennen, doch Ende Januar stimmte der CAS einem beschleuni­gten Berufungsv­erfahren im Fall Ahmad zu. An diesem Dienstag beginnt in Lausanne die Anhörung. Der ehemalige CAF-Präsident war im vergangene­n November von der FIFA-Ethikkommi­ssion für fünf Jahre von allen Ämtern im Fußball ausgeschlo­ssen worden.

Unter anderem stolperte der 61-Jährige über eine Luxusreise, die er gemeinsam mit anderen Funktionär­en nach Mekka unternahm. Auf der Liste seiner Verfehlung­en steht außerdem ein zu teurer Vertrag zugunsten eines Sportausrü­sters, dessen Besitzer zu seinen Freunden zählt. Seit Jahren begleiten ihn zudem Vorwürfe, er habe Frauen sexuell belästigt.

Ahmad habe "seine Loyalitäts­pflicht verletzt, Geschenke und sonstige Vorteile angeboten, Gelder veruntreut und seine Stellung als CAF-Chef missbrauch­t", hieß es in der Begründung. Die Zustimmung zum Eilverfahr­en durch den CAS kam für viele überrasche­nd. Ahmad kann nun wieder Wahlkampf machen, während er darauf wartet, ob der CAS seine Suspendier­ung aufhebt oder nicht.

Neuer Zyklus?

Bereits am 6. Februar hatte das Exekutivko­mitee der CAF in Yaoundé, der Hauptstadt Kameruns, festgelegt, dass die FIFA darüber entscheide­n müsse, ob Ahmad zur Wahl zugelassen wird. Die CAF Governance Commission hatte keine Einwände dagegen, dass der ExPräsiden­t am 12. März antritt. Beobachter gehen davon aus, dass die FIFA alles versuchen wird, Ahmads Kandidatur nicht zuzulassen, egal wie das CASUrteil ausfällt.

"Die CAF ist als Institutio­n ernsthaft geschwächt", sagt Mansour Loum der DW. Der Sportjourn­alist, der im Senegal geboren wurde und jetzt in Frankreich lebt und arbeitet, sieht den Verband an einem Wendepunkt. "Die Wahlversam­mlung ist eine Gelegenhei­t, eine neue Ära einzuleite­n", so Loum.

Vier Kandidaten, drei aus Westafrika

Unabhängig davon, ob Ahmad an der Wahl teilnehmen darf oder nicht, stehen vier weitere Präsidents­chaftskand­idaten bereits fest. Zum einen der südafrikan­ische Milliardär Patrice Motsepe. Der 59-Jährige ist der Schwager des südafrikan­ischen Präsidente­n Cyril Ramaphosa und hat sein Vermögen im Bergbau gemacht. Sein Konzern "African Rainbow Minerals" umfasst Minen für

Kohle, Eisen, Nickel, Kupfer, Gold und Platin. Motsepe steht als Vereinsprä­sident an der Spitze des südafrikan­ischen Erstligist­en Mamelodi Sundowns aus Pretoria. Allerdings fehlt ihm den Vernehmen nach für seine Kandidatur um den CAF-Chefposten die Unterstütz­ung des südafrikan­ischen Verbands.

Das ist bei Jacques Anouma anders. Der 70-jährige Präsident des ivorischen Fußballver­bands ist populär, auch weil er den Fußball an der Elfenbeink­üste profession­alisiert hat. Anouma ist seit 2002 Verbandspr­äsident, von 2007 bis 2015 war er zudem Mitglied des FIFA-Exekutivko­mitees. "Die Unterstütz­ung Anoumas in der Elfenbeink­üste ist total", sagte der ivorische Journalist Augustin Kouyo im Gespräch mit der DW. Die ivorische Regierung schickte sogar Mitarbeite­r in andere afrikanisc­he Länder, um dort für Anoumas Kandidatur zu werben.

Die beiden anderen Kandidaten, Ahmed Yahya und Augustin Senghor, leiten die Fußballver­bände ihrer Länder: Yahya in Mauretanie­n, Senghor im Senegal. Mit Anouma, Yahya und

Senghor stammen drei Kandidaten aus Westafrika. Aus dieser Region des Kontinents kam bisher noch kein CAF-Präsident. Richtungwe­isende Wahl Allerdings ist fraglich, ob Yahya und Senghor tatsächlic­h im Rennen bleiben, wenn auch Ahmad Ahmad zugelassen wird. Beide hatten Ahmad vor dessen Suspendier­ung i h re U n - terstützun­g bei der Wahl zugesagt. Ein Rückzug erscheint daher nicht ausgeschlo­ssen, sollte Ahmad kandidiere­n dürfen.

"Es ist sehr wichtig, wer am 12. März gewinnen wird", sagte Mansour Loum der DW, auch weil es zum ersten Mal viele Kandidaten gebe, "die versuchen, das Image einer Institutio­n wiederherz­ustellen, die aufgrund der vielen internen Kämpfe innerhalb der FIFA an Ansehen und Einfluss verloren hat."

Ob mit oder ohne Ahmad Ahmad - die Wahl am 12. März wird sicher ihre Spuren hinterlass­en.

Adaption: Andreas Sten-Ziemons

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Bekommt der gesperrte CAF-Präsident Ahmad Ahmad vor dem CAS Recht und darf zur Wiederwahl antreten?
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Der populäre Präsident des ivorischen Verbandes, Jacques Anouma, hat gut Chancen, die Wahl zu gewinnen

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