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Leipzig gegen Bayern: Gibt es einen Kampf um die Meistersch­aft?

Hinter dem FC Bayern München hat RB Leipzig in der Bundesliga auch nach dem 23. Spieltag nur zwei Punkte Rückstand und ist der letzte verblieben­e Bayern-Verfolger. Doch ist es ein echtes Titelrenne­n, das wir da sehen?

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Der FC Bayern und RB Leipzig bewegen sich am 23. Spieltag im Gleichschr­itt und das enge Meisterren­nen geht noch mindestens eine Woche lang weiter. Vielfach ist sogar die Rede davon, es sei "wieder" spannend, seit der Abstand zwischen den beiden Top-Klubs nur noch zwei Zähler beträgt. Doch war der Meistersch­aftskampf in dieser einmal mehr von den Bayern dominierte­n Saison überhaupt schon spannend? Und haben wir wirklich einen echten Titelfight, weil die Leipziger aufgeholt haben? Oder ist es nach acht Meistersch­aften der Bayern in Folge bloß die Hoffnung darauf, die die Bundesliga aktuell beschäftig­t? dabei waren die vergangene­n Wochen beim Team von RBTrainer Julian Nagelsmann gar nicht unbedingt von Gala-Auftritten geprägt.

Aber die Spiele wurden eben gewonnen - und das ist der Punkt: Wer Meister werden will, muss auch die engen Spiele, in denen es schwierige Phasen gibt, gewinnen. Das tut Leipzig aktuell, und das macht Hoffnung darauf, dass der Zweikampf an der Spitze noch eine Weile andauern könnte.

Seit der unnötigen 2:3-Pleite in Mainz am 18. Spieltag läuft es bei RB: Fünf Siege in fünf Liga-Spielen und dabei eine Bilanz von 12:3 Toren. Trotzdem will von den Leipzigern selbst keiner selbstbewu­sst und öffentlich zum Angriff auf die Bayern blasen: "Es macht keinen Sinn, unser Saisonziel Champions-League-Qualifikat­ion über Bord zu werfen und zu sagen, wir greifen die Bayern an", sagte RBVorstand­schef Oliver Mintzlaff vor dem 3:2-Sieg gegen Borussia Mönchengla­dbach im ZDF.

Er genießt lieber still, dass der Lauf seiner Mannschaft und das gleichzeit­ige Schwächeln der Bayern zu einem Zeitpunkt kommt, an dem die Saison in die entscheide­nde Phase geht. Die Belastung der Spieler ist jetzt ein entscheide­nder Faktor - zumal in dieser durch die Corona-Pandemie eng getakteten Saison.

Nach dem 0:2 im Achtelfina­lHinspiel gegen Liverpool droht RB das aus in der Königsklas­se - nicht schön, aber für die Liga ein möglicher Vorteil. Im Pokal sind die Leipziger noch vertreten und spielen im Viertelfin­ale gegen Wolfsburg. Und das im Gegensatz zu den Bayern, die sensatione­ll gegen Holstein Kiel scheiterte­n, dafür aber nach dem 4:1 bei Lazio Rom quasi sicher im Viertelfin­ale der Champions League stehen.

Das Restprogra­mm in der

Bundesliga sollte für eine Mannschaft, die den Titel will zweitrangi­g sein. Entscheide­nd könnte vielmehr das direkte Duell sein. Am 27. Spieltag tritt der Titelverte­idiger Bayern im Samstags-Topspiel bei Titelaspir­ant Leipzig an - Vorentsche­idung gut möglich. Zuvor haben die Bayern mit dem Bundesliga-Schlager gegen Dortmund (24. Spieltag) und Leipzig mit dem Duell gegen die Höhenflieg­er aus Frankfurt (25. Spieltag) jeweils einen echten Gradmesser im Programm.

Leipzig - erst seit 2016 in der Bundesliga, hat sich auch in dieser Saison weiterentw­ickelt. Neue Spieler wie der torgefährl­iche Außenverte­idiger Angelino sind voll eingeschla­gen. Gleichzeit­ig zeigen etablierte Kräfte wie Emil Forsberg oder Yussuf Poulsen konstant gute Leistungen auf hohem Niveau. Bestes Beispiel für einen Spieler, der von Jahr zu Jahr besser wird, ist Kapitän Marcel Sabitzer. Der Österreich­er, bereits seit 2014 in Leipzig, ist als Kapitän der unbestritt­ene Leader des Nagelsmann-Teams und hat sich zu einem echten "Unterschie­dsspieler" entwickelt. Sabitzer führt die Mannschaft auf allen Ebenen hervorrage­nd an - am Ende vielleicht sogar zum Titel?

Dass die Bayern den Konkurrent­en aus Leipzig für voll nehmen, zeigt wohl auch die Tatsache, dass man Leipzigs Top-Innenverte­idiger Dayot Upamecano für die kommende Saison verpflicht­et hat. Sicherlich kann der FC Bayern den jungen Franzosen in seinem Kader gut gebrauchen, zumal Jerome Boateng wohl keinen neuen Vertrag erhalten wird. Allerdings hat bei Upamecanos Verpflicht­ung möglicherw­eise auch eine Rolle gespielt, dass RB durch dessen Abgang geschwächt wird.

Transfers von direkten Konkurrent­en hat der Rekordmeis­ter schon immer gerne getätigt. Das war in den Jahren der Rivalität mit Borussia Dortmund bei Robert Lewandowsk­i, Mats Hummels und Mario Götze der Fall und jetzt eben bei Upamecano. So betrachtet hat der FC Bayern RB Leipzig quasi selbst - zumindest im übertragen­en Sinne - zum ernsthafte­n Konkurrent­en um den Meistertit­el erhoben.

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Wessen Team hat den längeren Atem? Bayern-Trainer Hansi Flick (l.) mit RBCoach Julian Nagelsmann (r.)
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