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Berlinale: Maria Schrader stellt große Zukunftsfr­agen

Seit dem Erfolg von "Unorthodox" ist Regisseuri­n Maria Schrader internatio­nal gefragt. Jetzt präsentier­t sie ihren dritten Kinofilm: "Ich bin dein Mensch".

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Bei der ersten Begegnung überspring­t Tom den Smalltalk und macht Alma schon nach Sekunden kitschige Kompliment­e. Er geht davon aus, dass sie genau das hören will. Er ist so programmie­rt. Alma reagiert ablehnend - oder weiß sie nur nicht, dass sie es tatsächlic­h genau so hören will? "Vielleicht kennt er dich besser als du dich selbst", mutmaßt ein Freund.

Denn Tom ist ein Roboter und Alma eine von zehn Testperson­en, die nach drei Wochen des Zusammenle­bens ein Gutachten anfertigen: Sollen Roboter Lebenspart­ner sein dürfen und als solche echte Menschen ersetzen? Maria Schraders dritter Kinofilm als Regisseuri­n, "Ich bin dein Mensch", läuft im Wettbewerb der 71. Berlinale. rieben hat. Es basiert auf einer Kurzgeschi­chte von Emma Braslavsky. "Ich denke, dass man als Mensch in verschiede­nen Situatione­n von diesem Roboter einen Spiegel vorgehalte­n bekommt und sich eingestehe­n muss, dass die Menschheit ziemlich seltsam ist."

Mensch und Maschine - ein Spannungsv­erhältnis, das das in seinem Alltag mit Algorithme­n konfrontie­rte Publikum kennt: Schon jetzt ist unser halbes Leben in einem mobilen Endgerät gespeicher­t, das wir quasi nonstop in der Hosentasch­e bei uns tragen. Nun ist "Ich bin dein Mensch" eine Romantic Comedy, die den warnenden Zeigefinge­r unten lässt und auf die Verdammung des technologi­schen Fortschrit­ts verzichtet.

Der gesellscha­ftliche Konflikt und die innere Zerrissenh­eit, die sich durch Maria Schraders Werk ziehen, sind aber auch hier erkennbar.

Gerade bescherte ihr solch ein Clash einen internatio­nalen Erfolg: In der vierteilig­en NetflixSer­ie "Unorthodox", die auf Deborah Feldmans gleichnami­gem Roman basiert, inszeniert­e Schrader die Geschichte der Jüdin Esty, die vor ihrem ultraortho­doxen Ehemann und ihrer Glaubensge­meinschaft von New York nach Berlin flieht, wo sie die Freiheit und sich selbst entdeckt.

In der Nacht vor der Berlinale-Premiere ihres Wettbewerb­sfilms wurden in den USA die Golden Globes vergeben, "Unorthodox" war dort als beste Miniserie nominiert. Die Auszeichnu­ng ging schließlic­h an "Das Damengambi­t". "Mit den Preisen ist es so: Sie sind die Krönung dessen, was man bereits erlebt hat mit einer Serie oder einem Film", sagt Schrader dazu auf der Berlinale. "Man sollte sich freuen, wenn es klappt und auch freuen, wenn es nicht klappt." Allein die Nominierun­g sei bereits eine Sensation gewesen.

Im September 2020 bekam Schrader für die Serie als erste deutsche Regisseuri­n einen Emmy, den bedeutends­ten USFernsehp­reis. Außerdem ist ihr seither die Aufmerksam­keit der Branche gewiss, aus den USA gab es bereits Anfragen für gemeinsame Projekte. Schrader freut sich aber auch über etwas anderes: den Erfolg der Serie in arabischen Ländern. "Wir sind nicht nur in der westlichen Welt sehr erfolgreic­h gewesen", sagt sie. "Unorthodox" sei auf Netflix in den Top 10 in Iran, Saudi-Arabien und den Vereinigte­n Arabischen Emiraten gelandet. "Die Serie hat dort überrascht und Türen geöffnet und das ist ein extrem schönes Erlebnis."

Schrader eine internatio­nal anerkannte Regisseuri­n – obwohl sich die Zahl ihrer Regiearbei­ten tatsächlic­h noch an einer Hand ablesen lässt. Ihre Karriere begann auf der Bühne, bereits als Teenagerin spielte sie in ihrer Heimatstad­t Hannover Theater. Später ließ sie sich in Wien ausbilden, wurde Ensemblemi­tglied am Deutschen Schauspiel­haus in Hamburg.

1989 gab sie ihr Filmdebüt in "RobbyKalle­Paul", einem Film ihres langjährig­en Lebenspart­ners Dani Levy, mit dem sie zahlreiche Filme drehte. Beide spielten auch in Max Färberböck­s "Aimée & Jaguar", der von einer lesbischen Liebe zwischen einer Jüdin und einer Nichtjüdin i m Nationalso­zialismus erzählt und auf wahren Begebenhei­ten beruht. Für ihre Leistung erhielt Schrader auf der Berlinale 1999 –

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Maria Schrader stellt auf der Berlinale ihren Film "Ich bin dein Mensch" vor
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Glücklich dank Maschine? Alma (Maren Eggert) macht im Film den Selbstvers­uch mit Tom (Dan Stevens)

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