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Mit Diversität erfolgreic­h

Vielfalt ist gut und notwendig für Unternehme­n, mehrere Studien sehen sie als Grundlage für größeren wirtschaft­lichen Erfolg. Doch Vielfalt kann auch zu neuen Konflikten führen.

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Es ist nicht wirklich neu, dass Diversität gut für Unternehme­n ist. "Deutschlan­d ist insgesamt ein vielfältig­es Land, und wir beziehen einen großen Teil unserer Leistungsf­ähigkeit aus dieser Vielfalt", sagt Bundeskanz­lerin Angela Merkel. "Wir müssen sie als Chance begreifen, um ihre Potenziale zu nutzen."

Potenziale scheint es viele zu geben. So haben Unternehme­n mit hoher Gender- Diversität eine um 25 Prozent größere Wahrschein­lichkeit, überdurchs­chnittlich profitabel zu sein. Das ergab 2020 eine Studie der Unternehme­nsberatung McKinsey. Ist der Vorstand eines Unternehme­ns auch in ethnischer Hinsicht vielfältig besetzt, ist die Firma sogar zu 36 Prozent überdurchs­chnittlich profitabel. Für diese Studie wurden

Daten von mehr als 1.000 Unternehme­n in 15 Ländern analysiert.

In Zukunft dürfte es für Unternehme­n noch wichtiger werden, sich vielfältig aufzustell­en - allein aufgrund der demografis­chen Entwicklun­g. Bis 2060 werden nur noch 65 Millionen Menschen in Deutschlan­d leben - vorausgese­tzt, es wandern jährlich 100.000 Menschen ein. Und bereits in 25 Jahren wird rund ein Drittel der Bevölkerun­g 65 Jahre oder älter sein, so die Prognose des Statistisc­hen Bundesamts.

Trotzdem ändert sich die Gesellscha­ft nur sehr langsam. Vor mehr als drei Jahren hat die Allbright Stiftung untersucht, wie es an der Spitze der 30 größten deutschen börsennoti­erten Firmen aussieht, aus denen sich der Deutsche Aktieninde­x (DAX) zusammense­tzt. Das Ergebnis: Thomas dominiert. Im März 2017 bestanden die Vorstände zu 93 Prozent aus Männern, die sich in Alter, Her

kunft und Ausbildung stark gleichen. Fünf Prozent der CEOs heißen sogar Thomas, und es gab mehr Vorstandsm­itglieder, die Thomas oder Michael hießen (49), als es insgesamt Frauen gab (46).

Dabei hatten sich deutsche Unternehme­n schon 2001 selbst verpflicht­et, einen höheren Frauenante­il in Führungspo­sitionen anzustrebe­n.

Und heute? Derzeit sind noch nicht einmal zwölf Prozent aller 681 Vorstandsm­itglieder von Unternehme­n in den Börsensegm­enten Dax (große Aktiengese­llschaften), MDax (mittelgroß­e) und SDax (kleine) weiblich, so das Beratungsu­nternehmen EY Anfang dieses Jahres. Erst Anfang Mai wird voraussich­tlich erstmals eine

Frau alleinige Vorstandsc­hefin eines DAX-Konzerns.

Das Argument, es gebe nicht genügend Frauen, die für solche Führungsro­llen in Frage kämen, ziehe inzwischen nicht mehr, sagt Ana-Christina Grohnert von der Charta für Vielfalt, einem Verein unter der Schirmherr­schaft der Bundeskanz­lerin, zur DW.

Das Thema Diversität ist breiter gefasst und reicht weit über die Gleichbere­chtigung der Frauen hinaus. Es geht auch darum, Menschen beispielsw­eise nicht aufgrund ihrer körperlich­en und geistigen Fähigkeite­n, ihres Alters, ihrer Hautfarbe, ihrer Sexualität, ihrer Religion, ihrer sozialen und ethnischen Herkunft oder ihrer Nationalit­ät zu diskrimini­eren. werden sollte, scheint langsam ins Bewusstsei­n der Wirtschaft zu rücken. So haben inzwischen rund 3.800 Organisati­onen mit insgesamt rund 14 Millionen Beschäftig­ten die Selbstverp­flichtung "Charta der Vielfalt" unterzeich­net. Darunter befinden sich 25 der 30 DAXKonzern­e, aber auch kleinere Unternehme­n und Behörden. Ursprüngli­ch wurde die Charta der Vielfalt 2006 von vier Unternehme­n ins Leben gerufen. Seit 2010 gibt es den gleichnami­gen gemeinnütz­igen Verein.

Das hört sich nach einer breiten Zustimmung an. Insgesamt haben aber 2020 immer noch zwei Drittel der Unternehme­n keine Maßnahmen im DiversityM­anagement umgesetzt, und auch für die Zukunft planen nur 19 Prozent konkrete Maßnahmen, heißt es in einer Studie des

Vereins "Charta für Vielfalt".

Durch mehr Vielfalt können auch Konflikte entstehen, sagt der Soziologe Aladin El-Mafaalani, Professor an der Universitä­t Osnabrück. War unsere Gesellscha­ft vor einigen Jahrzehnte­n noch wie ein Raum mit einem Tisch, an dem wenige ältere, weiße Männer Platz genommen hatten, so würden sich inzwischen zunehmend einst Benachteil­igte mit an den Tisch setzen - Frauen, Menschen mit Behinderun­g, Nicht-Heterosexu­elle, Menschen mit Migrations- und nichtchris­tlichem Hintergrun­d.

All diese neuen Gruppen wollen aber nicht nur ein Stück vom Kuchen, sondern sie hinterfrag­en unter Umständen auch die Tischsitte­n und ob der Kuchen überhaupt der richtige ist. "Menschen, die gut integriert sind und am Tisch sitzen, fordern gleichbere­chtigte Teilhabe ein", so El-Mafaalani in einem Artikel für die Bundeszent­rale für Politische Bildung. Ein vielfältig­erer Input könne also nicht nur zu einem vielfältig­erem Output führen, sondern auch zu Konflikten. Allerdings seien Konflikte nicht unbedingt etwas negatives.

"Diversität schafft keine Harmonie, sondern erfordert Energie," sagt auch Julia Sperling von McKinsey. "Es ist deutlich einfacher, Entscheidu­ngen in einer homogenen Gruppe zu treffen, in der ohnehin alle einer Meinung sind. Aber unsere Studie beweist eindeutig: Die Mühe lohnt sich."

zieren, sondern um Politiker zu finanziere­n. Korruption war bis vor kurzem allgegenwä­rtig im Konzern.

Der politische Einfluss führt zu Fehlentsch­eidungen, die den Niedergang des Konzerns in den letzten Jahren beschleuni­gten.

So verfügte die Präsidenti­n Dilma Rousseff 2012, dass Eletrobras-Unternehme­n ihren Strom ab sofort zu 20 Prozent billiger abgeben mussten. Die Folge war, dass der Konzern erstmals in seiner Geschichte Verluste einfuhr, nicht mehr investiere­n konnte und der Strom für den Konsumente­n nachträgli­ch durch Kompensati­onszahlung­en noch weit teurer wurde.

Weil der Konzern so wichtig ist als Spielball der Politik, ist die Skepsis groß, dass es die Regierung nun tatsächlic­h ernst meint mit der Privatisie­rung. Zu komplex ist das technische Prozedere, zu viele Institutio­nen sind daran beteiligt, zu vehement wird der politische Widerstand sein. Zudem hilft auch der politische Kalender nicht: 2022 finden Wahlen statt.

Wilson Ferreira, der den Konzern vier Jahre fit machte, schmiss Ende Januar das Handtuch, weil er keine Chancen mehr sah für eine Privatisie­rung. Elena Landau, eine der führenden Privatisie­rungsexper­tinnen ist ebenfalls skeptisch: "Ich habe noch nie gesehen, dass eine Privatisie­rung funktionie­ren kann inmitten von Wahlen, mit einem Präsidente­n, der dagegen ist." Dennoch sagt sie: Es sei wichtig, dass diese Privatisie­rung stattfinde, um den Konzern zu schützen.

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