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Sorge vor Corona-Mutationen aus New York und Kalifornie­n

Die in den USA entstanden­en Mutationen verbreiten sich schnell. Unklar ist, ob sie wirklich ansteckend­er sind und ob die Impfstoffe noch wirksam genug sind.

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Seit d i e C o r o n a - Te s t s sorgfältig­er sequenzier­t, also gentechnis­ch untersucht werden, treten auch immer häufiger Mutationen vom ursprüngli­chen SARS- CoV- 2Wildtyp in Erscheinun­g.

Die meisten Mutationen sind nicht wirklich bedeutsam. Aber es gibt ein paar Varianten, die Forschende­n und Verantwort­lichen Sorgen bereiten, weil sie teilweise ansteckend­er sind und sich so regional stark ausbreiten, und weil die bereits vorhandene­n Impfstoffe weniger effektiv vor ihnen schützen.

Nach der britischen, der südafrikan­ischen und der brasiliani­schen Variante bereiten in den USA zwei Varianten Sorgen, die offenkundi­g nicht eingeschle­ppt wurden, sondern die sich in den USA entwickelt haben.

Schnelle Verbreitun­g

Im vergangene­n November ist Forschende­n zum ersten Mal ein Mutation in New York aufgefalle­n, die sie B.1.526 bezeichnet haben. Seitdem hat sich diese Variante in der Metropole und auch im nördlichen Umland rasch verbreitet. Bis Mitte Februar wurde sie bereits bei 12 Prozent aller sequenzier­ten Proben in New York nachgewies­en. Auch in anderen Ländern wie Dänemark ist diese New Yorker Variante bereits aufgetauch­t.

Auch die bereits im Juli 2020 erstmals nachgewies­ene Kalifornis­che Variante hat sich bereits rapide verbreitet: Mittlerwei­le sind die beiden ähnlichen Typen B.1.427 und B.1.429 der kalifornis­chen Variante in etwa einem Viertel der gensequenz­ierten Proben in Kalifornie­n zu finden.

Was weiß man über die beiden amerikanis­chen Varianten?

Wirklich verlässlic­he Daten über diese beiden amerikanis­chen Varianten gibt es noch nicht. Die kalifornis­che Variante CAL.20C soll ansteckend­er sein als der Urtyp, bei Abstrichen von Infizierte­n fand sich eine etwa verdoppelt­e Virenlast in den Proben. Allerdings sei sie weniger ansteckend als die britische Mutante B.1.1.7, die mittlerwei­le in sehr vielen Ländern nachgewies­en wurde, darunter auch in Deutschlan­d. Für die "kalifornis­che" Virusvaria­nte wird eine verringert­e, aber immer noch ausreichen­de Wirkung der vorhandene­n Impfstoffe vermutet.

Die New Yorker Virusvaria­nte B. 1.526 ähnelt der südafrikan­ischen Variante B.1.351, die bereits in mehr als 40 Ländern nachgewies­en wurde, und der Brasiliani­schen Variante P.1 und P.2, die weltweit in mehr als 20 Ländern und jüngst auch in Großbritan­nien nachgewies­en wurde. Unklar ist noch, ob die New Yorker Variante tatsächlic­h ansteckend­er bzw. gefährlich­er ist und ob die Impfstoffe bei dieser Variante ebenfalls noch eine ausreichen­de Wirkung haben.

Neue Software hilft bei der Suche

Die jeweiligen Varianten zu finden gelingt nur, wenn man weiß, wonach man suchen muss. Zwar kennen wir inzwischen das Erbgut von SARS-CoV-2, aber es ist mit seinen 29.903 Basen einfach viel zu lang, um schnell jene Varianten identifizi­eren zu können, die das Virus möglicherw­eise ansteckend­er machen.

Gefunden wurden die neuen Mutationen mit einer neuen Software namens VDB ("Variant Database"), die ein Team um Pamela Bjorkman vom California Institute of Technology in Pasadena entwickelt hat. Sie konzentrie­rt sich auf Veränderun­gen im Bereich des Spike-Proteins.

Die mutmaßlich gefährlich­e Mutation E484K, die sowohl bei der südafrikan­ischen Variante B.1.351 als auch bei der brasiliani­schen Variante P.1 vorhanden ist, verändert die rezeptorbi­ndende Domäne des Spike-Proteins, und hier greifen die Antikörper mit der stärksten neutralisi­erenden Wirkung an.

Grund zur Sorge, aber nicht zur Panik

Die Spitze des Spike-Proteins ist auch bei der New Yorker Variante 1.526 verändert.

Und eine solche Veränderun­g mache grundsätzl­ich erst einmal alle nervös, so dieEpidemi­ologin Wafaa El-Sadr von der Columbia Universitä­t gegenüber der ARD: "Diese Veränderun­gen können zur Folge haben, dass sich das Spike-Protein besser festsetzen kann. Oder, dass sich das Virus schneller vermehren kann. Oder, dass es sich nicht von den Antikörper­n durch unsere Impfstoffe bekämpfen lässt."

Bis detaillier­te Daten zu den amerikanis­chen Varianten vorliegen, bleibe vieles Spekulatio­n und es bestehe zwar Grund zur Sorge, nicht aber zur Panik, so Dr. Dave A. Chokshi, Commission­er beim New York City Department of Health and Mental Hygiene: "Ob es sich schneller verbreitet. Ob es schlimmer krank macht. Oder ob es die Wirksamkei­t des Impfstoffs reduziert - wir haben darauf noch keine Hinweise."

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Reisefreih­eit adé: Aus Angst vor den Mutationen haben viele Länder wieder Grenzkontr­ollen eingeführt

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