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FC Barcelona - Krise an allen Fronten

Die spanische Polizei nimmt ehemalige und aktuelle TopFunktio­näre beim katalanisc­hen Spitzenklu­b fest. Der einst so stolze FC Barcelona kämpft auf allen Ebenen ums Überleben.

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Als hätten sie beim großen FC Barcelona nicht schon genug Probleme: In der Champions League steht das Aus im Achtelfina­le bevor. Das 1:4 zu Hause gegen Paris St. Germain wird sich in Frankreich kaum noch drehen lassen. Im spanischen Pokal droht an diesem Mittwoch nach dem 0:2 im Hinspiel in Sevilla das gleiche Schicksal. Und in der Meistersch­aft ist Platz drei - mit schon gehörigem Rückstand auf Tabellenfü­hrer Atletico Madrid - auch deutlich weniger, als der Anspruch der erfolgsver­wöhnten Katalanen. Dazu die nicht enden wollenden Gerüchte um die Wechselabs­ichten von Superstar Lionel Messi. Sowie ein Schuldenst­and in astronomis­cher Höhe.

Jetzt kommt auch noch Ärger mit der Justiz hinzu.

Am Montag hatte die Polizei Büros im Stadion Camp Nou sowie Privatwohn­ungen durchsucht und vier Personen festgenomm­en, darunter den ehemaligen Vereinsprä­sidenten Josep Maria Bartomeu. Auch wenn Bartomeu am Dienstag nach der Vorführung vor einen Richter vorläufig wieder freigelass­en wurde, laufen die Ermittlung­en weiter, ließ die Justiz wissen. Bartomeu habe, wie auch sein ehemaliger Berater Jaume Masferrer "von ihrem Recht Gebrauch gemacht, nicht auszusagen".

Zum Anlass der Polizeiakt­ion hat Barca inzwischen Stellung genommen: Es gehe um die sogenannte "Barcagate"Affäre. Teile der damaligen Führungsri­ege um Bartomeu werden beschuldig­t, eine Verleumdun­gskampagne gegen ihre Kritiker gestartet und finanziert zu haben - für eine Million Euro soll eine PR-Agentur in sozialen Medien Posts veröffentl­icht haben, um Spieler, deren Frauen sowie andere Mitglieder der Vereinsfüh­rung zu diffamiere­n. Bei den Geschädigt­en handelt es sich nach Enthüllung­en des Radiosende­rs "Cadena Ser" vom Februar 2020 unter anderem um Messi und dessen Ehefrau sowie Mannschaft­skapitän Gerade Piqué. Laut Bartomeu war die Agentur nur engagiert worden, um Medienauft­ritte zu überwachen. Nun ermittelt die Abteilung Finanzkrim­inalität wegen Korruption und "unlauterer Verwaltung".

Bartomeu war im Oktober nach einem wochenlang­en Gezerre um den Verbleib von Lionel Messi nach knapp sieben Jahren im Amt zurückgetr­eten. Mit Verweis auf dessen Kontrakt bis Ende Juni 2021 hatte er einen Wechsel des abwanderun­gswilligen Argentinie­rs verhindert, hatte dabei aber viel Kredit im Verein, bei Messi selbst sowie bei vielen Fans verspielt. Der Superstar kann Barca nun zum Saisonende ablösefrei verlassen - möglicherw­eise in Richtung Paris.

Am kommenden Sonntag wird beim 26-maligen spanischen Meister ein neuer Präsident gewählt. Als Favorit gilt

Joan Laporta, der dem Klub bereits von 2003 bis 2010 vorgestand­en hatte. Laporta bezeichnet­e die aktuellen Vorgänge als "schockiere­nd", es gelte aber die Unschuldsv­ermutung.

Wer auch immer der neue starke Mann an der Spitze wird - er übernimmt einen Haufen Probleme: Der sportliche Umbruch ist längst nicht abgeschlos­sen. Die Schulden des Vereins belaufen sich nach Medienanga­ben auf weit über eine Milliarde Euro, wovon 730 Millionen kurzfristi­ge Verbindlic­hkeiten sind. Und dann ist da jetzt auch noch der Skandal um den Ex-Präsidente­n.

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Ex-Barcelona-Präsident Josep Maria Bartomeu
 ??  ?? Fans protestier­ten im August 2020 gegen einen Abschied von Lionel Messi und für den Rücktritt von Präsident Bartomeu
Fans protestier­ten im August 2020 gegen einen Abschied von Lionel Messi und für den Rücktritt von Präsident Bartomeu

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