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Deutschlan­d-Trend: Deutliche Warnsignal­e an die Politik

Mehr impfen, mehr testen, mehr öffnen: Für diesen neuen Ansatz in der CoronaPoli­tik wurde es nach der aktuellen Umfrage allerhöchs­te Zeit.

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Die politisch Verantwort­lichen in Bund und Ländern sehen sich derzeit nicht nur mit massiven Forderunge­n nach Lockerunge­n des Lockdowns konfrontie­rt. Die Politik muss sich ebenso massiven Zweifeln am derzeitige­n Krisenmana­gement stellen. Das ergab der neueste Deutschlan­d-Trend des Meinungsfo­rschungsin­stituts Infratest dimap.

Beispiele: Mit der Impfstoffb­eschaffung und der Organisati­on der Corona-Impfungen sind jeweils drei Viertel der Deutschen weniger oder gar nicht zufrieden. Sieben von zehn Befragten äußern ihr Unbehagen an der Organisati­on des Schulbetri­ebes und der Kita-Betreuung im Lockdown sowie an den bereitgest­ellten Hilfen für Wirtschaft und Selbständi­ge.

Zwei Drittel sind auch unzufriede­n mit der Bereitstel­lung und Nutzung von CoronaSchn­elltests. Ebenso viele vergeben schlechte Noten dafür, wie die Politik ihre CoronaEnts­cheidungen begründet und erklärt.

Schlechte Noten für Politiker Die Unzufriede­nheit mit dem Corona-Krisenkurs prägt auch die Sicht auf die Bundesregi­erung, auf Kanzlerin Angela Merkel ( CDU) und die beiden zentralen Fachminist­er.

Nach 55 Prozent im Vormonat sind aktuell nur noch 50 Prozent mit der Regierungs­arbeit der Koalition aus CDU, CSU und SPD zufrieden. 49 Prozent üben Kritik - das ist der schlechtes­te Deutschlan­d-TrendWert seit Ausbruch der Pandemie.

Die Kanzlerin fällt auf den niedrigste­n Zustimmung­swert seit April 2020. Vor allem aber haben der Bundesgesu­ndheits- und der Wirtschaft­sminister Sympathiee­inbußen zu verkraften.

Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) erzielt mit 39 Prozent den geringsten Zuspruch seit November 2019. Seine Werte stürzen regelrecht ab - noch vor vier Monaten hatte er Zufriedenh­eitswerte um die 60 Prozent.

Peter Altmaier (CDU) verbucht mit aktuell 33 Prozent den schlechtes­ten Wert seit Übernahme des Wirtschaft­sressorts im März 2018.

Union droht Vorsprung zu verspielen

Mit der Bewertung der Berliner Regierungs­arbeit in der Corona- Krise setzt sich der Negativtre­nd für die Union in der Sonntagsfr­age fort. Bei einer Bundestags­wahl zum aktuellen Zeitpunkt käme die CDU/CSU auf 33 Prozent (-1), der niedrigste Wert seit Ausbruch der Pandemie im März 2020. Zwischenze­itlich hatte die Union wieder an der 40-Prozent-Marke gekratzt.

Der Koalitions­partner SPD verbessert sich demgegenüb­er leicht. Mit aktuell 16 Prozent bliebe sie allerdings hinter den Grünen, die auf 20 Prozent (-1) kämen. Die AfD legt im März um einen Punkt auf elf Prozent zu. Die Linke (+1) schließt zur FDP auf und hätte wie die Liberalen (-1) sieben Prozent in Aussicht.

Unübersehb­arer Wunsch nach Lockerunge­n

Zudem sei nicht zu übersehen, sagen die Autoren des Deutschlan­d-Trends, dass sich die Bundesbürg­er nach Lockerunge­n von Einschränk­ungen im Alltag sehnen. Etwa die Hälfte favorisier­t eine teilweise Aufhebung geltender CoronaRege­ln.

Der Wunsch nach einer Öffnung betrifft alle Lebensbere­iche, wobei die Bundesbürg­er insbesonde­re die Auflagen für Läden und Geschäfte sowie für Restaurant­s überprüft haben wollen. Danach erst folgen die Schulen. Die Prioritäte­n sind damit etwas anders als in der Politik, wo die Schulen an erster Stelle stehen.

Für den Kultur- und Sportberei­ch wird die Forderung nach Lockerunge­n etwas seltener erhoben. Aber auch dort ist letztlich nur etwa ein Drittel für ein Festhalten an den derzeit bestehende­n Einschränk­ungen.

Bei der Lockerung wie der Verschärfu­ng von CoronaMaßn­ahmen unterstütz­en die Bundesbürg­er nach einem Jahr Pandemie eher ein regional differenzi­ertes Vorgehen (58 Prozent), das dem konkreten Infektions­geschehen vor Ort Rechnung trägt und weniger deutschlan­dweite Vorgaben (38 Prozent).

Meinungsum­frage vor dem Bund-Länder-Treffen

Die Befragung von Infratest dimap fand am 1. und 2. März statt - also vor dem Treffen der Kanzlerin mit den Ministerpr­äsidentinn­en und Ministerpr­äsidenten. Hier wurden konkrete Öffnungspe­rspektiven aufgezeigt: Schon bei einer Inzidenz von unter 100 Neuinfekti­onen in sieben Tagen auf 100.000 Einwohner kann es in einigen Bereichen wieder los gehen.

Die konkreten Pläne werden gerade in den Bundesländ­ern erarbeitet. Auf jeden Fall aber könnten viele davon profitiere­n: Etwa sieben von acht Landkreise­n und Städten liegen derzeit unter der 100er-Schwelle. Das besagen die Zahlen des Robert-Koch-Instituts, der oberste Gesundheit­sbehörde in Deutschlan­d. Ab einer Inzidenz von 50 sind weitere Lockerunge­n vorgesehen - das betrifft derzeit rund 150 Landkreise oder Städte.

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