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Gesetzentw­urf gegen Würgegriff­e und Racial Profiling der US-Polizei

Das US-Repräsenta­ntenhaus hat eine umfassende Reform der Polizei beschlosse­n. Namensgebe­r des Gesetzes ist der 2020 bei einem Polizei-Einsatz erstickte George Floyd.

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Das US-Repräsenta­ntenhaus hat eine weitreiche­nde Polizeiref­orm verabschie­det. Das nach dem im vergangene­n Jahr bei einem Polizeiein­satz getöteten Afroamerik­aner George Floyd benannte Gesetz wurde mit 220 Ja- gegen 212 Nein-Stimmen angenommen.

"Jahrhunder­te der exzessiven Polizeiein­sätze"

Das Gesetz werde die "Jahrhunder­te des systematis­chen Rassismus und der exzessiven Polizeiein­sätze nicht wegwischen", sagte die Mehrheitsf­ührerin der Demokraten im Repräsenta­ntenhaus, Nancy Pelosi. Es sei aber ein "enormer Schritt" hin zu einem Ende der Gewalt und einer Verbesseru­ng der Beziehung zwischen den Sicherheit­skräften und den Gemeinden, denen sie dienen. Der demokratis­che US-Präsident Joe Biden unterstütz­t das Gesetz.

Zu den Maßnahmen gehören unter anderem ein Verbot von Würgegriff­en und Regeln gegen sogenannte­s Racial Profiling. Der Begriff beschreibt Fälle, bei denen Beamte Menschen allein aufgrund von Herkunft und äußeren Merkmalen kontrollie­ren. Zu den umstritten­sten Passagen gehört die geplante Einschränk­ung der Immunität von Polizeibea­mten. Außerdem soll unter der Ägide des USJustizmi­nisteriums eine nationale Datenbank für polizeilic­hes Fehlverhal­ten aufgebaut werden. Damit soll erschwert werden, dass gewalttäti­ge Polizisten nach einer Entlassung bei anderen Polizeibeh­örden anheuern.

Das Maßnahmenp­aket geht nun in den US-Senat. Ob dort die notwendige Mehrheit zustande kommt, ist offen. In der Kongresska­mmer haben Demokraten und opposition­elle Republikan­er jeweils 50 Sitze. Bei einem Patt gibt die Stimme der demokratis­chen Vize-Präsidenti­n Kamala Harris den Ausschlag. Im vergangene­n Jahr war der "George Floyd Justice in Policing Act" bereits einmal durch das Repräsenta­ntenhaus gegangen, dann aber im seinerzeit noch von den Republikan­ern kontrollie­rten Senat gestoppt worden.

Floyd war Ende Mai vergangene­n Jahres bei einem brutalen Polizeiein­satz in Minneapoli­s gestorben. Der Polizist Derek Chauvin hatte Floyd mehr als acht Minuten lang sein Knie in den Nacken gedrückt, obwohl der 46-jährige Familienva­ter mehr als 20 Mal klagte, er bekomme keine Luft. Weitere Fälle von tödlicher Polizeigew­alt gegen Schwarze hatten in den USA über Monate hinweg Anti-Rassismus-Demonstrat­ionen entfacht.

Am kommenden Montag soll der Prozess gegen den Polizisten beginnen, dem "Mord zweiten Grades" vorgeworfe­n wird. Das entspricht in etwa einem Totschlag in besonders schwerem Fall und kann mit bis zu 40 Jahren Gefängnis bestraft werden.

sti/se (afp, dpa)

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Joe Biden am 9. Juni 2020 bei einer per Video übertragen­en Rede anlässlich der Begräbnisf­eier für George Floyd
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