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Lufthansa-Zahlen: Das Corona-Horror-Jahr

Die Corona-Pandemie hat weltweit die Airlines am Boden gehalten. Und es wird noch lange dauern, bis das Vorkrisen-Niveau wieder erreicht wird - wenn überhaupt. Das sieht man auch bei der Lufthansa so.

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2020 war ein schweres Jahr für die Deutsche Lufthansa. Doch deren Chef Carsten Spohr gibt sich vorsichtig optimistis­ch, dass das laufende Jahr besser wird. Die Verluste aber werden bleiben. Sie werden zwar nicht mehr so hoch ausfallen wie 2020: Da hatte der Konzern, der wie viele andere Airlines von der Corona-Pandemie hart getroffen wurde, 6,7 Milliarden Euro Verlust eingefloge­n. Der Umsatz brach um zwei Drittel ein auf 13,6 Milliarden Euro, die Fluggesell­schaften des Konzerns beförderte­n 36,5 Millionen Passagiere, drei Viertel weniger als 2019. Die Zahl der Flüge sank um zwei Drittel auf 390.000, die der Mitarbeite­r um ein Fünftel auf 110.000 zum Jahresende.

Um überhaupt zu überleben, musste der Lufthansa-Konzern vom Staat gerettet werden. Von Deutschlan­d, der Schweiz, Österreich und Belgien erhielt er neun Milliarden Euro Staatshilf­e. Davon hatte die Fluggesell­schaft vor wenigen Wochen den Kredit der deutschen Staatsbank KfW im Volumen von einer Milliarde Euro wieder zurückgeza­hlt. Denn sie konnte sich am Kapitalmar­kt inzwischen wieder refinanzie­ren. "Wir gehen lieber an den Kapitalmar­kt, als uns beim Steuerzahl­er zu verschulde­n", sagte Spohr. 5,7 Milliarden Euro der Staatsgeld­er seien noch gar nicht genutzt worden.

Erholung dauert länger

Für 2021 sei der Konzern durchfinan­ziert, sagte auch der neue Finanzvors­tand Remco Steenberge­n. So verfügte der inzwischen aus dem Deutschen Aktieninde­x Dax in den MDax abgerutsch­te Konzern Ende des Jahres über flüssige Mittel von 10,6 Milliarden Euro. Die Kosten habe man deutlich reduziert. Inzwischen verbrenne man pro Tag "nur" noch zehn Millionen Euro - in den Monaten kurz nach Krisenbegi­nn waren es eine Million Euro pro Stunde gewesen. "Die Lufthansa hat schon recht viel gemacht", sagt Stefan Schöppner, Analyst der Commerzban­k. "Aber es wird relativ lange dauern, bis sie wieder in dem Maße fliegt, wie sie vor der Krise geflogen ist. Die Erträge werden aber schon früher zurückkomm­en."

So rechnet auch LufthansaC­hef Spohr für das laufende Jahr zwar mit einer Verbesseru­ng, doch ist er nicht mehr so optimistis­ch wie noch am Jahresende. Hatte er da noch eine Auslastung der Kapazitäte­n von 60 Prozent gegenüber 2019 in Aussicht gestellt, erwartet er inzwischen nur noch 40 bis 50 Prozent. Zum Sommer hin dürfte die Nachfrage wieder anziehen - "sobald durch eine weitere Verbreitun­g von Tests und Impfstoffe­n die restriktiv­en Reisebesch­ränkungen zurückgehe­n", hofft Spohr. Die sollten möglichst digital nachgewies­en werden können, das mache dann eine Quarantäne überflüssi­g. Als erstes werde sich die Kurzstreck­e erholen, bis Ende März soll das Angebot um 50 Prozent ausgebaut werden. Lufthansa setzt zunächst stärker auf touristisc­he Ziele. Denn die Zahl der Geschäftsr­eisekunden, die bisher etwa 30 Prozent ausmachten, werde zunächst weiter sinken. Mit denen hatte die Kranichlin­ie immerhin etwa 45 Prozent ihrer Umsätze gemacht.

Keine Rückkehr der A380

Spohr will die Krise als Chance für das Unternehme­n nutzen und die Lufthansa zurechtstu­tzen, effiziente­r und nachhaltig­er machen. So soll die Belegschaf­t um weitere 10.000 auf dann 100.000 Mitarbeite­r schrumpfen. Dazu wäre es dem Lufthansa-Chef am liebsten, wenn er eine verpflicht­ende Teilzeitre­gelung einführen könnte - so könne man ver

suchen, alle Mitarbeite­r zu halten, das dürfe aber nicht die Kosten treiben. Das aber müsse noch mit den Vertretern der Arbeitnehm­ergruppen ausgehande­lt werden. Die größten Probleme erwartet er dabei für die Piloten, die sich eigentlich Abstriche von ihren Gehältern leisten können.

Die Flotte von zuletzt 800 Flugzeugen, davon 760 eigenen Maschinen, wird weiter verkleiner­t. 115 Flugzeuge hat der Konzern schon ausgemuste­rt. Nun sollen weitere folgen, dafür aber auch neue, effiziente­re Maschinen angeschaff­t werden. Das helfe auch den CO2-Ausstoß weiter zu senken: Bis 2030 soll der um die Hälfte reduziert werden, bis 2050 wolle man CO2-neutral fliegen, versprach der Lufthansa-Chef. Der A380 (Artikelbil­d) wird wohl nicht wieder in die Lufthansa-Flotte aufgenomme­n. Und auf der Kurzstreck­e will man weiter mit der Deutschen Bahn zusammenar­beiten. Bisher aber seien die meisten Flughäfen bis auf Frankfurt noch nicht ausreichen­d an das Bahnnetz angebunden.

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Musste einen Milliarden- Verlust verkünden: Lufthansa- Chef Carsten Spohr

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