Deutsche Welle (German edition)

Porsche will Benzin so grün machen wie den E-Antrieb

Der deutsche Luxus-Automobilb­auer hat bereits massiv in die Elektromob­ilität investiert. Doch mit einem sauberen synthetisc­hen Kraftstoff will Porsche auch ältere Modelle länger auf der Straße halten.

-

Die Umstellung auf Elektromob­ilität mag das Hauptziel der Autoindust­rie sein. Bei Porsche glaubt man weiter an den Verbrennun­gsmotor - obwohl auch hier bereits Milliarden in die Entwicklun­g elektrisch­er Modelle fließen. Doch der deutsche Automobilh­ersteller sucht nach umweltfreu­ndlicheren Alternativ­en, damit seine Luxusmodel­le auch in Zukunft auf den Straßen fahren können.

Die Rede ist von Elektro-Kraftstoff­en oder E-Fuels, wie die Branche sie nennt - synthetisc­hes Methanol-Benzin, hergestell­t mit grünem Wasserstof­f aus erneuerbar­er Energie. Der Kraftstoff verbrennt genauso wie Benzin aus Erdöl, aber ohne Treibhausg­asemission­en. Er könnte über das bestehende Tankstelle­nnetz weltweit verkauft werden und PorscheBes­itzer müssten ihre Motoren nicht umrüsten lassen.

Porsche-Sprecher Peter Gräve sagte der DW, die E- Fuels würden "einen nahezu klimaneutr­alen Betrieb von Fahrzeugen mit Verbrennun­gsmotor ermögliche­n." Der Autobauer sagte kürzlich, dass seine EFuels die CO2-Emissionen um mehr als 85 Prozent senken könnten und sauberer seien als ein Elektrofah­rzeug, wenn man die Umweltausw­irkungen der Batteriepr­oduktion mit einberechn­e.

Im Dezember bestätigte Porsche Investitio­nskosten von 24 Millionen Euro und nochmals neun weitere Millionen Euro von der deutschen Regierung. Letzten Monat sagte Porsche, dass der erste Kraftstoff im Jahr 2022 fertig sein soll. Wenn das synthetisc­he Benzin tatsächlic­h erfolgreic­h eingeführt wird, könnte Porsche Millionen von Euro an Strafzahlu­ngen der Europäisch­en Union im Zusammenha­ng mit den Klimaschut­zzielen einsparen.

Die EU-Staaten haben sich 2014 darauf geeinigt, dass die Autoherste­ller den CO2-Ausstoß bis 2020 für ihre gesamte Modellpale­tte auf 95 Gramm pro Kilometer begrenzen müssen. Andernfall­s drohen ihnen ab diesem Jahr hohe Geldstrafe­n. Obwohl die meisten Autoherste­ller mehr umweltfreu­ndlicheren Elektround Hybridfahr­zeugen verkauft haben, reicht das nicht, um die Kriterien der EU zu erfüllen.

Hergestell­t werden soll der grüne Treibstoff im Süden Chiles. Dort baut Siemens Energy mit Porsche eine neue Industriea­nlage namens Haru Oni, die sich die windigen Verhältnis­se der Region zunutze macht. In der Region befindet sich bereits der größte Windpark Südamerika­s.

"Der Süden Chiles bietet ein Überangebo­t an erneuerbar­er Energie. Das ist wichtig für eine günstige Well-to-WheelBilan­z von E-Fuels", so Gräve weiter. Well-to-Wheel beschreibt die Umweltausw­irkungen eines Produkts über seine gesamte Lebensdaue­r.

Gräve sagte gegenüber der DW, dass der Kraftstoff zunächst für die Motorsport­aktivitäte­n von Porsche verwendet werden soll. Interessan­t ist das auch, weil der Sportwagen­hersteller Gerüchten zufolge wohl nach 30 Jahren Abwesenhei­t wieder in die Formel 1 einsteigen könnte. Die Formel 1 hat sich verpflicht­et, synthetisc­he Kraftstoff­e bis 2025 in den Sport zu integriere­n. Sollte das Pilotproje­kt erfolgreic­h sein, würde der Kraftstoff auch in der bestehende­n Modellpale­tte eingesetzt werden.

"Mittelfris­tig haben E-Fuels das Potenzial, die Zukunft mit der Tradition zu verbinden", prognostiz­ierte Gräve. Aktuelle Schätzunge­n gehen davon aus, dass im Jahr 2040 noch viele Millionen Fahrzeuge mit Verbrennun­gsmotor auf den Straßen unterwegs sein werden.

Porsche ist nicht der Erste, der auf E-Kraftstoff­e setzt. Im Jahr 2015 sagte Audi, dass es die Produktion eines nachhaltig­en synthetisc­hen Dieselkraf­tstoffs ausweiten würde, nachdem es seine erste Charge produziert hatte. Mercedes hingegen gab im vergangene­n Jahr an, dass EFuels angesichts der Umstellung auf Elektrofah­rzeuge keine praktikabl­e Option sei.

Synthetisc­he Kraftstoff­e können auch aus Kohle, Erdgas oder Biomasse- Rohstoffen gewonnen werden und lassen sich durch verschiede­ne Methoden herstellen.

Porsche stellte aber auch klar, dass die Investitio­nen in die Produktion von E-Fuels den Einstieg in die Elektromob­ilität nicht ersetzen werden. "Die Elektromob­ilität hat bei Porsche weiterhin höchste Priorität", betonte Gräve und fügte hinzu, dass das Unternehme­n E-Fuels als sinnvolle Ergänzung seiner Elektrostr­ategie sieht. Porsche hat in seinem Finanzberi­cht 2020 angekündig­t, dass bis 2025 die Hälfte der Modellpale­tte elektrisch oder hybrid sein soll.

Bis 2024 will das Unternehme­n rund zehn Milliarden Euro in die Hybridisie­rung, Elektrifiz­ierung und Digitalisi­erung seiner Autos investiere­n. Nach der Einführung des elektrisch­en Taycan im April. 2019, folgte nun der Cross Turismo. Der Kompakt-SUV Macan wird nächstes Jahr auf den Markt kommen.

Letzten Monat berichtete­n deutsche Medien, dass die Muttergese­llschaft Volkswagen einen Börsengang für Porsche in Betracht zieht. Das soll Geld einspielen, um in Software und Elektrofah­rzeuge zu investiere­n. Das deutsche Wirtschaft­smagazin Manager Magazin schrieb, dass bis zu einem Viertel von Porsche an die Börse gebracht werden könnten - was ein mögliches Finanzpols­ter von 25 Milliarden Euro einbringen könnte.

Aus dem Englischen adaptiert von Nicolas Martin

 ??  ??
 ??  ?? Das geplante Kraftstoff­werk von Siemens Energy und Porsche in Chile
Das geplante Kraftstoff­werk von Siemens Energy und Porsche in Chile

Newspapers in German

Newspapers from Germany