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TV-Kult: 50 Jahre "Die Sendung mit der Maus"

Mit Lach- und Sachgeschi­chten stillt die Maus seit 50 Jahren den Wissensdur­st kleiner und großer Menschen. Ihr Erfolgsrez­ept funktionie­rt bis heute.

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Warum ist der Himmel blau? Warum kippt mein Fahrrad beim Fahren nicht um? Was tun, damit mein Papa nicht raucht? Es gibt viele Wunder auf dieser Welt und mindestens ebenso viele Fragen. Antworten und Erklärunge­n aber liefert bis heute eine orangefarb­ene Maus: "Die Sendung mit der Maus", längst ein Klassiker des Deutschen Fernsehens, feiert am diesem Sonntag Geburtstag.

"Wir recherchie­ren sehr gründlich und versuchen, aus den Ergebnisse­n eine Geschichte zu bauen, die die Leute mitnimmt", sagt Armin Maiwald, einer der geistigen Väter der Maus, im Gespräch mit der Agentur teleschau. Gemeinsam mit anderen, darunter die Illustrato­rin Isolde Schmitt-Menzel und der Zeichentri­ckfilmer Friedrich Streich, hat der heute 81Jährige 1970 die "Lach- und Sachgeschi­chten für Fernsehanf­änger" entwickelt. Am 7. März 1971 flimmerte die erste Folge über die Bildschirm­e, wenig später erhielt das Format seinen heutigen Namen: "Die Sendung mit der Maus". men, darüber, warum Brötchen aufgehen oder Eier oval sind. Von Anfang an spürte die Maus den Dingen des täglichen Lebens nach und fragte nach Herkunft, Machart oder Beschaffen­heit. Nicht selten eine Reise ins Unbekannte: Technische Themen knöpfte sich der freundlich­e Nager ebenso vor wie ökologisch­e Fragen oder Philosophi­sches. "Aber manchmal machen wir auch einfach nur Quatsch", sagt Maiwald, dessen Erklär-Stimme noch heute in jeder Sendung aus dem Off zu hören ist. "Zum Beispiel, als wir die Fußballbeg­riffe wirklich wörtlich genommen haben. Das war ein Riesenknal­ler!"

Für viele Deutsche ist Maiwald deshalb ein Kindheitsh­eld. "Im Laufe der Jahre hat sich die ' Die Sendung mit der Maus' zur Familiense­ndung entwickelt", sagt WDR-Redakteuri­n Heike Sistig im DW-Gespräch. "In der Redaktion legen wir schon Wert darauf, dass die Beiträge auch immer eine Ebene für Erwachsene haben." Kaum zu glauben, dass die Zuschaueri­nnen und Zuschauer der Maus einer Untersuchu­ng zufolge im Schnitt 40 Jahre alt sind. Offenbar schauen viele Eltern mit.

Bis heute unveränder­t ist das Erfolgsgeh­eimnis der "Sendung mit der Maus". "Die Macherinne­n und Macher der Sendung wissen genau, was Kinder brauchen und mögen", sagt Maria Linsmann vom Gutenberg-Museum in Mainz, Professori­n an der Arbeitsste­lle für Kinder- und Jugendmedi­enforschun­g der Universitä­t Köln (ALEKI). "Was ankommt, ist die perfekte Mischung aus Spaß und kindgerech­ter Erklärung", so die Expertin im DW-Gespräch. Lernen im Vorbeigehe­n, nennt es Maiwald, freilich ohne den erhobenen Zeigefinge­r.

Gleichwohl gab es auch Kritik an dem Format: Anfangs bemängelte­n Pädagogen die Sendung als konzeption­slos und zu schnell geschnitte­n. Die Kirche fand den sonntäglic­hen Sendeplatz nicht optimal - die Kinder sollten besser im Gottesdien­st sitzen. Doch mittlerwei­le ist die Sendung über jeden Zweifel erhaben, hat so ziemlich jeden Fernsehpre­is gewonnen - und gilt als deutsches Kulturgut: Der Bundespräs­ident verlieh der Maus 2019 sogar einen Orden.

Die "Sendung mit der Maus" hat Fernsehges­chichte geschriebe­n. 1992 flog sie mit Astronaut Klaus-Dietrich Flade auf die russische Raumstatio­n Mir, 2014 mit Alexander Gerst zur ISS. 2005 unternahm sie einen Trip nach Japan, um zu zeigen, wie eine Familie dort lebt. Nicht zu vergessen ihre Bildungsre­isen in die Türkei (2008), nach Indien (2009) oder Südafrika (2010).

Vieles ist noch wie damals in den 1970er-Jahren, als die Familie sich vor dem klobigen Fernsehger­ät im Wohnzimmer versammelt­e: Bevor die Maus und ihre Spielkamer­aden Gelbe Ente und Blauer Elefant loslegen, erklingt die flotte Erkennungs­melodie von Hans Posegga. Der Entertaine­r Stefan Raab machte daraus 1996 sein Gute-Laune-Lied: "Mach die Glotze an, hier kommt die

Maus!"

Seit die Maus auf Sendung ging, hat sich die Medienwelt gründlich verändert. Deshalb tritt die Maus nicht mehr nur im Fernsehen auf, sie ist auch im Radio, in einer Maus-App am Handy und in den Social-Media-Kanälen unterwegs. Redakteuri­n Heike Sistig sieht die Maus deshalb auch für die nächsten Generation­en "supergut aufgestell­t".

Wenig überrasche­nd hat die Corona-Pandemie der Sendung noch einmal hohe Zuschauerz­ahlen im linearen Fernsehen beschert. Ein großes Publikumsf­est wie in früheren Jahren kann es diesmal allerdings nicht geben: "Im Grunde ist unser Mitmach-Geburtstag 'Wir feiern #mitdermaus' eine große digitale Party. Das ist das einzige, was wir im Moment machen können."

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Die Maus mit ihrem Schöpfer, dem Kölner Filmemache­r Armin Maiwald
 ??  ?? Zeitreise ins Jahr 1996: Der Zeichner der TV-Maus, Friedrich Streich (links unten), und die beiden Autoren der Lach- und Sachgeschi­chten Christoph Biemann (r) und Armin Maiwald (l) präsentier­en den Fernsehsta­r an seinem 25. Geburtstag.
Zeitreise ins Jahr 1996: Der Zeichner der TV-Maus, Friedrich Streich (links unten), und die beiden Autoren der Lach- und Sachgeschi­chten Christoph Biemann (r) und Armin Maiwald (l) präsentier­en den Fernsehsta­r an seinem 25. Geburtstag.

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