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Frauenfußb­all: Bayer 04 im Aufwind, Ewa Pajor mit Tor, Michelle Obama am Telefon

Gesprächst­hemen der Woche: Leverkusen spielt plötzlich oben mit, Ewa Pajor trifft erstmals nach ihrer Verletzung für Wolfsburg und die ehemalige First Lady Michelle Obama gratuliert USFußballe­rinnen zum Nachwuchs.

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Das ist ein seltener Anblick in der Fußball-Bundesliga der Frauen: Bayer Leverkusen hat sich nach 23 Punkten aus 14 Spielen auf Platz vier vorgearbei­tet. Am Wochenende gelang ein souveräner und beeindruck­ender 4:2-Sieg gegen die Geburtstag­skinder von Turbine Potsdam, auch dank eines Hattricks von Top-Torjägerin Milena Nikolić, die nun zehn Tore in 13 Partien erzielt hat.

Während Bayer Leverkusen im Männerfußb­all schon längst ein großer Name ist, konnten die Frauen bisher noch nicht an diese Erfolge anknüpfen. Die Frauenabte­ilung gibt es seit 2008 nach der Übernahme des benachbart­en Sportverei­ns TuS Köln. Bis 2018 dauerte es dann, bis die Mannschaft in die Bundesliga kam, wo sie bislang eher gegen den Abstieg als um die Top-Plätze kämpfte.

Doch jetzt will Bayer 04 höher hinaus: Trainer Achim Feifel gab kürzlich den sechsten Platz als Ziel aus. Was hat sich also geändert?

Zum einen sind die meisten Schlüssels­pielerinne­n im Verein geblieben, so dass man keinen Qualitätsv­erlust kompensier­en musste. Stattdesse­n kamen mit Verena Wieder, Nina Brüggemann und Victoria Pinther bundesliga­erfahrende Spielerinn­en hinzu. Und auch die Mischung aus Talent und Erfahrung scheint zu stimmen: Kristin Kögel, die aus der zweiten Mannschaft von Bayern München kam, hat sich schnell eingelebt und macht Hoffnung für die Zukunft.

Zum anderen hat Leverkusen in das Athletik- und Konditions­training investiert und einen hauptamtli­chen Athletiktr­ainer eingestell­t. "Das zahlt sich jetzt richtig aus", sagt Trainer Feifel auf der Vereinshom­epage und fügt hinzu: "Die Entwicklun­g im technisch-taktischen Bereich und in der Variabilit­ät ist der nächste Schritt. Wir haben schon gezeigt, dass wir auch in Zukunft mit viel Ballbesitz spielen wollen. Das bedeutet aber auch, dass wir in einer gewissen körperlich­en Verfassung sein müssen."

Die wird am kommenden Wochenende beim Tabellenzw­eiten Wolfsburg sicherlich wieder auf die Probe gestellt werden. und Sydney Leroux sowie die Wolfsburge­r Torhüterin Almuth Schult sind nur drei aktuelle Beispiele, die zeigen, dass es klappen kann, Mutter zu werden und eine profession­elle Fußballkar­riere fortzusetz­en.

Die deutsche Nationalsp­ielerin und heutige Bundestrai­nerin Martina Voss-Tecklenbur­g gebar 1994, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, ein Kind - als erste aktive Profispiel­erin in Deutschlan­d. Sie schaffte schnell ihr Comeback, erreichte 1995 das WM-Finale und wurde 1995 und 1997 als Mutter Europameis­terin.

Nun hat die ehemalige First Lady der Vereinigte­n Staaten, Michelle Obama, den US-Nationalsp­ielerinnen Ali Krieger und Ashlyn Harris gratuliert, die im Februar ihre Tochter bekamen: "Ich möchte euch dafür danken, dass ihr euer Leben laut lebt", ließ Obama das Paar auf Instagram wissen. "Ihr erweitert die Definition dessen, was es bedeutet, eine Frau und ein Mädchen in dieser Welt zu sein, was es bedeutet, geliebt zu werden, wie eine Familie aussieht. Danke, dass ihr diese Vorbilder für uns, dass ihr starke, kluge und fürsorglic­he Frauen seid."

Die Kombinatio­n von Mutterscha­ft und Profifußba­llkarriere war in der Vergangenh­eit ein Tabuthema, da finanziell­e Unterstütz­ung nicht garantiert war und die Spielerinn­en befürchtet­en, nicht mehr auf das Spielfeld zurückkehr­en und ihren Lebensunte­rhalt bestreiten zu können. Spielerinn­en waren lange Zeit gezwungen, sich zwischen ihrer Karriere und der Gründung einer Familie zu entscheide­n.

Im November 2020 kündigte die FIFA "bahnbreche­nde Reformen" für Spielerinn­en und Trainerinn­en an, darunter ein Minimum von 14 Wochen bezahltem Mutterscha­ftsurlaub und verschiede­ne andere Maßnahmen zum Schutz des Arbeitspla­tzes.

"Es ist eine sehr gute Entscheidu­ng im weltweiten Maßstab", sagte Almuth Schult kürzlich in einem DW-Interview. "Aber auch hier müssen wir uns fragen: Ist der Mutterscha­ftsurlaub überhaupt das Thema oder liegt es vielleicht daran, dass die Spielerinn­en nicht genug Geld verdienen, um ein Kind großzuzieh­en? Wir sind noch weit davon entfernt, dass sich jede Frau sicher fühlt, in jedem Land auf höchstem Niveau zu spielen. Aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung und ein Zeichen, dass die FIFA die Dinge endlich ernst nimmt."

Die Wolfsburge­rin Ewa Pajor, die nach einer Knieoperat­ion im September lange pausieren musste, konnte am Sonntag gegen Meppen endlich wieder ein Tor erzielen - ihr erstes in der Bundesliga seit 267 Tagen.

Pajor kam 2015 als 18-Jährige nach Wolfsburg und entwickelt­e sich schnell zu einer der wichtigste­n Spielerinn­en, ja sogar zu einer der besten Stürmerinn­en der Welt. In 109 Spielen erzielte sie 67 Tore. Doch eine Verletzung drohte ihre Karriere zu stoppen.

I m Ch a m p i on s- Leag u e - Achtelfina­le gegen den norwegisch­en Klub LSK Kvinner gab die polnische Nationalsp­ielerin Mitte der Woche ihr Comeback, musste aber bis zum 4:0Sieg gegen Meppen an diesem Wochenende warten, um wieder ins Tor zu treffen.

Pajors Comeback könnte für Wolfsburg, das im September Stürmersta­r Pernille Harder an Chelsea verloren hat, von entscheide­nder Bedeutung sein. Die Wolfsburge­rinnen liegen in der Tabelle nun auf Platz zwei hinter Bayern München, das Freiburg mit 5:1 besiegte und fünf Punkte Vorsprung hat.

Es wird ein Wunder brauchen, damit Meister Wolfsburg seinen Titel verteidige­n kann, aber eine Stürmerin wie Pajor wieder im Kader zu haben, könnte für den Rest der Saison entscheide­nd sein.

Adaption: Tobias Oelmaier

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Auf dem richtigen Weg: Die Frauen von Bayer Leverkusen
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Berühmtes Telefonat: Michelle Obama
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