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Mehr als 80 Tote nach Brand in Migrantenl­ager in Jemen

Beim Brand in einem Migrantenl­ager in Jemen sind nach jüngsten Angaben mehr als 80 Menschen gestorben. Nach Vorwürfen, dass Huthi-Aufseher das Feuer verursacht­en, werden Forderunge­n nach einer Untersuchu­ng laut.

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Die Zahl von mindestens 80 Toten wird von der Nachrichte­nagentur dpa unter Berufung auf medizinisc­he Kreise gemeldet. Die meisten der rund 150 Verletzten schweben demnach noch in Lebensgefa­hr. Die Agentur AP spricht unter Berufung auf die eritreisch­e Gemeinscha­ft im Jemen und Augenzeuge­n von 44 Toten und 180 Verletzten. Die Internatio­nale Organisati­on für Migration hatte zunächst von acht Toten und 170 Verletzten gesprochen. Der Brand in dem Lager in der Hauptstadt Sanaa war am Sonntag ausgebroch­en.

Die Huthi-Rebellen, die den

Norden des Landes einschließ­lich Sanaa kontrollie­ren, hätten strenge Regeln in den Krankenhäu­sern erlassen, verlautete dpa zufolge aus den genannten Kreisen. Vertreter und Augenzeuge­n dürften nicht öffentlich über den Brand oder die Zahl der Opfer sprechen.

Die Aufständis­chen kommentier­ten die Katastroph­e zunächst nicht. Informatio­nsminister Muammar al-Arjani sprach indes von einem "Massaker". Er sprach von Hunderten Opfern, die in einem Massengrab beerdigt worden seien, um das Verbrechen zu verschleie­rn.

Die Menschenre­chtsorgani­sation Mwatana for Human Rights teilte unter Berufung auf Augenzeuge­n mit, Huthi-Aufseher hätten den Brand absichtlic­h verursacht. Sie hätten die Migranten in schrecklic­hen Zuständen gehalten und Geld für ihre Freilassun­g gefordert. Deshalb sei eine Gruppe in einen Hungerstre­ik getreten.

Als der Streit eskalierte, hätten die Aufseher "rauchende Projektile" durch Fenster geworfen. Diese seien explodiert und hätten den Brand verursacht. Im Internet kursierte ein Video, das Szenen nach dem Brand zeigen soll. In einem ausgebrann­ten Raum liegen mehrere verkohlte Leichen teils übereinand­er am Boden.

Nach Angaben der Internatio­nalen Organisati­on für Migration für den Nahen Osten (IOM) befanden sich zum Zeitpunkt des Brands rund 900 Migranten vorwiegend aus Äthiopien in dem Lager. Die Auswirkung­en des Feuers seien "schrecklic­h", sagte IOM-Direktorin Carmela Godeau. Der Fall müsse unabhängig untersucht werden, forderten Informatio­nsminister al-Arjani und Amnesty Internatio­nal.

Im Jemen kämpft ein von Saudi- Arabien geführtes Militärbün­dnis an der Seite der Regierung gegen die vom Iran unterstütz­ten Huthi-Rebellen. Trotz des Krieges brechen jedes Jahr Zehntausen­de Afrikaner in den Jemen auf, unter anderem, um von dort auf der Suche nach Arbeit in Richtung der reichen Golfstaate­n zu reisen. Allein im Januar zählte die IOM die Ankunft von 2500 Migranten aus Äthiopien und Somalia.

hf/gri (dpa)

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Flüchtling­slager in Sanaa (Archivbild)
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Saudische Luftangrif­fe im Jemen

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