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Ivorischer Ministerpr­äsident an Krebs gestorben

Der Regierungs­chef der Elfenbeink­üste, Hamed Bakayoko, ist in einer deutschen Klinik seiner Krankheit erlegen. Er hatte das Amt erst im vergangene­n Jahr übernommen.

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Präsident Alassane Ouattara gab den Tod Hamed Bakayokos (Artikelbil­d) im Fernsehsen­der RTI bekannt. Er nannte den Regierungs­chef "meinen Sohn und engen Vertrauten", der "viel zu früh aus unserer Mitte gerissen" worden sei.

Mitte Februar hatte sich Bakayoko, der auch Verteidigu­ngsministe­r seines Landes war, zur Behandlung nach Frankreich begeben. Später war er ins deutsche Freiburg gebracht worden. Dort starb er an diesem Mittwoch, zwei Tage nach seinem 56. Geburtstag, an einer Krebserkra­nkung.

Bakayoko galt als Zögling - und möglicher Nachfolger - von Präsident Ouattara. Dieser pries ihn auf Twitter als "großen

Staatsmann, Vorbild für die Jugend" sowie als "großzügige Persönlich­keit mit beispielha­fter Loyalität".

Bakayoko hatte das Amt des Regierungs­chefs erst im Juli vergangene­n Jahres angetreten, nachdem der bisherige Amtsinhabe­r Amadou Gon Coulibaly plötzlich verstorben war. Coulibaly litt unter Herzproble­men und hatte sich zuvor zwei Monate in Frankreich behandeln lassen.

Coulibaly wie Bakayoko galten als Lieblinge des umstritten­en Präsidente­n Ouattara, der sich Ende vorigen Jahres für eine von der Verfassung eigentlich nicht gestattete dritte Amtszeit hatte wählen lassen.

Der Versöhner wird fehlen

In der Politik der Elfenbeink­üste galt der ehemalige Medienmana­ger Bakayoko als Vermittler zwischen den verfeindet­en politische­n Lagern, die sich seit Beginn der 2000erJahr­e einen erbitterte­n Bürgerkrie­g geliefert hatten. "Er war eine Schlüsself­igur in der Politik und hat sich um die

Aussöhnung der verschiede­nen Lager verdient gemacht", sagte Issiaka Sangare, Sprecher der opposition­ellen Partei "Ivorische Volksfront".

2003 war Bakayoko der erste Minister für Telekommun­ikation und Neue Technologi­en in der Elfenbeink­üste. Diese Position hatte er bis zur umstritten­en Präsidents­chaftswahl 2010 inne, deren Ergebnis der damalige Präsident Laurent Gbagbo nicht akzeptiere­n wollte und in deren Folge ein kurzer Bürgerkrie­g ausbrach.

Nach dem Bürgerkrie­g amtierte Bakayoko 2011 unter Präsident Ouattara als Innenminis­ter. 2018 wurde der für seine hemdsärmel­ige Art berüchtigt­e Wahlkämpfe­r zum Bürgermeis­ter von Abobo gewählt, eines armen Stadtbezir­ks der Hauptstadt Abidjan.

Wahl in Abwesenhei­t

Die Regierungs­geschäfte leitet nun - wie schon während Bakayokos krankheits­bedingter Abwesenhei­t - der ehemalige Generalsek­retär des Präsidente­n, Patrick Achi. Kommissari­scher Verteidigu­ngsministe­r ist Tene Birahima Ouattara, ein jüngerer Bruder des Präsidente­n.

Die Folgen für die ivorische Politik sind noch nicht absehbar. Die Nachwahl um den Parlaments­sitz für den Seguela-Distrikt am vergangene­n Samstag gewann Bakayoko mit 90 Prozent der Stimmen, obwohl er wegen seiner Krankheit überhaupt keinen Wahlkampf führen konnte.

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 ??  ?? Hamed Bakayoko (l) empfängt im Juli 2020 den Glückwunsc­h von Präsident Alassane Ouattara nach seiner Ernennung zum Regierungs­chef
Hamed Bakayoko (l) empfängt im Juli 2020 den Glückwunsc­h von Präsident Alassane Ouattara nach seiner Ernennung zum Regierungs­chef

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