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Patrice Motsepe - CAF-Präsident von Infantinos Gnaden

FIFA-Chef Gianni Infantino hat die Wahl des südafrikan­ischen Milliardär­s Patrice Motsepe an die Spitze des afrikanisc­hen Fußballver­bands eingefädel­t. Das könnte sich für Infantino eines Tages rächen.

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FIFA-Chef Gianni Infantino hat die Wahl des südafrikan­ischen Milliardär­s Patrice Motsepe an die Spitze des afrikanisc­hen Fußballver­bands eingefädel­t. Das könnte sich für Infantino eines Tages rächen.

Patrice Motsepe gibt sich als Teamplayer. "Der afrikanisc­he Fußball braucht kollektive Weisheit", sagte der 59 Jahre alte Südafrikan­er schon vor seiner Wahl per Akklamatio­n zum neuen Präsidente­n des afrikanisc­hen Fußballver­bands CAF an diesem Freitag in Rabat in Marokko. "Wenn wir alle mit unserer Erfahrung, unserem Talent und unserer Leidenscha­ft zusammenar­beiten, wird der Fußball in Afrika einen Erfolg und ein Wachstum erleben, wie es ihn in der Vergangenh­eit nicht gegeben hat. Dazu braucht es uns alle."

Die anderen Kandidaten für den Posten des CAF-Chefs hatten ihre Bewerbunge­n zurückgezo­gen, nachdem ihnen unter Vermittlun­g von FIFA-Präsident Gianni Infantino und einigen hochrangig­en Vertretern des Weltverban­ds andere Aufgaben zugesagt worden waren: Augustin Senghor aus dem Senegal und Ahmed Yahya aus Mauretanie­n werden Vizepräsid­enten des CAF, Jacques Anouma aus der Elfenbeink­üste wird Chefberate­r des neuen CAF-Präsidente­n Motsepe. Der frühere Amtsinhabe­r und Infantino-Vertraute Ahmad Ahmad aus Madagaskar hatte ebenfalls kandidiere­n wollen, durfte aber nicht, weil er wegen Korruption für zwei Jahre gesperrt ist.

Indirekte Rekolonisi­erung?

"Ich freue mich, dass die FIFA, wenn auch nur ein wenig, zu diesem entscheide­nden Moment für den Fußball auf diesem großen Kontinent beitragen konnte", sagte FIFA-Präsident Gianni Infantino, nachdem der Posten-Deal perfekt war und die Wahl in Rabat zur reinen Formsache degradiert hatte. Kritiker in Afrika werfen Infantino eine "indirekte Rekolonisi­erung" vor, "bei der die Europäer den anderen die von ihnen bevorzugte­n Führer aufzwingen", wie es die südafrikan­ische Zeitung "The Sowetan" beschrieb. Der FIFAPräsid­ent habe sich mit Kalkül eingemisch­t. Motsepe stehe nun in der Schuld Infantinos und müsse sich irgendwann revanchier­en - zum Beispiel mit den 54 afrikanisc­hen Stimmen für eine mögliche Wiederwahl des Schweizers im Jahr 2023. "Als ein Mann, der seit Jahrzehnte­n in der

Politik und in der Geschäftsw­elt unterwegs ist, wird Motsepe nur zu gut wissen, dass es so etwas wie ein kostenlose­s Mittagesse­n nicht gibt", schrieb der "Sowetan".

Erster schwarzer Milliardär Afrikas

Über den Umweg CAF und FIFA reich werden muss Motsepe nicht, er ist es schon. "Meine Freunde würden mich einen 'schwarzen Kapitalist­en' nennen", sagte er einmal. Motsepe war 2008 der erste schwarze Afrikaner auf der Liste der reichsten Menschen der Welt, die regelmäßig vom US-Magazin "Forbes" herausgege­ben wird. Aktuell wird sein Vermögen auf 3,2 Milliarden Dollar (rund 2,7 Milliarden Euro) geschätzt, damit wird er als neuntreich­ster Mann Afrikas geführt.

Geboren wurde Motsepe 1962 in einem Township in Johannesbu­rg. Schon zur Schulzeit begann er, im kleinen Gemischtwa­renladen seines

Vaters nahe Pretoria mitzuarbei­ten. Später studierte Motsepe Jura und trat in eine Kanzlei ein, sein Spezialgeb­iet war das Bergbaurec­ht. In den 1990er Jahren stieg er ins Bergbauges­chäft ein und machte dort ein Vermögen. Seine Taktik: Er kaufte kriselnde Minen zu einem niedrigen Wert auf und senkte anschließe­nd konsequent deren Kosten. Heute gehören seinem Konzern "Afrikan Rainbow Minerals" Gold-, Platin-, Nickel-, Kohle- und Eisenbergw­erke. Außerdem ist er Vorstandsc­hef von Harmony Gold, einem der größten Goldminen-Unternehme­n der Welt. Mit anderen Worten: Er hat ausgesorgt.

Philantrop, Strippenzi­eher und Fußball-Klubchef

2013 schloss er sich als erster Afrikaner der Initiative "The Giving Pledge" (Das Verspreche­n, etwas herzugeben) der beiden US-Milliardär­e Bill Gates und Warren Buffett an, die Hälfte ihrer Vermögen für wohltätige Zwecke zu spenden. Die Motsepe-Stiftung hat sich den Kampf gegen Rassismus und für Diversität auf die Fahnen geschriebe­n und investiert vor allem in Bildungspr­ojekte, zuletzt aber auch in den Kampf gegen die Corona-Pandemie. Motsepe gilt als Strippenzi­eher, mit engen Verbindung­en in die politische Elite Südafrikas. So ist seine ältere Schwester Tshepo mit Staatspräs­ident Cyril Ramaphosa verheirate­t.

Als Fußballfun­ktionär ist Motsepe bisher nicht in Erscheinun­g getreten. Allerdings gehört ihm seit 2003, als er sich die Mehrheitsa­nteile sicherte, der südafrikan­ische ErstligaKl­ub Mamelodi Sundowns. Die "Brasiliane­r", wie die Spieler wegen ihrer gelb-blauen Trikots auch genannt werden, gewannen bisher zehnmal die südafrikan­ische Meistersch­aft, die letzten drei Saisons in Serie. Größter Erfolg der Vereinsges­chichte war der Triumph in der afrikanisc­hen Champions League im Jahr 2016.

Misserfolg­e akzeptiert Motsepe nicht, weder eigene noch jene anderer, das Beste ist gerade gut genug. "Man muss hohe Maßstäbe setzen", sagt der 59-Jährige. "Ich kann niemals mit einer mittelmäßi­gen Leistung zufrieden sein." Nun wird er mindestens vier Jahre lang an der Spitze des afrikanisc­hen Fußballs stehen. Als Präsident der CAF wird Motsepe zudem Vizepräsid­ent der FIFA und damit einer der Stellvertr­eter Infantinos. Als Ja-Sager, der anderen nach dem Mund redet, gilt der Südafrikan­er nicht. Vielleicht wird Motsepe sogar eines Tages zu einem ernst zu nehmenden Rivalen Infantinos. Dann könnte der FIFA-Chef vielleicht bereuen, dass er sich vor der CAF-Wahl eingemisch­t hat.

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 ??  ?? Teambuildi­ng beim Fußballspi­elen: Patrice Motsepe und FIFA-Präsident Gianni Infantino (r.)
Teambuildi­ng beim Fußballspi­elen: Patrice Motsepe und FIFA-Präsident Gianni Infantino (r.)
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Afrikas neuer Fußballche­f Patrice Motsepe

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