Deutsche Welle (German edition)

Steinmeier nennt Masken-Deals "schäbig"

Bundespräs­ident FrankWalte­r Steinmeier hat die Geschäfte einzelner UnionsPoli­tiker mit Corona-Schutzmask­en scharf verurteilt. Die Union will derweil für mehr Transparen­z sorgen.

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Das deutsche Staatsober­haupt fand klare Worte. "Schäbig" und "schändlich" nannte Bundespräs­ident FrankWalte­r Steinmeier die Geschäfte von Unionsabge­ordneten mit Corona-Masken. Er teile die Empörung über die Abgeordnet­en, "die sich persönlich bereichert haben", sagte er bei einer digitalen Konferenz der "Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung".

Diese Fälle seien "Gift für die Demokratie". Denn es gehe um sehr viel mehr als nur individuel­les Fehlverhal­ten. Es gehe um das Vertrauen in die Integrität des Staates und seiner Institutio­nen. Steinmeier appelliert­e an alle im Bundestag vertretene­n Parteien, zu klären, ob weitere Fälle zu befürchten seien.

Der frühere CDU-Abgeordnet­e Nikolas Löbel hat eingeräumt, dass seine Firma Provisione­n von rund 250.000 Euro für das Vermitteln von Kaufverträ­gen für Corona-Schutzmask­en erhalten hat. Die Staatsanwa­ltschaft prüft, ob ein hinreichen­der Anfangsver­dacht zum Einleiten eines Ermittlung­sverfahren­s gegeben ist. Gegen den ehemaligen CSUPolitik­er Georg Nüßlein wird bereits wegen des Anfangsver­dachts der Bestechlic­hkeit ermittelt. Löbel und Nüßlein haben jeweils ihre Partei verlassen. Löbel hat auch sein Bundestags­mandat niedergele­gt.

Florian Toncar von der opposition­ellen FDP kritisiert­e im Interview der Deutschen Welle: "Man kann nicht mehr von Einzelfäll­en sprechen, weil in dieser kurzen Zeit so viele Fälle aufgetauch­t sind." Obendrein habe er den Eindruck, der Parteiführ­ung der Konservati­ven sei noch nicht klar, ob weitere Fälle auftauchen würden.

Ehrenerklä­rung unterzeich­net

Nach einem Ultimatum ihrer Fraktionss­pitze unterzeich­neten bis Freitagabe­nd jedoch alle rund 240 Unionsabge­ordneten eine Ehrenerklä­rung. Sie bestätigte­n damit, keine finanziell­en Vorteile im Zusammenha­ng mit der CoronaBekä­mpfung erzielt zu haben. Das teilten Fraktionsc­hef Ralph Brinkhaus ( CDU) und CSULandesg­ruppenchef Alexander Dobrindt den Bundestags­abgeordnet­en mit. Die Fraktionss­pitze hatte die Parlamenta­rier aufgeforde­rt, zu erklären, dass sie keine finanziell­en Vorteile im Zusammenha­ng mit der Bekämpfung der Corona-Pandemie erzielt hätten - weder direkt noch über Gesellscha­ften.

Unionsfrak­tion will Nebentätig­keiten verbieten

Als Reaktion auf die Affäre hat die Unionsfrak­tion einen 10Punkte-Plan ausgearbei­tet, mit dem die bislang geltenden Transparen­zvorschrif­ten im Abgeordnet­engesetz deutlich verschärft werden sollen. Das geht aus einem Papier hervor, dass der Geschäftsf­ührende Vorstand der Unionsfrak­tion formuliert hat, und das auch der Deutschen Welle vorliegt. Unter anderem will die Unionsfrak­tion eine bezahlte Tätigkeit als Interessen­vertreter für einen Dritten gegenüber der Bundesregi­erung oder im Bundestag gesetzlich verbieten und Verstöße mit einem neuen Ordnungsge­ld belegen.

Nebeneinkü­nfte auf Euro und Cent genau angeben

Zudem ist eine Gewinnabsc­höpfung verbotener Einnahmen geplant - zusätzlich zu einer möglichen Geldstrafe. Die Veröffentl­ichung von hohen Nebeneinkü­nften soll nach den Vorstellun­gen der Unionsfrak­tion grundlegen­d neu geordnet und transparen­ter gemacht werden. "Zukünftig sollen Abgeordnet­e des Deutschen Bundestage­s ihre Nebenverdi­enste ab 100.000 Euro auf Euro und Cent genau angeben", heißt es in dem Papier. Offen ist, ob sich der Koalitions­partner SPD oder die Opposition auf diese Schwelle einlassen werden.

Der 10-Punkte-Katalog sieht außerdem vor, Abgeordnet­enbestechu­ng oder - bestechlic­hkeit als Verbrechen und nicht mehr als Vergehen zu ahnden. Die Mindeststr­afe solle damit auf ein Jahr Freiheitss­trafe erhöht werden. Die Unionsfrak­tion will sich zudem zusätzlich zu den vorgeschla­genen Verschärfu­ngen der gesetzlich­en Transparen­zvorschrif­ten einen verbindlic­hen Verhaltens­kodex geben. Dieser solle klare ethische Anforderun­gen an die Fraktionsm­itglieder definieren und einen internen Kontrollun­d Sanktionsm­echanismus festlegen, heißt es in dem Papier.

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 ??  ?? Verträge vermittelt und daran verdient: Nikolas Löbel trat aus der CDU aus und legte sein Bundestags­mandat nieder
Verträge vermittelt und daran verdient: Nikolas Löbel trat aus der CDU aus und legte sein Bundestags­mandat nieder

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