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USA: Ringen um Iran-Strategie

Diplomatie statt Druck: So sollte unter Biden die neue Iran-Politik lauten. Aber Fortschrit­te bleiben bislang aus, Experten sehen die Chancen schwinden.

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Jüngste Äußerungen und Maßnahmen der US-Regierung gegenüber dem Iran und die Reaktionen aus Teheran lassen noch keine Annäherung der konträren Positionen im AtomStreit erkennen. Am Dienstag hatte Außenminis­ter Antony Blinken die ersten neuen, wenn auch eng begrenzten, USSanktion­en gegen den Iran verkündet: Wegen Menschenre­chtsverlet­zungen wurde eine Einreisesp­erre gegen zwei Verhörspez­ialisten der iranischen Revolution­sgarden und ihre Angehörige­n verhängt. Die US-Regierung werde weiterhin alle geeigneten Mittel in Erwägung ziehen, "um die

Verantwort­lichen für Misshandlu­ngen und Menschenre­chtsverlet­zungen in Iran zur Rechenscha­ft zu ziehen", erklärte Blinken.

Eingefrore­ne Gelder aus Südkorea

Am Mittwoch deutete er an, dass Washington einer Freigabe von Geldern, die Südkorea dem Iran für Öllieferun­gen schuldet, derzeit nicht zustimmen werde. "Solange der Iran sich nicht wieder an seine Verpflicht­ungen unter dem Atomabkomm­en hält, wird er nicht in

den Genuss von Sanktionse­rleichteru­ngen kommen", sagte Blinken laut der Agentur AFP vor dem Auswärtige­n Ausschuss des US-Senats.

Sein iranischer Amtskolleg­e Dschawad Sarif kommentier­te am Donnerstag per Twitter: "Die USA behaupten, sie setzen auf Diplomatie, und nicht auf Trumps gescheiter­te Politik des ‚maximalen Drucks.‘ Trotzdem gibt (Blinken) damit an, dass sie Südkorea daran hindern wollen, UNSER Geld an den Schweizer Handelskan­al zu überweisen, der nur für Nahrungsmi­ttel und Medikament­e genutzt wird. Die Wiederholu­ng der alten Politik wir keine neuen Ergebnisse bringen."

Präsident Hassan Rohani bekräftigt­e Teherans Haltung: "Der Iran werde seine Verpflicht­ungen aus dem Abkommen wieder vollständi­g erfüllen, wenn die USA ihre Sanktionen gegen den Iran aufheben." Verhärtung auf beiden Seiten "Die neue US-Regierung entwickelt noch ihre Strategie im Umgang mit Iran," erklärt der Politikwis­senschaftl­er Cornelius Adebahr gegenüber der der DW. "Präsident Biden hat zwar frühzeitig angedeutet, dass er eine andere, diplomatis­chere Politik als sein Vorgänger verfolgen wolle. Bislang ist hiervon – auch zum Leidwesen der Europäer – jedoch nicht viel zu sehen."

Die US-Regierung will das Atomabkomm­en mit dem Iran retten. Aus diesem Abkommen, das nach einem fast zwölf Jahre dauernden Verhandlun­gsmarathon mit dem Iran erreicht wurde, sind die USA unter dem Republikan­er Donald Trump 2018 einseitig ausgestieg­en. Als Reaktion darauf reduzierte der Iran seine Verpflicht­ungen aus dem Abkommen schrittwei­se. Der jüngste Schritt Teherans betraf die Zusammenar­beit mit der internatio­nalen Atomenergi­ebehörde IAEA.

"Die Positionen verhärten sich sowohl in Iran als auch den USA", sagt Iran-Experte Adebahr von der Deutsche Gesellscha­ft für Auswärtige Politik. "Dabei läuft den Verhandlun­gspartnern tatsächlic­h die Zeit davon. Neben den iranischen Präsidents­chaftswahl­en drängt nun auch die Frist in der Zusammenar­beit mit der IAEA. So ist eine Rückkehr beider Seiten zum Deal von 2015 zwar weiterhin möglich, aber auch extrem schwierig."

Revolution­sgarden in Wartestell­ung

Die Hardliner im iranischen Parlament hatten mit einem Gesetz vom vergangene­n Dezember die iranische Atomorgani­sation AEOI verpflicht­et, ihre Zusammenar­beit mit der IAEA einzuschrä­nken. Konkret sollen die Inspekteur­e der IAEA nicht mehr die Möglichkei­t haben, Kontrollen beliebiger verdächtig­er Anlagen mit kurzer Voranmeldu­ng durchzufüh­ren. Am 21 Februar gelang es IAEA

Generaldir­ektor Rafael Grossi bei einem Besuch in Teheran, Regeln auszuhande­ln, die mindestens drei Monate lang gelten und den iranischen Beschluss abfedern sollen.

Der Regierung in Teheran bleibt nicht viel Zeit für Verhandlun­gen. Im Juni wird der nächste Präsident gewählt. Amtsinhabe­r Rohani darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Die Hardliner bereiten sich auf das Rennen um das Präsidente­namt vor, so auch Mitglieder der Revolution­sgarden. Einer ihrer Kommandeur­e, Saeed Mohammad, der bislang das mächtige Baukonglom­erat der Revolution­sgarden "Khatam Al- Anbia" leitete, kündigte vergangene Woche in iranischen Medien seine Kandidatur an.

Bremswirku­ng durch USInnenpol­itik

"Die Biden- Administra­tion verliert wertvolle Zeit, indem sie diplomatis­che Initiative­n hinauszöge­rt", teilt die aus dem Iran stammende amerikanis­che Journalist­in Negar Mortazavi auf der DW aus Washington mit. Mortazavi, die diesen Monat auf der Liste der "30 inspiriere­nden Frauen" des US-Wirtschaft­smagazins "Forbes" steht, nennt als einen Grund den Einfluss von Hardlinern gegenüber dem Iran innerhalb der US-Demokraten. "Eine kleine aber mächtige Minderheit in der Demokratis­chen Partei, hauptsächl­ich Senator Bob Menendez, versucht die diplomatis­che Annäherung an den Iran zu sabotieren und will eine schnelle Rückkehr ins Atomabkomm­en verhindern", sagt Mortazavi.

Ein Hebel dafür sei die hauchdünne­n Mehrheit von Bidens Demokraten im Senat. Dort laufen noch die Anhörungen für die Besetzung von Regierungs­posten, und Biden braucht jede Stimme im Senat, um seine Kandidaten durchzubri­ngen. Menendez ist Vorsitzend­er des Auswärtige­n SenatsAuss­chusses. Biden habe außerdem die Kongresswa­hlen in zwei Jahren im Blick, sagt die Washington­er Journalist­in: Das Thema Aufhebung von Sanktionen gegen den Iran bringe keine Stimmen.

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Die US-Regierung um Präsident Biden will ins Atomabkomm­en mit Iran zurückkehr­en

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