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Rekordjagd an der Börse - bis zum Crash?
Die Rekordjagd an den Börsen geht weiter. Das Tempo kann einen mittlerweile schwindlig machen, einige erinnert der rasante Kursaufschwung der letzten Tage auch an die DotcomBlase zur Jahrtausendwende.
Der Deutsche Aktienindex (Dax) markierte auch an diesem Mittwoch zwischenzeitlich einen neuen Höchststand bei 14.561 Punkten. Doch anders als vor 20 Jahren und noch im vergangenen Jahr sind es jetzt nicht mehr die Technologiewerte, die den Aufschwung treiben. Aktien wie Amazon oder Apple büßten in den vergangenen Wochen sogar ein, der amerikanische Technologie-Index Nasdaq ging in den letzten vier Wochen um zehn Prozent zurück. Ähnlich der deutsche TecDax, der bis Ende vergangener Woche ebenfalls um ein Zehntel einbrach, seine Verluste aber inzwischen wieder leicht auf knapp acht Prozent reduziert hat.
"Wir sehen eine Sektor-Rotation", meint etwa Michael Beck, Leiter der Vermögensverwaltung beim Bankhaus Ellwanger &
Geiger. Viele Werte aus dem sogenannten Growth- Bereich wie eben Technologie oder Biotech seien sehr schnell gewachsen. Meist verzeichnen sie hohe Verschuldungsquoten und die Niveaus der Bewertungen seien sehr hoch. Solche Titel wurden in den vergangenen Wochen verkauft, ebenso Krisengewinner wie der Essenslieferdienst Delivery Hero. So wenden sich die
Anleger lieber anderen Titeln zu, den sogenannten Value- Werten.
Dazu gehören Industriewerte aus der Chemie, aus der Autobranche oder dem Maschinenbau. Inzwischen werden auch Aktien aus der Finanzbranche wieder gekauft - da profitiert die Deutsche Bank, aber auch Papiere aus der
Tourismusbranche sind wieder stärker nachgefragt. Dahinter stehen die Hoffnungen auf ein Ende der Pandemie in den nächsten Monaten. Die Börsianer setzen darauf, dass die Impfungen und vermehrte Tests im Sommer dazu führen, dass der Lockdown weitgehend beendet wird.
Dennoch werde die EZB bei ihrer Sitzung an diesem Donnerstag durch die steigende Inflation "hindurchschauen", sind die meisten Experten überzeugt. Und das führt auch dazu, dass die Börsianer sich doch wieder auf Aktien stürzen. Das tun vermehrt auch Privatanleger; jüngste Zahlen zeigen, dass etwa in den USA deren Anteil inzwischen von zehn auf 25 Prozent gestiegen ist. Auch in Deutschland ist die Zahl der Aktionäre gestiegen auf 12,35 Millionen - das ist der höchste Stand seit fast 20 Jahren. Die investierten 2020 mit knapp 21 Milliarden Euro mehr als viermal so viel Geld wie 2019.
Das Auf und Ab der Aktie von Gamestop aber zeigt, dass damit auch die Schwankungsanfälligkeit erhalten bleibt. Das macht der Finanzbranche Sorgen: "Am Ende des Tages braucht man doch auch Beratung", meint etwa Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands. "Das Finanzwissen ist in der Bevölkerung nicht sehr groß." Das macht die Börsen auch anfälliger für schnelle Stimmungswechsel.
Doch die Hoffnung bleibt, dass sich die Wirtschaft weltweit auf breiter Front erholt. Der Optimismus ist also groß. Da die Börsen meist sechs bis neun Monate in die Zukunft schauen, dürfte es also noch aufwärts gehen. Rückschläge nicht ausgeschlossen.