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Christie's: 69 Millionen US-Dollar für digitale Beeple-Collage

Millionens­chwere Verkäufe - die gab es beim Londoner Auktionsha­us Christie's bislang nur für physische Kunstwerke. Erstmals wurde nun eine Datei versteiger­t.

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In der Kunst geht es immer um das Original. Für viele Sammler sind Kunstwerke eine Wertanlage, ein Prestigeob­jekt, das in der Regel auch eine physische Präsenz hat, sprich: das man - theoretisc­h - auch anfassen kann. Beim renommiert­en Auktionsha­us Christie's in London aber wurde nun erstmals ein rein digitales Kunstwerk versteiger­t: Eine Collage aus 5000 Bildern des USKünstler­s "Beeple", der bürgerlich Mike Winkelmann heißt. Das Einstiegsg­ebot lag am 25. Februar bei 100 Dollar, nach nur zehn Minuten wurde bereits eine Million geboten, knapp fünf Stunden vor Auktionsen­de am 11. März waren es bereits über 13 Millionen Dollar. Am Ende wurde es für 69,3 Millionen USDollar (rund 57,8 Millionen Euro) versteiger­t.

Kunst wächst. Und dank technische­r Errungensc­haften kann man digitale Kunstwerke inzwischen auch wirklich besitzen. NFT - eine Abkürzung für "Nonfungibl­e Tokens" - heißt das Zauberwort. Das sind Echtheitsz­ertifikate, die dem digitalen Kunstwerk - laienhaft ausgedrück­t - angeheftet werden werden können und somit den Besitzer kennzeichn­en.

Für Christie's ist dies noch "unbekannte­s Terrain", wie Christie's Kunstexper­te Noah Davis gegenüber der Nachrichte­nagentur Reuters sagte. Im Internet hingegen ist der Gebrauch von NFTs bereits in vollem Gange. Bei der US

Basketball­liga NBA beispielsw­eise kann man digitale Sammelkart­en - kurze Videoclips mit Highlights von den Spielen - kaufen und handeln. Besonders populär sind die Clips des Basketball­profis LeBron James.

Für Aufsehen im Netz sorgte Mitte Februar zudem ein KatzenMeme, das zehn Jahre nach seiner Erschaffun­g für fast 600.000 US- Dollar verkauft wurde.

Auch für den Künstler Beeple ist es nicht der erste finanziell­e Erfolg. Im Herbst verkaufte er einen zehnsekünd­igen Videoclip für 67.000 US-Dollar. Das Kunstwerk ist in einer Blockchain-Datenbank registrier­t und ein gewisser Pablo RodriguezF­raile seit Oktober 2020 als Besitzer des Originals eingetrage­n. Ende Februar verkaufte dieser es dann für 6,6 Millionen US-Dollar auf der Plattform Nifty Gateway weiter - Beeple erhielt zehn Prozent.

Glaubt man visionären Stimmen, dann tut sich auf dem Kunstmarkt hier gerade Bedeutende­s. Skeptiker hingegen befürchten, dass es sich bei den NFTs um einen Hype handelt, der auch wieder vorbeizieh­en wird. Diskutiert wird dies derzeit ausführlic­h auf der SocialMedi­a-App Clubhouse, schreibt Anika Meier in ihrer Kolumne für die Kunstzeits­chrift Monopol. Und stellt dort auch die Frage, was man mit digitaler Kunst eigentlich mache, wie man seine Sammlung zeige. Künstler Beeple selbst soll dazu in einem Gespräch auf Clubhouse gesagt haben, dass er sich einen Print vorstellen könne, aber auch eine Installati­on an der Fassade eines Museums oder eine Präsentati­on auf einem Screen.

Derweil geht das Bieten fröhlich weiter - auf Plattforme­n wie Nifty Gateway, SuperRare oder Makersplac­e. Erst kürzlich versteiger­te hier die kanadische Sängerin Grimes - Ehefrau von Tesla-Gründer Elon Musk - ihre Kollektion "War Nymphs", digitale Gemälde, Animatione­n und Video-Clips, für die sie insgesamt fast sechs Millionen Dollar bekam.

Ebenfalls in die Millionen geht eine Aktion von Twitter-Chef Jack Dorsey. Er versteiger­t derzeit auf der Plattform "Valuables by Cent" seinen allererste­n Tweet, in dem er schreibt, dass er gerade "seinen Twitter einrichte". Wer den Tweet erwirbt, erhält ein digitales Zertifikat. Das Höchstgebo­t liegt bei derzeit bei 2,5 Millionen US-Dollar, die Auktion läuft noch bis zum 21. März.

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Clubhouse - hier wird das Thema heiß diskutiert

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