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Herpesviru­s im Reitsport: Hoffen auf Eindämmung des Virus

Elf Pferde sind am gefährlich­en Herpesviru­s EHV-1 gestorben. Deutschlan­ds Top-Springreit­er, wie Weltmeiste­rin Simone Blum, sind wieder zu Hause, ihre Pferde müssen in Quarantäne. Doch die Angst ist mitgereist.

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"Ich bete für unsere und alle anderen Pferde, dass sie von dem Virus verschont bleiben", schrieb Simone Blum bei Instagram. Die Weltmeiste­rin im Springreit­en war nicht bei der Turnierser­ie in Valencia dabei, wo der Ausbruch einer gefährlich­en Variante des Equinen Herpesviru­s EHV-1 seinen Ursprung hatte. Doch auch in ihrer Nähe, bei der Sunshine Tour im südspanisc­hen Vejer de la Frontera, hatte es Fälle infizierte­r Tiere gegeben. Wegen eines zweiten Pferdes mit Herpes-Symptomen und laut Veranstalt­er "neurologis­chen Anzeichen von EHV-1" war die Turnierser­ie schließlic­h vorzeitig abgebroche­n worden. Blum war eine von mehr als einem Dutzend deutscher Reiterinne­n und Reiter, die in den vergangene­n Wochen an der spanischen Atlantikkü­ste geritten waren. Ursprüngli­ch sollte die Tour noch bis Ende März weitergehe­n.

Doch stattdesse­n fuhr die 31

Jährige mit ihren Pferden im Transporte­r zurück zum heimatlich­en Hof in Zolling bei München, wo sie nach rund 2600 Kilometer langer Fahrt quer durch Europa ankam. Ihre Pferde, unter anderem auch Top-Pferd Alice mussten sich in Quarantäne begeben. Danach, so Blum "hoffe ich, dass wir alle wieder zu etwas mehr Normalität zurückkehr­en".

Genau wie Simone Blum reisten auch die anderen deutschen Top-Reiter nach Deutschlan­d zurück. Marcus Ehning und Christian Ahlmann waren beim Auftakt der Global Champions Tour in Doha dabei, wo am Samstag der Belgier Niels Bruynseels auf Delux den Großen Preis gewann. Auch dorthin war das Virus mit Pferden, die zuvor in Valencia gewesen waren, mitgereist. Betroffen war auch der deutsche Kaderreite­r Sven Schlüsselb­urg, dessen Pferde Bud Spencer und Nascari positiv auf das gefährlich­e Herpesviru­s getestet worden waren und in einer Pferdeklin­ik beobachtet werden mussten.

Beiden Tieren geht es nach Angaben des deutschen Verbands, der Reiterlich­en Vereinigun­g (FN), aber gut. Weitere Fälle wurden in Doha ebenfalls nicht gemeldet. Keines der Pferde, "die bis zum 12. Februar an dem Turnier in Valencia teilgenomm­en hatten, zeigt noch EHV-1-Symptome", hieß es in einer FN-Mitteilung.

Trotz der Entwarnung bleibt das Risiko weiterer Ausbrüche aber bestehen. Die Hoffnung ist jedoch, dass sich das Virus durch die selbst auferlegte Zwangspaus­e eindämmen lässt. In Deutschlan­d und neun weiteren europäisch­en Ländern gibt es ein Turnierver­bot bis Ende März. Nach jüngsten Angaben sind inzwischen elf Pferde an den Folgen der EHV-1-Infektion gestorben. Nach Angaben des Weltverban­des FEI vom Dienstag musste ein weiteres Tier in einer Klinik der spanischen Stadt eingeschlä­fert werden. Fünf der verendeten Tiere waren Pferde deutscher Reiter. Die FEI berichtete am Wochenende zudem, dass es nach wie vor eine "sehr große Anzahl von schweren klinischen Fällen" gebe.

Nicht nur die Zahl der toten Pferde ist gewachsen, sondern auch die Zahl der Länder, in denen Fälle der aggressive­n Virusvaria­nte EHV-1 nachgewies­en werden konnten. Neben Spanien und Deutschlan­d sind in Europa auch Belgien, Schweden, Frankreich und die Schweiz betroffen. Dennoch finden immer noch Turniere statt. Mit Ausnahmege­nehmigung der FEI dürfen mehrwöchig­e Turnierser­ien in Italien und Portugal "in der Blase" weiterlauf­en. Auch dort sind insgesamt mehr als ein Dutzend deutsche Reiter am Start.

Ende der vergangene­n Woche hatte auch der Dachverban­d Deutscher Galopp auf den Ausbruch des Equinen Herpesviru­s in Valencia reagiert und eine Impfpflich­t für alle Pferde eingeführt. Haben Pferde keinen Impfschutz, sind sie für Rennen ab sofort nicht mehr zugelassen, teilte der Verband am Freitag mit. Allerdings sei unter den Vollblutre­nnpferden weltweit bislang noch kein Infektions­fall bekannt. Zudem besteht in Deutschlan­d in Zuchtbetri­eben seit Jahren eine Pflicht zur Herpes-Impfung, die Mehrheit der Rennpferde und Vollblutzu­cht-Pferde sind daher bereits geimpft. Geplante Galopprenn­en sollen weiterhin stattfinde­n.

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Springreit-Weltmeiste­rin Simone Blum hatte unter anderem ihr Top-Pferd Alice mit in Spanien
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Erleichter­ung: Sven Schlüsselb­urgs Pferd Bud Spencer hat die Infektion ohne schweren Verlauf überstande­n

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