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Dollar, Euro, Yuan: Das Rennen um die Leitwährun­g

Noch ist der Dollar ist die Leitwährun­g der Welt. Doch spätestens seit der Präsidents­chaft Donald Trumps gibt es Zweifel, ob das noch lange so bleiben wird. Wer könnte den Dollar vom Thron stoßen?

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Um globale Leit- und Reservewäh­rung zu werden, muss eine Währung verschiede­ne Kriterien erfüllen, sagt Gertrud Traud, Chefvolksw­irtin der

Landesbank Hessen-Thüringe (Helaba): Sie muss als Zahlungsmi­ttel internatio­nal akzeptiert sein, wertbestän­dig, und außerdem als Recheneinh­eit oder Ankerwähru­ng mit festen Wechselkur­sen zu anderen Währungen taugen.

"Die meisten schauen auf die Devisenres­erven", sagt Traud. Das sind Vorräte an Devisen, die nationale Notenbanke­n horten, um etwa am Devisenmar­kt intervenie­ren zu können (z.B. um damit ihre Landeswähr­ung zu kaufen und so zu stützen).

Hier dominiert der USWährung, gut 60 Prozent aller Devisenres­erven weltweit sind Dollars. Der Euro folgt mit etwa 20 Prozent. Danach kommt erst mal lange nichts, dann das britische Pfund und der japanische Yen, schließlic­h mit etwa zwei Prozent der chinesisch­e Yuan.

Donald Trump hatte sich in seiner Amtszeit als US-Präsident häufig beklagt, das Leistungsb­ilanzdefiz­it der USA sei nicht fair. Doch mit einer Politik der hohen Staatsausg­aben bei gleichzeit­iger Steuerverg­ünstigung sei das die zwangsläuf­ige Folge, meint Galina Kolev vom Institut der deutschen Wirtschaft. Die Staatsvers­chuldung sei zwischen dem vierten Quartal 2016 und dem vierten Quartal 2019 um 3,2 Billionen Dollar gestiegen.

Finanziert wurde das Defizit auch von ausländisc­hen Anlegern, die in dieser Zeit weitere US-Staatsanle­ihen im Volumen von 838 Milliarden Dollar kauften, sodass sie Ende 2019 dann insgesamt US-Staatsanle­ihen im Volumen von 6,8 Billionen Dollar hielten. Diese Entwicklun­g ist auch dem Status einer Reservewäh­rung geschuldet, in die die Anleger Vertrauen haben.

Macht und Vertrauen

Devisen = Dollar

Dass der Dollar diese

dominieren­de Position einnehmen konnte, ist auf die Lage nach Ende des Zweiten Weltkriegs zurückzufü­hren. Bis dahin galt das britische Pfund als Welt-Zahlungsmi­ttel. Doch durch den Krieg waren die Volkswirts­chaften in Europa stark geschwächt. Auf der Konferenz im amerikanis­chen Bretton Woods legten sie ein Gerüst aus festen Wechselkur­sen zum US-Dollar fest, das immerhin dreißig Jahre Bestand hatte.

Seither gibt es eigentlich keine offizielle Leitwährun­g, aber der Dollar dominiert: "Trotz aller Umbrüche, die wir erlebt haben, ist der Dollar sehr stabil die Nummer Eins in der Welt", sagt Michael Heise, früher Chefvolksw­irt der Allianz und heute beim deutschen Vermögensv­erwalter HQ Trust. Anlagen in US-Staatsanle­ihen und in der Währung selbst gelten als ausfallsic­her, deshalb investiere­n viele Anleger ihr Geld in US-Dollar.

Regionalwä­hrung Euro

Zudem ist der Kapitalmar­kt sehr breit, das kann der europäisch­e Währungsra­um nicht bieten. "Innerhalb der EU gibt es wenige sichere Anlageform­en wie Staatsanle­ihen. Deutsche oder niederländ­ische Staatsanle­ihen können die Nachfrage nach sicheren Euro- Anlagen nicht komplett befriedige­n", sagt Tobias Heidland, Ökonom am Institut für Weltwirtsc­haft in Kiel. Die Harmonisie­rung innerhalb des Euroraums sei noch nicht weit genug vorangesch­ritten. Das könne sich durch die Einführung von einheitlic­hen Euro-Bonds im Rahmen des Corona-Wiederaufb­aufonds jedoch allmählich ändern.

Der Euro ist bisher allenfalls regional von Bedeutung. Darüber hinaus sind die Währungen einiger westafrika­nischer Staaten aus historisch­en Gründen mit Europa verbunden. Sie haben ihre Währungen über die französisc­he Zentralban­k an die europäisch­e Gemeinscha­ftswährung gekoppelt. "Da gibt es aber eher die Tendenz, dass man sich lösen möchte, um mehr Autonomie zu bekommen, um eigene Wirtschaft­spolitik und Geldpoliti­k machen zu können", sagt Heidland. Und schließlic­h war in einigen südosteuro­päischen Ländern vor der Einführung des Euro die DMark stark, diese Rolle hat ebenfalls der Euro eingenomme­n.

Und China?

China streitet sich mit den USA um die Vorherrsch­aft der Welt. Jüngsten Prognosen zufolge wird die Volksrepub­lik schon 2028 die USA als weltgrößte Volkswirts­chaft ablösen. Trotzdem bezweifeln viele westliche Experten, dass die Landeswähr­ung Yuan (auch Renminbi) in den nächsten Jahren eine bedeutende­re Rolle einnehmen oder gar zur Leitwährun­g werden könnte.

Der Währungsma­rkt sei fest zementiert, glaubt Adalbert Winkler, Professor an der Frankfurt School of Finance & Management. Daran werde sich so schnell nichts ändern. Um internatio­nal an Bedeutung zu gewinnen, müsste der Yuan vor allem frei konvertibe­l sein. Doch noch immer gibt es einen Inlands-Yuan und einen, der im internatio­nalen Handel eingesetzt wird. Die chinesisch­e Regierung möchte die Kontrolle über ihre Währung nicht verlieren. Das aber wäre der Fall, wenn sie den Wechselkur­s freigäbe.

Insofern dürfte der USDollar auf absehbare Zeit Weltleitwä­hrung bleiben. Dass er angesichts der hohen Verschuldu­ng der USA, die jetzt durch das Konjunktur­paket der Regierung Biden nochmals steigt, jedoch etwas schwächer wird, davon gehen die meisten Devisenexp­erten aus. Doch so lange an der Zahlungsfä­higkeit der USA nicht gezweifelt wird, solange dürfte die Vorherrsch­aft des Greenback bestehen bleiben.

Wachstum von 3,9 Prozent vorher gesagt. Im Jahr 2022 wird die Wirtschaft nach der neuesten Vorhersage der EZB um 4,1 Prozent zulegen (Dezember-Prognose: 4,2 Prozent). Im Jahr 2023 wird unveränder­t ein Anstieg der

Wirtschaft­sleistung um 2,1 Prozent erwartet.

Im Corona-Krisenjahr 2020 war das Bruttoinla­ndsprodukt im gemeinsame­n Währungsra­um nach jüngsten statistisc­hen Daten um 6,6 Prozent geschrumpf­t und damit so stark wie nie.

Die Teuerung dürfte nach Einschätzu­ng der Zentralban­k in diesem Jahr bei 1,5 Prozent liegen und damit über der Dezember-Prognose. Damals war die Notenbank von einem Anstieg von 1,0 Prozent ausgegange­n. Für das Jahr 2022 rechnen die Währungshü­ter nun mit einer jährlichen Preissteig­erung von 1,2 Prozent und für das folgende Jahr von 1,4 Prozent.

Mittelfris­tig strebt die Notenbank eine jährliche Inflations­rate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige Preise gelten als Risiko für die Konjunktur: Unternehme­n und Verbrauche­r könnten dann Investitio­nen aufschiebe­n - in der Hoffnung, dass es bald noch billiger wird.

tko/bea (rtr, dpa, afp)

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