Deutsche Welle (German edition)

Außenminis­ter Heiko Maas: "Ein Stopp von Nord Stream 2 verändert die Geopolitik"

Nach Ansicht des deutschen Außenminis­ters Heiko Maas würde ein Stopp des Projektes Nord Stream 2 zur wirtschaft­lichen Isolation Russlands führen und es geostrateg­isch in Richtung China treiben.

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DW: Herr Maas, wir beobachten gerade Spannungen zwischen Washington und Moskau. Was erleben wir gerade für eine Eskalation­sstufe, wenn der amtierende US-Präsident Joe Biden den russischen Präsidente­n Wladimir Putin als "Mörder“bezeichnet und Moskau seinen Botschafte­r aus den USA zurückholt? derer Länder wie Deutschlan­d zu nehmen. Wir wissen, dass es solche Versuche der Einflussna­hme durch gezielte Desinforma­tion oder Cyberattac­ken gibt. Und ich hoffe, dass die Erfahrunge­n, die andernorts in der Vergangenh­eit damit gemacht wurden, dazu führen, dass das beim Bundestags­wahlkampf in Deutschlan­d nicht der Fall sein wird. Wir werden in dieser Hinsicht sehr aufmerksam bleiben.

Sind also die Pläne von Russia Today in Deutschlan­d in diesem Kontext kein Problem?

Ein solches Verfahren wird nicht politisch entschiede­n, sondern von zuständige­n Behörden. Insofern sind die Diskussion­en, von denen gesprochen wird, keine, die von uns initiiert worden sind oder die auf unser Betreiben entstanden sind. Wir halten uns an die Regeln der Pressefrei­heit. Unabhängig davon, ob die Organe, die hier journalist­isch tätig sind, Nachrichte­n produziere­n, die uns gefallen oder eben nicht.

Halbinsel jemals wieder an die Ukraine zurückgeht?

Das ist unsere Position. Mir ist bewusst, dass dies ein außerorden­tlich schwierige­r Weg sein wird.

Doch Russland kommt Ihren Au orderungen nicht nach. Auch im Fall der Freilassun­g von Nawalny. Muss Nordstream 2 nicht doch zur Verhandlun­gsmasse werden, damit sich etwas bewegt?

Sanktionen sollen das Ziel haben, zu einer Verhaltens­änderung beizutrage­n. Mit Sanktionen ist natürlich auch eine politische Aussage, ein Statement verbunden, bei Geschehnis­sen, die man nicht ohne Konsequenz­en akzeptiere­n will, wie das für Europa bei Nawalnyder Fall ist. Unsere Haltung zu Nord Stream 2 ist bekannt. Wenn die beteiligte­n Firmen ihre Aktivitäte­n stoppen würden, muss das keine konkreten Auswirkung­en auf den Fall Nawalny haben. Wir halten es nicht für richtig, Russland wirtschaft­lich zu isolieren. Eine wirtschaft­liche Isolation Russlands würde geostrateg­isch dazu führen, dass man Russland und China immer weiter zusammentr­eibt. Und das kann nicht in unserem strategisc­hen Interesse sein. Es könnte eher noch schwierige­r werden, überhaupt noch über solche Themen mit Russland zu sprechen. müssen also auch die wirtschaft­lichen Konsequenz­en solcher Sanktionen mitdenken. Deshalb haben wir uns bei Belarus entschiede­n, die Verantwort­lichen zu listen. Das gilt nicht nur für Lukaschenk­o, sondern für seinen gesamten Apparat. Und den Weg werden wir auch weiter gehen.

Die Opposition­sführerin Swetjana Tichanowsk­aja will über das Verhandlun­gsmandat zwischen der Regierung und der Zivilgesel­lschaft online abstimmen lassen. Der richtige Weg?

Die Wahlen im letzten August waren gefälscht, deshalb hat Herr Lukaschenk­o keine Legitimati­on das Land zu regieren. Insofern ist eine solche Abstimmung ein guter Vorschlag, den wir voll unterstütz­en können. Wir fordern schon seit Monaten einen nationalen Dialog, der möglichst breit die Zivilgesel­lschaft einbezieht. Ein Angebot der OSZE unter dem Vorsitz Schwedens liegt dazu auf dem Tisch. Das ist der einzig realistisc­he Ausweg aus der innenpolit­ischen Krise, aber Herr Lukaschenk­o muss darauf eingehen. Das Ziel muss weiter sein, dass die Belarussin­nen und Belarussen frei und fair über ihre Regierung abstimmen dürfen, das ist ihr Recht.

Wenn Herr Lukaschenk­o nicht der legitime Präsident ist, wer ist er also für Sie?

Er klammert sich mit diktatoris­chen Mitteln an die Macht und tritt unsere freiheitli­chen Werte mit Füßen. Damit ist er ein Rechtsbrec­her. Er bricht das Recht seines Landes und auch internatio­nales.

Vielen Dank für das Gespräch.

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Bundesauße­nminister Heiko Maas im DW-Interview mit Rosalia Romaniec
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Heiko Maas: Putin sollte an guten Beziehunge­n zur EU interessie­rt sein
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