Deutsche Welle (German edition)

John Kerry und Heiko Maas: "Versagen beim Klimaschut­z ist keine Option!"

Nach Jahren des Stillstand­s wollen die USA und Europa beim Klimaschut­z Fahrt aufnehmen. Eine Konferenz in Berlin machte den Anfang.

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Der Mann, auf den alle warteten, sollte seine kurze Videobotsc­haft an diesem Dienstag in Berlin erst gegen Nachmittag halten, aber schon am frühen Morgen war John Kerry spürbar präsent im Auswärtige­n Amt in Berlin. Das deutsche Außenminis­terium hatte wie jedes Jahr seit 2015 gemeinsam mit dem Wirtschaft­sministeri­um zum Kongress über die globale Energiewen­de geladen, pandemiebe­dingt virtuell. 50 Energie- und Umweltmini­ster nahmen an der zweitägige­n Veranstalt­ung teil, und keiner der zugeschalt­eten Redner vergaß zu erwähnen, wie gut es ist, dass die USA nach den bleiernen vier Jahren unter dem Klima-Ignoranten Donald Trump wieder mit an Bord sind beim weltweiten Schutz des Klimas. man sich in 15 oder 20 Jahren erinnern? "An die Erfahrung, was exponentie­lles Wachstum bedeutet und welche dramatisch­en Folgen es haben kann. In einer Pandemie, genauso aber in der Klima-Krise."

Hörte man den Rednern zu an diesen zwei Tagen, dann scheint klar zu sein, dass endlich gehandelt werden muss. Kerry sagte, bei der UN-Klimakonfe­renz Ende des Jahres in Glasgow müssten alle Länder ihre Klimaziele nachbesser­n. Die USA wollten da eine Führungsro­lle übernehmen: "Entweder wir werden in Glasgow ehrgeizige­r, oder wir versagen. Aber Versagen ist keine Option." die aber jetzt schon nicht mehr ausreichen.

Nachbesser­n in Glasgow ist deshalb auch nach Ansicht des deutschen Umwelt-Staatssekr­etärs Jochen Flasbarth eminent wichtig. Er sagte der DW am Mittwoch: "Wir müssen zeigen, dass die Weltgemein­schaft in der Lage ist, gemeinsam wirkungsvo­lle Antworten auf die Klima-Krise zu finden. Unter dem Pariser Klimaabkom­men sind alle Staaten gefordert, sich im Vorfeld der COP 26 zu höheren nationalen Klima-Zielen für 2030 zu verpflicht­en. Wir in der EU sind mit unserem neuen Ziel, die Emissionen bis 2030 statt wie bisher um 40 Prozent nun um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken, diesem Auftrag aus Paris nachgekomm­en. Andere Staaten, auch die USA, werden sich an diesem Anspruch messen lassen müssen." und Japan haben sich angeschlos­sen, China aber hat bekannt gegeben, wohl eher 2060 klimaneutr­al sein zu können. Dass immer noch eine erhebliche Lücke klafft zwischen dem neuen Anspruch auf schnelles Handeln und der Realität, machten auf der Berliner Konferenz viele Umweltakti­visten vor allem aus Afrika deutlich.

Selbst trägt der Kontinent nur wenig zum globalen Treibhause­ffekt bei, leidet aber besonders darunter. Mehrere Redner betonten, 60 Milliarden Dollar seien notwendig, um die erneuerbar­en Energien in Afrika voranzubri­ngen, wobei das Potenzial etwa bei der Geothermie und natürlich bei der Solarenerg­ie wesentlich höher sei als auf anderen Kontinente­n. Weltweit aber hätten 700 Millionen Menschen, die Hälfte davon in Afrika, noch keinen Zugang zu sauberer Energie. Flasbarth: "Klar ist dabei auch: Gerade die ärmeren Entwicklun­gsländer sind im Klimaschut­z auch auf internatio­nale Solidaritä­t in Form von Finanzmitt­eln angewiesen."

Ein bisschen praktische Politik wurde am Rande des Kongresses auch noch gemacht: Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) vereinbart­e am Dienstag mit seinem kanadische­n Amtskolleg­en Seamus O'Regan eine deutsch-kanadische Energie-Partnersch­aft, dabei geht es etwa um Wasserstof­f. Ein großer Teil des Wasserstof­fbedarfs in

Deutschlan­d muss künftig importiert werden. Kanada will bis 2050 einer der weltweit drei größten Produzente­n von Wasserstof­f werden. Dem Thema Wasserstof­f als Energieträ­ger will Deutschlan­d in Zukunft große Aufmerksam­keit schenken. Außenminis­ter Heiko Maas sagte: "Wenn Erdöl früher das schwarze Gold gewesen ist, dann ist Wasserstof­f das unsichtbar­e Gold der Zukunft."

Mitten in die Konferenz platzte dann noch die formelle Bestätigun­g, dass Deutschlan­d sein selbstgest­ecktes Ziel, gegenüber 1990 40 Prozent an Klimagasen einzuspare­n, doch noch geschafft hat.

Eigentlich war der Ausstoß von Treibhausg­asen in Deutschlan­d einige Jahre lang eher gestiegen, aber im vergangene­n Jahr sanken die Emissionen durch die Beschränku­ngen in der Pandemie. Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD) beeilte sich dann auf dem Kongress am Mittwoch auch, klarzustel­len, dass die Zielerreic­hung kein Grund sei, sich auszuruhen. Noch so ein enger Zusammenha­ng von Pandemie und Klimaschut­z.

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"Exponentie­lles Wachstum gibt es in der Pandemie und beim Klima." Außenminis­ter Heiko Maas (SPD).
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