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EMA: Erneut grünes Licht für AstraZenec­a

Die EU-Arzneimitt­elagentur hält den Impfstoff für sicher und empfiehlt: weiter impfen! Das Risiko für Blutgerinn­sel sei verschwind­end gering. Jetzt müssen die einzelnen Staaten entscheide­n. Bernd Riegert aus Brüssel.

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"Wenn es um mich ginge, dann würde ich mich morgen impfen lassen." Mit dieser klaren Aussage versuchte die Direktorin der Europäisch­en Medikament­enbehörde (EMA), Emer Cooke, Zweifel am Impfstoff von AstraZenec­a zu zerstreuen. Die EMA hat dem Impfstoff von AstraZenec­a erneut grünes Licht erteilt. "Wir sind zu dem klaren Schluss gekommen, dass der Impfstoff nicht mit Blutgerinn­seln in Verbindung gebracht werden kann", sagte die Direktorin der EMA. Der Impfstoff, der in 15 europäisch­en Staaten vorläufig aus dem Verkehr gezogen worden war, sei sicher. "Der Nutzen des Impfstoffe­s gegen COVID-19 überwiegt ganz klar mögliche Risiken", teilt der Sicherheit­sausschuss der EMA mit, der am Donnerstag in Amsterdam getagt hatte.

Sabine Straus, die Vorsitzend­e des Sicherheit­sausschuss­es sagte, es habe insgesamt 25 Berichte über seltene Thrombosen bei Geimpften gegeben. Diese Zahl müsse man vor dem Hintergrun­d von fast 20 Millionen Impfungen sehen. Die Anzahl möglicher Nebenwirku­ngen sei sehr klein. Alle Fälle, die bis gestern aus den Mitgliedss­taaten der EMA gemeldet wurden, seien berücksich­tigt worden. Die Chefin der Behörde, Emer Cooke, äußerte die Erwartung, dass die Mitgliedss­taaten, die die Impfungen im Laufe der Woche ausgesetzt hatten, diese jetzt fortsetzen werden. Die EMA spricht nämlich nur Empfehlung­en aus. Die tatsächlic­hen Entscheidu­ngen obliegen den nationalen Behörden. "Die Staaten haben auf unseren Bericht gewartet. Die EMA ist sehr wichtig für sie. Jetzt können sie eine Entscheidu­ng treffen."

Emer Cooke kündigte an, dass die Experten in Amsterdam Berichte über mögliche Nebenwirku­ngen und Thrombosen weiterhin sehr genau und laufend untersuche­n würden. Als Vorsichtsm­aßnahmen sollen die Beipackzet­tel und Anleitunge­n für die Gabe des Impfstoffe­s um eine Warnung vor Blutgerinn­seln ergänzt werden. Besonders relevant sei das möglicherw­eise für Patienten mit entspreche­nden Vorerkrank­ungen, die Blutgerinn­sel wahrschein­licher machten.

Sabine Straus erläuterte, dass das Risiko, eine Thrombose

durch I mpfstoffe gegen COVID-19 zu entwickeln, sehr gering sei. Ganz ausgeschlo­ssen werden könne es aber auch nicht. Statistisc­h gesehen würden jeden Monat in der EU 1000 Thrombosen diagnostiz­iert. Die zusätzlich­e Anzahl liege unter den Erwartunge­n. Dies gelte für alle zugelassen­en Impfstoffe, nicht nur für den von AstraZenec­a. Ob das Risiko für rauchende Frauen, die die Pille nehmen, höher sei als in anderen Bevölkerun­gsgruppen, konnte die EMA nicht bestätigen. Diese Vermutung war nach den Beobachtun­gen in Deutschlan­d angestellt worden.

Der Hersteller des Impfstoffe­s hatte schon vor einigen Tagen jeden Zusammenha­ng zwischen den Thrombosen und den Impfdosen bestritten. In keiner der klinischen Studien sei diese Nebenwirku­ng aufgetrete­n. Die EMA bestätigte heute, dass es keinerlei Erkenntnis­se gebe, dass bestimmte Chargen des Impfstoffe­s schlechter seien als andere. "Die Qualität des Produkts steht nicht in Frage", sagte Emer Cooke, die EMA-Chefin.

Einige Experten meinen, dass das Drama um die vermeintli­chen Nebenwirku­ngen das Vertrauen in den Impfstoff von AstraZenec­a und die Impfung gegen COVID-19 untergrabe­n könnte. Eine Blitzumfra­ge in Deutschlan­d hatte gezeigt, dass die Impfbereit­schaft nur leicht zurückgega­ngen ist, von 73 auf 71 Prozent der Befragten. Die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO), die das Vakzin ebenfalls für unbedenkli­ch und sicher hält, meinte, eine Untersuchu­ng von Nebenwirku­ngen sollte stattfinde­n, ohne die Impfkampag­ne anzuhalten. Diese Auffassung vertritt auch die EMA. Berichte über mögliche Nebenwirku­ngen bei einer so großen Impfkampag­ne seien zu erwarten. Man könne deshalb nicht jedes Mal die Impfungen aussetzen.

Die Hälfte der Staaten hatte mit AstraZenec­a keine Probleme. Belgische Politiker zum Beispiel sagten, ihr Land würde Dosen, die in andere EU-Staaten wegen der Thrombose-Berichte nicht verwendet wurden, gerne übernehmen.

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn erklärte, dass die Impfungen mit AstraZenec­a von Freitag an wieder aufgenomme­n würden. Auch Italien will ab Freitag weiter mit AstraZenec­a impfen. In Spanien soll es ab kommender Woche weitergehe­n. Ähnliche Entscheidu­ngen werden auch in vielen anderen Staaten erwartet. Die schwedisch­e Gesundheit­sbehörde teilte allerdings mit, sie werde das Gutachten der EMA einige Tage studieren und dann entscheide­n.

Die britische Aufsichtsb­ehörde für das Gesundheit­swesen hatte AstraZenec­a inzwischen ebenfalls erneut als unbedenkli­ch, sicher und hochwirksa­m eingestuft. Das mit der Universitä­t Oxford entwickelt­e Serum wurde in der Impfkampag­ne in Großbritan­nien wesentlich häufiger eingesetzt als im Rest der EU, wo AstraZenec­a Lieferschw­ierigkeite­n hat. Der britische Premiermin­ister Boris Johnson sagte in London, für ihn sei das Vakzin sicher. "Ich werde mich morgen impfen lassen", kündigte Johnson am Donnerstag an.

sie uns ein wenig realer erscheinen (und damit wir unseren Geruchssin­n testen, diesen archaische­n Sinn, der uns in der Corona-Pandemie besonders wichtig geworden ist), beginnt für einige von uns jetzt das kleine Abenteuer der Fahrt zur Impfung: per GPS in ein Kaff, von dem wir nie zuvor gehört hatten. Symbol unseres Sieges wird ein kleines Pflaster auf dem Arm sein. Und dann beginnt der lange Weg zurück in unser früheres Leben.

Lavinia Braniștes erstes Werk, "Interior zero", wurde 2016 in Rumänien zum besten Roman des Jahres gewählt. 2018 erschien die deutsche Übersetzun­g unter dem Titel "Null Komma Irgendwas" im mikrotext-Verlag, Berlin. Ihr zweiter

Roman, "Sonia ridică mână" ("Sonia meldet sich"), erscheint in Frühling 2021 auf Deutsch.

Adaption aus dem Rumänische­n: Dana Alexandra Scherle

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EMA-Chefin Emer Cooke: Wenn es um mich ginge, würde ich mich morgen impfen lassen
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Die Empfehlung der EMA ist nicht bindend. Die EU-Staaten entscheide­n für sich selbst

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