Deutsche Welle (German edition)

Lukrative Geschäfte mit Masken

Deutsche Statistike­r haben eine neue Größe beim Außenhande­l: Masken. Die sind in 2020 im Wert von sechs Milliarden Euro importiert worden. Ein lukratives Geschäft für Apotheken und den Hauptprodu­zenten China.

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Das Wahrzeiche­n der CoronaPand­emie ist die Maske. Zuerst aus Stoff, und nun zunehmend sogenannte FFP2-Masken. So hat sich auch beim Außenhande­l eine neue statistisc­he Größe entwickelt. Demnach sind im Jahr 2020 nach vorläufig geschätzte­n Zahlen des Statistisc­hen Bundesamte­s Masken im Wert von sechs Milliarden Euro nach Deutschlan­d importiert worden.

Allein in den Monaten April und Mai des Vorjahres - auf dem Höhepunkt der ersten CoronaWell­e - wurden Masken im Wert von 3,5 Milliarden Euro importiert. Im Juni und Juli kamen weitere Masken im Wert von 1,4 Milliarden Euro hinzu. "Damit fanden 80 Prozent der Importe von Schutzmask­en des Jahres 2020 in den Monaten April bis Juli statt."

Seit Jahresbegi­nn werden auch die Stückzahle­n der Maskenimpo­rte erfasst. Im Januar 2021 wurden demnach 1,4 Milliarden Schutzmask­en im Wert von 186,7 Millionen Euro importiert. Davon waren 1,1 Milliarden Stück für 166,7 Millionen Euro sogenannte filtrieren­de Halbmasken, also etwa FFP2-Masken. Die Zahlen beziehen sich alle auf den Import von Masken aus China. Die Volksrepub­lik profitiert von der Nachfrage, denn 94 Prozent aller Masken werden aus China geliefert.

Neben der Volksrepub­lik haben vor allem Apotheken von den Maskengesc­häften profitiert. Besonders hervorstec­hen wird da wohl der Monat Dezember. In diesem Monat entschied die deutsche Bundesregi­erung, mehrere FFP2-Masken umsonst an über 60-Jährige zu verteilen. Auch im Januar und Februar gab es in den Apotheken gegen Vorlage von Coupons weitere Gratis-Masken - eine Aktion, die den Steuerzahl­er am Ende mehr als zwei Milliarden Euro kosten dürfte, schreiben der WDR, NDR und SZ in einer Recherche.

Sie kommen auch zu dem Schluss, dass Apotheken in diesem Zeitraum deutlich mehr für die Masken abrechnen konnten, als sie für die Masken bezahlten. So zitiert der Recherchev­erbund einen Apotheker aus Berlin mit den Worten: "Wir haben uns dumm und dämlich verdient." Sechs Euro erstattete das Gesundheit­sministeri­um pro Maske. Der Einkaufspr­eis lag teilweise bei nur einem Euro. Das brisante daran ist, dass das Gesundheit­sministeri­um auf die Spanne zwischen Einkauf und Verkauf durchaus hingewiese­n wurde. Sogar der Wirtschaft­sprüfer EY, der für das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium eine "Preisprobe­nstichanal­yse" erstellt hat, kommt im Oktober auf niedrigere Preise.

Für die Apotheken ist der Geldsegen willkommen. Denn zumindest im Bereich der Ansteckung­serkrankun­gen ging die Nachfrage nach Medikament­en zurück. Fragten Apothekenk­unden in den ersten Quartalen normalerwe­ise Erkältungs­mittel im Wert von knapp 150 Millionen Euro nach, waren es 2020 noch knapp 130 Millionen. "Die Einhaltung der Abstands- und Hygienereg­eln in der Corona-Pandemie sorgte vermutlich für den Rückgang der Ansteckung­en im Bereich von Durchfalle­rkrankunge­n und Erkältunge­n", erklärte die Apothekerv­ereinigung ABDA.

Auch Bayer-Chef Werner Baumann sprach bei Erkältungs­präparaten von einem Marktminus von über 20 Prozent in 2020. Beschweren können sich die Apotheker aber wohl nicht, denn neben den zusätzlich­en Einnahmen aus dem Geschäft mit Masken verkauften sie auch mehr Desinfekti­onsmittel. Auch beim Thema Nahrungser­gänzungsmi­tteln klingelten die Kassen. Wie sich das turbulente Jahr auf ihren Gesamtumsa­tz auswirkte, ist noch nicht klar, denn die kompletten Umsatz- und Absatzzahl­en liegen noch nicht vor.

nm/hb (epd, dpa)

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 ??  ?? China beliefert die Welt mit Schutzmask­en
China beliefert die Welt mit Schutzmask­en

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