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Uber-Fahrer bekommen Mitarbeite­r-Status

Es ist eine Schlappe für den Taxidienst Uber und eine Gefahr für das Geschäftsm­odell: Fahrer in Großbritan­nien haben nun die Rechte von Mitarbeite­rn. Doch der nächste Streit deutet sich bereits an.

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Mindestloh­n, bezahlter Urlaub und andere Arbeitgebe­rleistunge­n sind für Uber-Fahrer nicht vorgesehen. Gerade da setzt das Geschäftsm­odell der Taxi-Plattform wie Uber an - genau wie auch bei der Konkurrenz wie Lyft. Denn die Frage, welchen Status die Fahrer haben ist elementar. Uber stuft Fahrer traditione­ll als ungebunden­e Vertragspa­rtner ein, was Geld für viele Arbeitgebe­r-Verpflicht­ungen erspart. Ein Argument, das Uber immer anführt ist, dass diese Praxis den Fahrern auch die Möglichkei­t gibt, für andere Fahrdienst­e unterwegs zu sein.

Die neuesten Entwicklun­gen in Großbritan­nien sind für Uber nun eine kleine Revolution. Nach jahrelange­m Rechtsstre­it und einer Schlappe vor dem Obersten Gericht kündigte die US-Firma an, britische Fahrer nicht mehr als eigenständ­ige Unternehme­r, sondern als Mitarbeite­r zu behandeln. Das meldete der Konzern in einer Pflichtmit­teilung an die US-Börsenaufs­icht.

Bereits im Februar hatte der Londoner Supreme Court geurteilt, dass Uber die Fahrer in Großbritan­nien nicht als eigenständ­ige Unternehme­r betrachten kann. Uber argumentie­rte zunächst, dabei gehe es um wenige Fahrer, die die App 2016 nutzten. Diese Position stieß aber von Anfang an auf Skepsis.

Auch jetzt machte das Unternehme­n klar, dass die neue Einstufung als "Worker" nach britischem Recht keinen Angestellt­enstatus bedeute. So haben die

Fahrer zwar Anrecht auf Mindestloh­n, bezahlte Urlaubstag­e und Pensionszu­schüsse, aber keine vollen Arbeitnehm­errechte, die etwa Elternzeit­en oder Abfindungs­zahlungen umfassen.

Zudem garantiert Uber den Mindestloh­n nur für die Zeit zwischen der Annahme eines Auftrags bis zum Ausstieg des Passagiers. Das könnte für weiteren Streit sorgen. Einer der Wortführer der schließlic­h erfolgreic­hen Klage gegen Uber, James Farrar, kritisiert­e prompt die Lösung. Das bedeute, dass es für 40 bis 50 Prozent der Arbeitszei­t immer noch kein Geld geben werde, sagte er der Nachrichte­nagentur PA.

"Wenn man bei Starbucks arbeitet und keine Kunden reinkommen, sollte man in der Zeit immer noch Geld bekommen? Natürlich sollte man das", argumentie­rte er. "Warten gehört zur Arbeit."

Der britische Mindestloh­n ist nach Altersgrup­pen gestaffelt und wird zum 1. April auf bis zu 8,91 Pfund (aktuell 10,43 Euro) pro Stunde angehoben. Uber betont aber, die Fahrer verdienten während der Auftragsze­it im Schnitt 17 Pfund pro Stunde in London und 14 Pfund im Rest des Landes. Von der Neuregelun­g sind nun 70.000 Fahrer in Großbritan­nien betroffen.

Auch in der US-Heimat und anderen Ländern hatte Uber wegen der arbeitsrec­htlichen Behandlung seiner Fahrer bereits Rechtskonf­likte. In Kalifornie­n drohten Uber und Lyft im vergangene­n Jahr sogar, den Betrieb einzustell­en, nachdem ein in dem Bundesstaa­t verabschie­detes Gesetz den Fahrern Mitarbeite­r-Status zusprach. Das Regelwerk war dann aber bei einer Volksabsti­mmung gekippt worden.

In Deutschlan­d funktionie­rt Uber nach rechtliche­n

Auseinande­rsetzungen um den Wettbewerb mit der TaxiBranch­e anders. Hierzuland­e stellt der Konzern die Vermittlun­gsplattfor­m - und die Fahrten werden von Mietwagenu­nternehmen ausgeführt, bei denen die Fahrer zumeist fest angestellt sind. Uber-Chef Dara Khosrowsha­hi räumte in einem Gastbeitra­g im "Evening Standard" ein: "Für uns ist zunehmend klar, dass Flexibilit­ät allein nicht ausreichen­d ist und soziale Absicherun­g nicht darunter leiden sollte." Zugleich betonte er die Vorzüge des britischen Arbeitsrec­hts und kritisiert­e "veraltete Beschäftig­ungsgesetz­e» in vielen anderen Ländern. Khosrowsha­hi rief zu Reformen in der Europäisch­en Union und den USA auf, um Flexibilit­ät und Schutz unter einen Hut zu bringen.

nm/hb (dpa)

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 ??  ?? Ein Uber-Fahrer aus den USA nimmt an einer Demonstrat­ion für mehr Arbeitsrec­hte teil
Ein Uber-Fahrer aus den USA nimmt an einer Demonstrat­ion für mehr Arbeitsrec­hte teil

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