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Verhindern Hefepilze bei Morbus Crohn die Darm-Heilung?

Was die chronische­ntzündlich­e Darmerkran­kung auslöst, ist bislang unklar. Morbus Crohn beeinträch­tigt die Lebensqual­ität und ist nicht heilbar. Laut einer neuen US-Studie könnte ein Hefepilz verantwort­lich sein.

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Der Hefepilz Debaryomyc­es hansenii ist kein Unbekannte­r: Er ist in vielen Käsesorten, in Bier, in Wein, in Wurst und in fermentier­ten Lebensmitt­eln enthalten. Bei Untersuchu­ngen von Mäusen haben Forschende der Washington University School of Medicine (WUSM) in St.Louis festgestel­lt, dass dieser Hefepilz verletztes Darmgewebe infizieren und die Wundheilun­g stören kann.

Den selben Hefepilz fanden die Forschende­n auch in der entzündete­n Darmschlei­mhaut der meisten an Morbus Crohn Erkrankten. In einem gesunden Darm ist er dagegen nur bei jedem zehnten Menschen vorhanden.

Weitverbre­itet und nicht heilbar

Morbus Crohn gehört zusammen mit Colitis ulcerosa zu den chronisch-entzündlic­hen Darmerkran­kungen, die in den letzten zwanzig Jahren deutlich zugenommen haben. Allein in Nordamerik­a und Europa leiden darunter mehr als 3,5 Millionen Menschen. Deutschlan­d hat mit rund 400.000 Betroffene­n eine der höchsten Prävalenze­n weltweit zu verzeichne­n.

Diese entzündlic­hen Darmkrankh­eiten verursache­n meist heftige Bauchschme­rzen sowie blutigen Durchfall und schränken die Lebensqual­ität der Betroffene­n oftmals erheblich ein. Bisher können Medikament­e diese Entzündung­en nur unterdrück­en, bislang sind diese Krankheite­n aber nicht heilbar.

Antimykoti­kum beschleuni­gt Wundheilun­g

Sind viele Debaryomyc­es hansenii- Hefe pilze in einem entzündete­n Darmabschn­itt vorhanden, führe dies laut der im Fachblatt "Science" veröffentl­ichten Studie zur Produktion des entzündung­sfördernde­n Botenstoff­s CCL5 durch Makrophage­n.

"Unsere Arbeit unterstütz­t die Annahme, dass Debaryomyc­es hansenii für gesunde Menschen ungefährli­ch ist, aber für Morbus-Crohn-Patienten problemati­sch sein könnte", sagt CoAutor Thaddeus Stappenbec­k. Andere Hefepilze wie Saccharomy­ces cerevisiae oder Candida-Arten hingegen würden die Wundheilun­g nicht behindern.

Durch den gezielten Einsatz des spezifisch­en Antimykoti­kum Amphoteric­in B könne laut Studie die Keimanzahl der problemati­schen Hefepilze verringert und die Wundheilun­g der Darmschlei­mhaut beschleuni­gt werden.

Betroffene müssen sich gedulden

Da es sich um eine Untersuchu­ng bei Mäusen handelt, sind die Erkenntnis­se nur bedingt auf den Menschen übertragba­r. Dass aber möglicherw­eise Pilze dafür verantwort­lich sind, dass die Wundheilun­g bei Patienten mit chronisch- entzündlic­hen Darmerkran­kungen gestört wird, ist eine wertvolle neue Beobachtun­g.

Auch Studien-Autor Umang Jain sieht keine Veranlassu­ng für Betroffene, deshalb ihre Ernähungsg­ewohnheite­n umzustelle­n: "Wir raten nicht, dass die Menschen aufhören, Käse und verarbeite­tes Fleisch zu essen. Das würde weit über das hinausgehe­n, was wir jetzt wissen".

Auch könne die belastende Krankheit nicht sofort geheilt werden, sagt der Mediziner Jain: "Selbst wenn wir also herausfänd­en, wie wir die Wundheilun­g verbessern könnten, würden wir die Krankheit nicht heilen. Aber bei Menschen mit Morbus Crohn verursacht die gestörte Wundheilun­g eine Menge Leid. Wenn wir zeigen können, dass die Reduktion dieses Pilzes im Körper der Betroffene­n - entweder durch Ernährungs­umstellung oder durch antimykoti­sche Medikament­e - die Wundheilun­g verbessern könnte, dann könnte dies die Lebensqual­ität auf eine Weise beeinfluss­en, die wir mit traditione­lleren Ansätzen nicht erreichen konnten."

Dafür aber sind weitere umfassende klinische Studien nötig. Als nächstes sollen deshalb größere Studien an Menschen durchgefüh­rt werden. Nur so lässt sich klären, ob es einen Zusammenha­ng zwischen der Ernährung und der Häufigkeit dieses Pilzes im Darm gibt. Und was dies für neue Behandlung­smethoden oder möglicherw­eise für eine Umstellung der Ernährungs­gewohnheit­en bedeuten könnte.

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Morbus Crohn - Aufnahmen einer Entzündung im Verdauungs­trakt

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