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Hollywood-Designer René Hubert zog die Stars an

René Hubert entwarf Kostüme für rund 180 Spielfilme und Musicals, kleidete Marylin Monroe und Marlene Dietrich ein. Zweimal war er für den Oscar nominiert.

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Traumjobs sind nicht so leicht zu finden. Dem Schweizer Kostümbild­ner René Hubert ist das gelungen, erst in Paris und später in Hollywood. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere kannte er die privaten Telefonnum­mern von Greta Garbo, Marlene Dietrich, Vivien Leigh, Ingrid Bergman und Gloria Swanson und zeigte sich mit den Leinwandgö­ttinen in der Öffentlich­keit.

Doch Hollywood hat ein kurzes Gedächtnis. Es ist einem Zufall zu verdanken, dass René Hubert nicht zur Fußnote der

Filmgeschi­chte worden ist. Vor mehr als 20 Jahren wurde ein Schweizer Autogrammj­äger namens Rolf Ramseier von einem Nachbarn des Designers kontaktier­t. Dieser bot ihm zwei große Kartons und zwei Mappen voll mit Skizzen, Fotos, Zeitungsau­sschnitten, Briefen und Oscar-Nominierun­gen zum Kauf an. Der Nachbar hatte sie nach Huberts Tod vor dem Müll gerettet.

Ramseier hatte zwar noch nie etwas von dem Designer gehört. Doch ein Blick genügte ihm, um zu erkennen, dass er etwas Besonderes in den Händen hielt. Er kaufte den Nachlass mit dem Verspreche­n, sich darum zu kümmern und eines Tages eine Ausstellun­g zu organisier­en, um Huberts Andenken lebendig zu halten. Dieses Verspreche­n hat er gehalten, und nun widmet das Museum für Gestaltung Zürich dem Werk des Modedesign­ers und Innenarchi­tekten eine Ausstellun­g.

Aus einer Schweizer Kleinstadt nach Hollywood

Es gibt nicht viele Schweizer, die in Hollywood groß rausgekomm­en sind. René Hubert war kein gewöhnlich­er Designer. Geboren 1895 in der Kleinstadt Frauenfeld, Schulbesuc­h in St. Gallen, 1916 Umzug nach Paris. In Frankreich­s Hauptstadt studierte er Kunst an der Ecole des Beaux Arts. In Paris begann er erste Kostüme und Bühnenbild­er für Theater und Musiksäle zu entwerfen. Außerdem arbeitete er auch mit Modedesign­ern zusammen.

Sein Leben änderte sich für immer, als er im Herbst 1924 die US-amerikanis­che Schauspiel­erin Gloria Swanson kennenlern­te. Sie drehte gerade einen Film in Frankreich und galt als eine der berühmtest­en und

bestgeklei­deten Frauen der Welt. Swanson nahm Hubert mit nach Kalifornie­n und vermittelt­e ihm Aufträge für mindestens sieben ihrer Filme. Außerdem staffierte er sie privat aus. Die beiden verband eine lebenslang­e Freundscha­ft.

Zu dieser Zeit investiert­en die Studios in ihre Kostümabte­ilungen. Realistisc­he Kostüme kamen in Mode, um die Schauspiel­er in echte Charaktere zu verwandeln. Für Hubert genau das richtige Timing. Er wurde bald für seine authentisc­hen historisch­en Designs bekannt.

Freiberufl­ichkeit als Lebenseins­tellung

René Hubert war nicht nur für Swanson tätig, sondern arbeitete in den nächsten 40 Jahren für verschiede­ne große Hollywood-Studios: Paramount, MGM, 20th Century Fox und United Artists-Korda. Er arbeitete auch für Theater und unabhängig­e Filme und reiste ständig hin und her zwischen den USA und Europa, wo er Jobs in London, Paris und Berlin annahm.

Er ließ sich nicht fest anstellen; so konnte er sich frei bewegen. Da jedes Studio mehr als 50 Filme pro Jahr herausbrac­hte, gab es reichlich Arbeit.

"Als vielseitig­er freiberufl­icher Designer und später bei 20th Century Fox hatte Hubert die Möglichkei­t, mit großen Hollywood-Regisseure­n wie Ernst

Lubitsch und populären Stars wie Betty Grable zusammenzu­arbeiten, deren extravagan­te Musical-Komödien heute nicht mehr so bekannt sind", sagt Deborah Nadoolman Landis, selbst Designerin ikonischer Kostüme wie die der Blues Brothers, Indiana Jones und Michael Jackson in Thriller, sowie Direktorin des David C. Copley Center for Costume Design der UCLA, im DWIntervie­w.

Er wirkte an rund 200 Filmen mit, die meisten in den 1930er und 1940er-Jahren. Er arbeitete mit Kult-Regisseure­n wie Fritz Lang, Otto Preminger, Vincente Minnelli, René Clair und Alfred Hitchcock. Er entwarf Kostüme für Stars wie Tallulah Bankhead, Deborah Kerr, Norma Shearer,

Yul Brynner, Laurence Olivier, Marlon Brando. Auch für die 7jährige Shirley Temple und für Marilyn Monroe in einer ihrer ersten Rollen steuerte er die Kostüme bei.

Rückkehr in die Schweiz

1950 hatte Hubert Hollywood verlassen und war zurück in der Schweiz. Im selben Jahr wurde er Hausdesign­er von Swissair. Für das Kabinenper­sonal der Fluggesell­schaft entwarf er drei Uniformkol­lektionen und überarbeit­ete die Innenausst­attung der Flugzeuge. Außerdem entwarf er Kleidung und Accessoire­s für Kaufhäuser und arbeitete mit dem Schuhhaus Bally zusammen.

Er nahm noch einige spezielle Filmprojek­te an. Für diese späteren Arbeiten erhielt er zwei Oscar-Nominierun­gen: für "Desiree" von 1954 für das beste farbige Kostümdesi­gn und für das beste schwarz-weiße Kostümdesi­gn in seinem letzten Film für "Der Besuch" (1965). Da war Hubert bereits 70 Jahre alt.

1976 starb Hubert im Alter von 80 Jahren in seinem Zuhause. "Er war ein wunderbare­r Designer, Künstler und Kollege, dessen geistreich­e Kostüme seine Intelligen­z, seinen Sinn für Humor, seinen exquisiten Geschmack und seine Liebe zu Farben widerspieg­eln", sagt Landis auf die Frage, warum Hubert prägend war. "Er schuf das Beste des Goldenen Zeitalters von Hollywood."

Adaption: Sabine Oelze

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Visionär: Kostüme für Kenneth Villiers und Raymond Massey in dem Film "Was kommen wird", 1936
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René Hubert entwarf auch das Design für Swissair

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