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Olympia 2021 in Tokio: Rücktritt nach Mobbing-Skandal
Hiroshi Sasaki, der die Eröffnungs- und Abschlussfeier der Olympischen Spiele in Tokio planen sollte, tritt zurück. Der Kreativdirektor stolpert über beleidigende Äußerungen über eine Komikerin.
Eigentlich wird es allerhöchste Zeit, dass sich das Organisationskomitee (OK) der Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio um sein Kerngeschäft kümmert. In einer Woche startet in Japan der Olympische Fackellauf, Zuschauer sollen dem Ereignis fernbleiben. Noch vor dem Start des Laufs will das OK entscheiden, ob angesichts der immer noch weltweit grassierenden Corona-Pandemie ausländische Gäste bei den Spielen zugelassen werden - und anschließend, ob und wie viele Zuschauer überhaupt bei den Wettkämpfen dabei sein dürfen und unter welchen Bedingungen.
Es gilt also noch viele Probleme zu lösen. Stattdessen musste sich das OK einen Monat nach dem Rücktritt von OKChef Yoshiro Mori wegen frauenfeindlicher Aussagen wieder einmal mit einem Skandal aus den eigenen Reihen beschäftigen.
Der Kreativdirektor des Komitees, Hiroshi Sasaki, musste seinen Hut nehmen. Der 66Jährige sollte eigentlich die Eröffnungs- und die Abschlussfeier der Spiele planen. Das japanische Wochenmagazin "Shukan Bunshun" hatte enthüllt, dass Sasaki im vergangenen Jahr bei einer Sitzung des Planungsteams vorgeschlagen hatte, die Komikerin, Schauspielerin und Modedesignerin Naomi Watanabe bei der Eröffnungsfeier in einem rosafarbenen Schweinkostüm ins Stadion schweben zu lassen. Sasaki habe seine Idee als "Olympig" (Olympisches Schwein) verkauft.
Die Teilnehmer der Runde seien empört gewesen, berichtete das Magazin. Die neue OKChefin Seiko Hashimoto sagte, sie sei "geschockt" gewesen, als sie die Schlagzeile des Artikels gelesen habe. "Es ist sehr unangebracht, Kommentare abzugeben, die das Aussehen von Menschen lächerlich machen", sagte die 56-Jährige.
Entertainerin Naomi Watanabe wusste nach eigenen Worten gar nicht, dass sie in den
Planungen der Eröffnungsfeier eine Rolle spielte. "Tatsächlich bin ich glücklich mit meiner Figur", sagte die 33-Jährige. Sie hoffe jedoch auf eine Welt, "in der wir die Individualität und Denkweise jedes Menschen respektieren und anerkennen".
Der nun zurückgetretene Kreativdirektor Sasaki entschuldigte sich bei Watanabe. Seine Bemerkungen seien "sehr beleidigend" gewesen, er könne sie aber nicht ungeschehen
machen. Bei den Spielen 2016 in Rio de Janeiro hatte Sasaki die Flaggenübergabe an Tokio gestaltet. Der frühere japanische
Ministerpräsident Shinzo Abe war dabei als Videospiel-Figur
Super Mario verkleidet aufgetreten.