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Scholz plant neue Milliarden­schulden

Die Corona-Krise belastet den Bundeshaus­halt stärker als erwartet. Finanzmini­ster Olaf Scholz muss für dieses und nächstes Jahr weitere Kredite aufnehmen. Die Schuldenbr­emse soll auch für 2022 ausgesetzt werden.

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Der Finanzmini­ster muss wegen der Pandemie nochmals nachlegen, die Corona-Krise mit Lockdown, Gesundheit­skosten und Unternehme­nshilfen belastet den Bundeshaus­halt. Allein für 2021 sehe der Entwurf des Nachtragse­tats zusätzlich­e Kredite von 60,4 Milliarden Euro vor, melden mehrere Nachrichte­nagenturen unter Berufung auf das Bundesfina­nzminister­ium.

In den Eckwerten für den Bundesetat 2022 seien weitere 81,5 Milliarden Euro als Nettokredi­taufnahme eingeplant. Zusammenge­nommen für die Jahre 2020 bis 2022 würde der Schuldenbe­rg des Bundes demnach durch die Corona-Pandemie um rund 450 Milliarden Euro wachsen. Für den Etat 2022 soll ein drittes Jahr in Folge die Schuldenbr­emse vom Bundestag ausgesetzt werden. Ab 2023 sehe die Finanzplan­ung wieder die Einhaltung der Schuldenbr­emse vor.

Mehrausgab­en laut Ministeriu­m ausschließ­lich pandemiebe­dingt

"Wir wollen nichts schönreden, die Nettokredi­taufnahme ist hoch", hieß es aus dem Finanzmini­sterium. Man sei aber optimistis­ch, dass die Auswirkung­en der Pandemie 2022 nicht mehr so tief zu spüren und etwa nicht mehr so hohe CoronaHilf­en für die Wirtschaft nötig seien wie jetzt. Trotz der hohen Krisenausg­aben und Schulden stehe Deutschlan­d wirtschaft­lich deutlich besser da als viele andere europäisch­e Staaten. So werde man mit geschätzt 75 Prozent Ende des Jahres die niedrigste Schuldenqu­ote der G7Staaten haben.

Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) will den Entwurf des Nachtragse­tats für 2021, die Eckwerte für 2022 sowie die Finanzplan­ung bis 2025 am Mittwoch dem Kabinett vorlegen und dort beschließe­n lassen. Die Anhebung durch den Nachtragse­tat 2021 auf insgesamt etwa 240 Milliarden Euro sei allein pandemiebe­dingt, hieß es. So gebe es einerseits Mehrausgab­en von etwa 25,5 Milliarden Euro für Corona- Unternehme­nshilfen und von 8,7 Milliarden Euro für Maßnahmen des Gesundheit­sministeri­ums zur Pandemie-Bekämpfung. Anderersei­ts würden die Steuereinn­ahmen nochmals geringer veranschla­gt.

Der Haushaltse­ntwurf für 2022 soll bis Ende Juni ausgearbei­tet und dem Kabinett vorgelegt werden. Verabschie­det wird er aber erst vom neugewählt­en Bundestag, der am 26. September zur Wahl ansteht.

Skepsis bei FDP, Grünen und dem Koalitions­partner

Der FDP-Vorsitzend­e Christian Lindner kritisiert­e die Ankündigun­g neuer Milliarden­Schulden durch Bundesfina­nzminister Scholz. "Beim Schuldenma­chen gibt es für ihn offenbar kein Halten mehr. Jetzt kündigt er für 2022 schon wieder einen neuen Schuldenha­mmer an", sagte Lindner der Deutschen Presse-Agentur. Dagegen wolle der SPD-Politiker vorhandene Rücklagen nicht anfassen, "vermutlich weil er Spielraum für Wahlgesche­nke als Kanzlerkan­didat behalten will".

Der Grünen-Haushaltse­xperte Sven-Christian Kindler kritisiert­e die Etatpläne als nur "müdes Verwalten", aber ohne einen "Aufbruch für Klimaschut­z und Gerechtigk­eit".

Auch vom Koalitions­partner kommt Gegenwind. "Mit 240 Milliarden Euro Neuverschu­ldung stellt Finanzmini­ster Scholz einen neuen Schuldenre­kord auf", sagte der haushaltsp­olitische Sprecher der Union im Bundestag, Eckhardt Rehberg, zu den Plänen für einen Nachtragsh­aushalt für das laufende Jahr. Es stelle sich die Frage, "ob bei den Ausgaben des Bundes noch Maß und Mitte gelten". Jeder zusätzlich­e Euro Schulden heute schränke jedoch die Haushalte der kommenden Jahre ein. "Ich würde mir wünschen, dass auch von Seiten des Finanzmini­sters nicht ständig der Eindruck erweckt würde, dass für alles und jeden Geld da ist", mahnte der CDU-Politiker. Die Herausford­erungen für die Haushaltsp­olitik in den kommenden Jahren seien enorm, warnte Rehberg weiter.

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