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Warum Streaming-Dienste in Afrika populärer werden

Viele User in Afrika laden Musik illegal herunter - ein riesiger Schaden für Künstler. Doch auch legale Plattforme­n werden beliebter. Das hat auch der Audiogigan­t Spotify erkannt. Doch es gibt viele Herausford­erungen.

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Als Mdundo 2013 an den

Start ging, war die Plattform aus Kenia noch eine Art Pionier. Heute, acht Jahre und sieben Millionen aktive Nutzer später, ist Mitgründer Martin Nielsen überzeugt: Sein Plan hat funktionie­rt. "Der Markt für Musik-Streaming und Downloads in Afrika wächst rasant. Die Menschen gehen online und es gibt eine große

Nachfrage nach Inhalten und dazu gehört vor allem Musik", sagt er im DW-Interview.

Der schwedisch­e Streamingr­iese Spotify sieht das ähnlich. Bisher war die Plattform nur in fünf afrikanisc­hen Ländern vertreten. Bis Ende des Jahres sollen es 39 sein. "Musik ist ein integraler Teil der Jugendkult­ur.

Afrika hat die jüngste Bevölkerun­g der Welt", sagt Spotifys Musikchefi­n für Afrika, Phiona Okumu, zur DW. Konkurrent Apple Music hatte seine Angebote schon letztes Jahr ausgeweite­t.

Auch andere Player mischen mit. Laut Website "WeTracker" gibt es über 25 StreamingP­lattformen in Afrika. Darunter Boomplay mit rund 50 Millionen Nutzern, aber auch kleinere Anbieter wie Mkito in Tansania, Songa aus Kenia oder UduX in Nigeria.

Der nigerianis­che Technik

Analyst Victor Ekwelaor traut den rosigen Botschafte­n der Plattformb­etreiber trotzdem nicht. "Ich glaube nicht, dass sie boomen. Es gibt nur eine Welle von Marketingm­aßnahmen und Versuche, in den Markt zu kommen", sagt er zur DW.

Problem Nummer 1: Gerade mal 29 Prozent der Menschen auf dem Kontinent nutzen das Internet. "Das größte Problem ist die Verbindung: Die Menschen ins Netz zu bekommen, damit sie Musik konsumiere­n können", räumt auch MdundoGrün­der Nielsen ein. dem amerikanis­chen Kontinent höher. Gleichzeit­ig sind die meisten Menschen in vielen afrikanisc­hen Ländern ärmer. "Die Plattforme­n sind vor allem in Ländern mit besseren wirtschaft­lichen Bedingunge­n und günstigen Datenpreis­en präsent", sagt Ekwelaor. Ein Blick auf die Kernmärkte von Mdundo und Spotify bestätigt das: Ghana, Kenia, Nigeria, Tansania und Uganda.

Die Anbieter wollen mit technische­n Innovation­en dagegenhal­ten. "Datenpreis­e sind eine Herausford­erung, die Internetve­rbindungen sind eine Herausford­erung, aber das kann einen ganzen Kontinent nicht davon abhalten, voranzugeh­en", sagt Spotify-Managerin Okumu. So gibt es eine Lightversi­on der Spotify-App, die ohne hochwertig­e Smartphone­s und bei geringeren Bandbreite­n funktionie­rt. Konkurrent Mdundo setzt vor allem auf kostenlose Downloads, die weit weniger Daten brauchen als Streaming. Finanziert wird das durch Werbejingl­es vor jedem Lied.

Mehr Nutzung von Streamingd­iensten hieße auch: mehr Einnahmen für afrikanisc­he Musiker. Sie gehen bisher oft leer aus, weil Musik illegal herunterge­laden oder auf schwarzgeb­rannten CDs verkauft wird. Gerade mal 72 Millionen Euro Lizenz- und Nutzungsge­bühren wurden 2018 in Afrika eingesamme­lt - weniger als ein Prozent der weltweiten Einnahmen. Die Einnahmen aus dem Digitalges­chäft sind dagegen zwischen 2014 und 2018 um 36 Prozent gestiegen. "Raubkopien sind ein großes Problem in Afrika und Streaming bietet dafür eine Lösung", sagt SpotifyMan­agerin Okumu.

Mdundo beispielsw­eise gibt nach eigenen Angaben die Hälfte der Einnahmen an die Künstler ab. In diesem Jahr peilt die Plattform Einnahmen von 600.000 USDollar an. Bei über 90.000 registrier­ten Künstlern fallen dabei aber nur kleine Summen ab.

Trotz aller Hinderniss­e glaubt Mdundo-Gründer Nielsen an das Potenzial seiner Plattform. 18 Millionen tägliche Nutzer peilt er bis Juni 2022 an. Downloads werden aber auch dann besser laufen als Streaming, glaubt er. "Das Internet wird auf dem Kontinent immer selbstvers­tändlicher werden und es wird dadurch einfacher werden, größere Zielgruppe­n zu erreichen und damit auch Geld zu verdienen."

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Auf Mdundo können Songs herunterge­laden werden

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