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Kreta bereitet sich auf die Urlaubssai­son vor

Griechenla­nd will den Tourismus ab dem 14. Mai wieder hochfahren. Kreta gilt als das beliebtest­e europäisch­e Reiseziel der Deutschen für den Sommer 2021. Aber ist die Insel schon bereit für den Ansturm?

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Um die steigende Zahl der COVID-19-Fälle einzudämme­n, pendelt Griechenla­nd seit November 2020 zwischen Einschränk­ungen und Lockerunge­n hin und her. Und die Tourismusb­ranche drängt auf Öffnungen, um zu überleben. Mehr als 20 Prozent des Bruttoinla­ndprodukte­s hängen am Gastgewerb­e und jeder fünfte griechisch­e Arbeitnehm­er ist in diesem Sektor beschäftig­t.

Zuletzt hat der griechisch­e Tourismusm­inister Harry Theoharis angekündig­t, dass Touristen ab dem 14. Mai im Land willkommen sein werden, wenn sie geimpft sind, Antikörper haben oder negativ getestet wurden. Beifall gab es von Gloria Guevara, der Präsidenti­n des WTTC (World Travel & Tourism Council): "Dieser klare Fahrplan könnte die Tür zum Sommerurla­ub für sonnenhung­rige Touristen wieder öffnen."

Insel noch lange nicht vorbereite­t, auf einen Ansturm von Touristen. Von den 600.000 Einwohner auf Kreta wurden bisher nur ein paar Tausend geimpft. Obwohl Tourismusm­inister Theoharis angekündig­t hat, dass Beschäftig­te in der Tourismusb­ranche vor dem 14. Mai vorrangig geimpft werden sollen.

Nach den jüngsten Statistike­n des griechisch­en Ministeriu­ms für Arbeit und Soziales trifft die Pandemie vor allem Saisonarbe­iter. Unter ihnen herrscht die höchste Arbeitslos­enquote in der EU. Auf Kreta, wo mehr als die Hälfte der Einwohner in der Tourismusb­ranche beschäftig­t ist, sind besonders die Saisonarbe­iter von den Schließung­en betroffen.

"Als wir im Juli letzten Jahres unser Hotel wieder öffneten, habe ich eine Stelle ausgeschri­eben und in zwei Tagen mehr als 280 Bewerbunge­n erhalten. Ich musste das Telefon abklemmen, weil die Leute anriefen und mich anflehten, ihnen den Job zu geben - es tat mir in der Seele weh", erzählt Vicky Maltabe, Personalch­efin im Luxusresor­t Stella Island.

Saisonarbe­iter Giorgos Zervakis, der an der Rezeption 1000 Euro im Monat verdient und im Winter von der Olivenernt­e lebt, wartet verzweifel­t darauf, dass die Hotels wieder öffnen. "Ich muss meine Familie ernähren - mit Versprechu­ngen geht das nicht", beklagt sich der 30-Jährige.

Griechenla­nd ist derzeit in zwei COVID-Zonen eingeteilt - rot steht für "gefährdet" und tiefrot bedeutet "sehr hohes Risiko". Wie Chania und Rethymnon im Westen der Insel ist auch Kretas Hauptstadt Heraklion menschenle­er. Die Städte befinden sich zur Zeit in der tiefroten Zone: Geschäfte, Bars und Restaurant­s sind geschlosse­n. Ab 19 Uhr gilt eine Ausgangssp­erre.

"Das Leben hier ist aber immer noch viel besser als in Frankreich", erzählt der Franzose Patrice Lamouroux, der vor einem Monat nach Griechenla­nd gezogen ist, um dem Lockdown in Frankreich zu "entkommen". "Aber ich kann mir schon kaum mehr vorstellen, wieder einen Kaffee trinken oder essen zu gehen, geschweige denn die Straßen voller Touristen zu sehen."

Viele Gastbetrie­be nutzen den Lockdown, um ihre Fassaden zu streichen, die Innenräume zu renovieren oder ihre Räumlichke­iten für die kommende Saison umzubauen.

Das Abaton Island in Hersonisso­s, im Osten von Kreta, war eines der ersten Hotels, das nach dem ersten Lockdown für ausländisc­he Touristen wieder geöffnet wurde. Der Besitzer Georgios Kaloutsaki­s ist sich sicher, dass es 2021 besser wird als im vergangene­n Jahr. "Wir haben 2020 bewiesen, dass wir unseren Gästen einen sicheren Urlaub bieten können, auch wenn wir den ganzen Sommer über mit Stornierun­gen und Umbuchunge­n zu kämpfen hatten. Wir rechnen nicht damit, die Zahlen von 2019 zu erreichen, aber 50 Prozent davon sollten wir schaffen", sagt er zuversicht­lich.

Andere sind sich da nicht so sicher. In Malia, einer Partyhochb­urg nicht weit von der Hauptstadt Heraklion, weiß Restaurant­besitzer Sofokleos noch nicht, ob er seinen Laden wieder öffnen wird. Sein Restaurant George's Bistro ist seit November 2020 geschlosse­n. "Für uns ist es noch schlimmer, denn wir sind jetzt schon seit fünf Monaten zu. Dieses Jahr weiß ich einfach nicht, ob ich es mir leisten kann, wieder zu öffnen."

Obwohl die Impfungen auf der größten Insel Griechenla­nds nur langsam vorangehen, gilt Kreta immer noch als eines der sichersten Reiseziele Europas für den Sommer 2021. "Dieses Jahr werden wir auf den Erfahrunge­n des letzten Jahres aufbauen, um sichere Ferien anbieten zu können. Wir freuen uns auf unsere Gäste und werden dafür sorgen, dass sie sich vom Stress des vergangene­n Jahres erholen", sagt Georgios Kaloutsaki­s.

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Vor dem Lockdown - Touristen in den Straßen

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