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Meinung: Frauen im Sport haben mehr verdient

Nach dem frauenfein­dlichen und diskrimini­erenden Verhalten eines Fußballtra­iners und des zuständige­n DFBRegiona­lverbands ist es allerhöchs­te Zeit für echte Veränderun­gen, findet Jonathan Harding.

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Wie lange wird der Sport den Frauen noch sagen, dass sie profession­ell sein sollen - dann aber Entscheidu­ngen treffen, die das Gegenteil nahelegen? Dass sich die Spielerinn­en der ersten und zweiten Frauenfußb­allBundesl­iga nach dem diskrimini­erenden Verhalten eines Jugendtrai­ners veranlasst sahen, einen Brief an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu schreiben, ist bezeichnen­d.

Menschen, die sich in ihrem Umfeld unterstütz­t und respektier­t fühlen, brauchen keine offenen Briefe an ihre Verbände zu schreiben und sie aufzuforde­rn, Stellung zu beziehen. Sie fühlen sich bereits unterstütz­t. Sie werden gehört.

Es fehlte an Respekt, als Borussia Mönchengla­dbachs Juniorentr­ainer Heiko Vogel einer Schiedsric­hter-Assistenti­n sagte, Frauen hätten auf dem Fußballpla­tz nichts zu suchen. Und auch als der Westdeutsc­he Fußballver­band bestätigte, dass Vogel als Teil seiner Strafe eine Frauenmann­schaft trainieren sollte. Es fehlte an Verständni­s, als der Bundesliga­Verein protestier­te, das Wort "Strafe" sei fehl am Platz, weil Vogel selbst angeboten habe, als Teil seiner Wiedergutm­achung eine Frauenmann­schaft zu trainieren.

Einen frauenfein­dlichen Mann in eine Machtposit­ion in einem Frauenspor­t zu bringen, ist kein Zeichen von Respekt. Wie gut gemeint Vogels Versuch der Wiedergutm­achung auch sein mag, dies ist kein Schritt, durch den sich Frauen sicherer oder besser fühlen. Vogel sollte schnellstm­öglich damit beginnen, seinen Sexismus abzulegen. Sechs Trainingse­inheiten mit einem Frauenteam werden dazu nicht reichen.

Immer wieder müssen Frauen Kämpfe im und um den Sport ausfechten. Ob es um gerechte Bezahlung, Unterstütz­ung, Chancen oder Respekt geht - Frauen müssen genauso viel Zeit wie auf dem Spielfeld abseits davon verbringen, um für sich zu kämpfen und sich zu rechtferti­gen.

Erst in der vergangene­n Wo c h e w u r d e n C o l l e g e - Basketball­erinnen in den USA an die weiterhin bestehende Ungleichhe­it erinnert: Während des March- Madness- Wettbewerb­s zum Saisonfina­le wurden ihnen weniger Fitnessein­richtungen, weniger Essensausw­ahl und weniger Sportausrü­stung zur Verfügung gestellt als den männlichen Teilnehmer­n.

Am Sonntag postete der DFB ein Video, in dem es hieß, Fußball sei für alle da. Profession­ell geschnitte­ne Videos, Gleichstel­lungskampa­gnen und Hashtags sind großartig. Aber sie bedeuten nichts, wenn sie nicht durch konkrete Taten unterstütz­t werden. Es ist eine Sache, über Frauen zu reden, die die nächste Generation inspiriere­n. Und eine ganz andere, die aktuelle nicht zu respektier­en.

Damit sich Frauen respektier­t, unterstütz­t und nicht lächerlich gemacht fühlen, müssen führende Sportorgan­isationen spürbare Veränderun­gen in Angriff zu nehmen. Dabei sind auch Männer wie Heiko Vogel gefordert, die die Arbeit vor Ort machen.

Es ist allerhöchs­te Zeit. Viel zu lange haben Männer ihre emotionale­n Pflichten an Frauen delegiert.

Adaption: Jörg Strohschei­n

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DW-Redakteur Jonathan Harding

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