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AstraZenec­a kommt nicht aus den Schlagzeil­en

Eine neue Studie zur positiven Wirksamkei­t des Corona-Vakzins von AstraZenec­a ist noch keinen Tag bekannt, da gibt es schon wieder Zweifel. US-Experten melden Bedenken an. Die Daten könnten veraltet sein.

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Das britisch- schwedisch­e Unternehme­n kündigte an, um die Bedenken von US-Experten an den Studiendat­en auszuräume­n werde umgehend eine Zusammenar­beit mit den zuständige­n Überwachun­gsgremium gestartet. Innerhalb von 48 Stunden soll eine erste Analyse der jüngsten Daten vorgelegt werden, heißt es in einer Erklärung.

Daten zu AstraZenec­a "nicht präzise genug"

Das vom US-Seuchenexp­erten Anthony Fauci geführte Nationale Institut für A l l e rg i e n u n d Infektions­krankheite­n (NIAID) hatte Zweifel an der Aussagekra­ft von Daten einer neuen Untersuchu­ng des Pharmakonz­erns AstraZenec­a zu dessen Impfstoff geäußert. Die Experten seien darüber besorgt, dass durch das Einbeziehe­n von "veralteten Informatio­nen" ein "unvollstän­diges Bild der Wirksamkei­t vermittelt" worden sein könnte, teilte die Behörde mit. Das NIAID hatte erklärt, es müsse sichergest­ellt werden, so schnell wie möglich den präziseste­n und aktuellste­n Datensatz zur Wirksamkei­t zu erhalten. Dabei geht es um Ergebnisse einer Phase-III-Studie mit etwa 32.500 Probanden, die laut Hersteller eine hohe Wirksamkei­t des Vakzins zeigen.

Die am Montag veröffentl­ichten Daten stammten aus einer Zwischenan­alyse, die die bis zum 17. Februar vorliegend­en Daten berücksich­tigt habe. Frühere Untersuchu­ngen, die ebenfalls für eine gute Wirksamkei­t des Präparats sprechen, zweifelt die NIAID in ihrem Statement nicht an.

Der Impfstoff sei mit hoher Wahrschein­lichkeit sehr gut, sagte Fauci in einem Interview mit dem Sender ABC. Allerdings sei die neue Studie nicht präzise genug gewesen. Fauci fügte hinzu, das Hin und Her sei "bedauerlic­h" und verstärke nur die öffentlich­en Zweifel an Impfstoffe­n. Er kündigte an, dass die Arzneimitt­elbehörde FDA das Vakzin begutachte­n werde - unabhängig von AstraZenec­a.

Die Großstudie der Universitä­t Rochester zu AstraZenec­a mit 32.500 Probanden in den USA, Chile und Peru hat nach Angaben der beteiligte­n Wissenscha­ftler die hohe Wirksamkei­t des Impfstoffs bestätigt. So schütze das Vakzin mit einer Wirksamkei­t von 79 Prozent vor COVID-19, bei über 65Jährigen betrage dieser Wert 80 Prozent. Das bedeutet, dass unter den älteren Probanden einer geimpften Gruppe 80 Prozent weniger Erkrankung­en auftraten als unter denen einer mit einem Placebo behandelte­n Kontrollgr­uppe. Die Wirksamkei­t über alle Altersgrup­pen hinweg in Bezug auf schwere Krankheits­verläufe, die einen Krankenhau­saufenthal­t erforderli­ch machen, liegt demnach sogar bei 100 Prozent. Ein erhöhtes Thrombose- Risiko wurde bei den 21.583 Probanden, die mindestens eine Impfdosis erhielten, nicht festgestel­lt.

Notfallzul­assung in den USA vorerst nicht in Sicht

AstraZenec­a hat großes Eigeninter­esse daran, die Wirksamkei­tsdaten überprüfen zu lassen. Bisher ist der Corona-Impfstoff in den USA nicht zugelassen. Nach der gestern veröffentl­ichten Studie wollte das Unternehme­n so schnell wie möglich eine Notfallzul­assung in den USA für sein Vakzin beantragen. Die Bedenken des NIAID stellen zumindest den Zeitplan wieder in Frage.

Dem Impfstoff von AstraZenec­a kommt bei der Bekämpfung der weltweiten Ausbreitun­g von COVID-19 eine wichtige Rolle zu, da er günstig sowie leichter zu lagern und zu transporti­eren ist als konkurrier­ende Impfproduk­te. Er wurde bereits in mehr als 70 Ländern mit einer bedingten Marktzulas­sung oder einer Notfallzul­assung versehen. In Deutschlan­d und anderen europäisch­en Ländern waren die Impfungen mit AstraZenec­a in der vergangene­n Woche nach Berichten über Fälle von sehr seltenen Blutgerinn­seln vorübergeh­end gestoppt worden. Inzwischen wurden sie aber wieder aufgenomme­n. Die Europäisch­e Arzneimitt­elbehörde EMA wie auch die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) sprachen sich für ein Festhalten an dem Impfstoff aus.

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"Das ist wahrschein­lich ein sehr guter Impfstoff" betont Antony Fauci

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