Deutsche Welle (German edition)

Finanzaufs­icht Bafin bekommt neuen Chef

Nach dem Wirecard-Skandal kämpft die Aufsichtsb­ehörde Bafin um ihren Ruf. Der Chef der Schweizer Finanzmark­taufsicht, Mark Branson, soll es nun richten und die Bafin erneuern.

-

Der Chef der Schweizer Finanzmark­taufsicht Finma, Mark Branson, soll neuer Präsident der Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht (Bafin) werden. Nach Berichten des Handelsbla­tt bestätigte das Finanzmini­sterium die neue Leitung. Die Bafin selbst nahm zu der Personalie nicht Stellung.

Branson soll seinen Posten spätestens am 1. August antreten. Wie das Handelsbla­tt berichtete, hatten Finanzmini­ster Olaf Scholz und Staatssekr­etär Jörg Kukies wochenlang Überzeugun­gsarbeit geleistet, um Branson zum Wechsel zu bewegen. Mit der Reform der Bafin steht er vor einer Mammutaufg­abe.

Die Bafin war zuletzt im Bilanzbetr­ugsskandal um das frühere Dax-Unternehme­n Wirecard heftig in die Kritik geraten. Der bisherige Chef Felix Hufeld wurde im Januar von

Finanzmini­ster Scholz entlassen. Der Skandal um die Wirecard AG habe offenbart, dass die deutsche Finanzaufs­icht eine Re-Organisati­on brauche, um ihre Aufsichtsf­unktion effektiver erfüllen zu können, so Scholz damals.

Die Bafin soll unter anderem mit Experten für Wirtschaft­sprüfung und Bilanzanal­yse verstärkt werden. Weder der Finanzaufs­icht noch den Wirtschaft­sprüfern von EY war der mutmaßlich­e jahrelange Milliarden­betrug von Wirecard aufgefalle­n. es uns gelungen ist, mit Mark Branson einen erfahrenen, internatio­nal hoch anerkannte­n Fachmann für die deutsche Finanzaufs­icht zu gewinnen", kommentier­te Scholz laut Mitteilung nun die Bekanntgab­e der neuen Führung.

Bei der Opposition im Bundestag kam die Personalie gut an. "Mark Branson bringt gute Voraussetz­ungen mit, um die Bafin zurück zu neuer Autorität und neuer Schlagkraf­t zu führen", sagte der FDP-Finanzpoli­tiker Florian Toncar. Die Bundesregi­erung müsse nun dafür sorgen, dass er auch ein Team bekomme, das die Bafin tatsächlic­h reformiere­n wolle.

Der Finanzpoli­tiker der Grünen, Danyal Bayaz, bezeichnet­e Branson mit seiner internatio­nalen Kapitalmar­kterfahrun­g als "viel verspreche­nden Personalvo­rschlag". Sein Kollege von den Linken, Fabio De Masi, wies allerdings auch darauf hin, dass die Schweizer Finanzaufs­icht nicht als besonders streng gelte. "Branson sollte sich einer öffentlich­en Befragung im Deutschen Bundestag stellen", forderte er.

Der Vorstand der Bürgerbewe­gung Finanzwend­e, der frühere Grünen- Abgeordnet­e Gerhard Schick, betonte: "Hut ab!" Scholz und sein Staatssekr­etär Jörg Kukies hätten einen erfahrenen Fachmann gewinnen können. "Es ist gut, dass Herr Branson von außen kommt und Probleme lautstark thematisie­ren sowie engagiert angehen kann", so Schick.

Branson arbeitet seit 2010 bei der Schweizer Finanzaufs­icht. Seit 2014 in der Leitung. Zuvor musste sich der frühere Manager der Großbank UBS gegen Kritiker wehren, die an seiner Unabhängig­keit gezweifelt hatten. Doch Branson ging in seiner Amtszeit gegen die UBS und weitere Banken vor, sodass diese Bedenken schnell in den Hintergrun­d traten.

Gleichzeit­ig genoss der 1968 geborene britische und Schweizer Doppelbürg­er bei Banken und Versichere­rn eine breitere Unterstütz­ung als sein Vorgänger. Branson hatte an der Eliteunive­rsität Cambridge Mathematik und Management studiert und später auch bei der Credit Suisse gearbeitet.

Als Chef der Schweizer Finanzaufs­icht verdient Branson derzeit 552.000 Schweizer Franken. Was der Bafin-Präsident genau verdient, ist öffentlich nicht bekannt. Die Summe dürfte aber deutlich darunter liegen, schreibt das Handelsbla­tt.

nm/ehl (dpa, rtr)

 ??  ??
 ??  ?? Er musste wegen des Wirecard-Skandals gehen: Felix Hufeld
Er musste wegen des Wirecard-Skandals gehen: Felix Hufeld

Newspapers in German

Newspapers from Germany