Deutsche Welle (German edition)
Zwei neue Impfstoff-Werke in der EU
Neue Fabriken in den Niederlanden und Deutschland werden die Versorgung mit Impfstoff beschleunigen, hofft die EU. Die Exportbeschränkungen für Großbritannien werden wohl kommen. Von Bernd Riegert, Brüssel.
Die Impfstoff-Fabrik Halix im niederländischen Leiden hat von der Europäischen Medikamenten- Agentur EMA die überfällige Zulassung erhalten. Dort lässt AstraZeneca schon seit Wochen auf Hochtouren produzieren. Die Zertifizierung für das Werk hatte der britisch-schwedische Konzern aber nur mit Verzögerung bei der EMA beantragt. Warum dies geschah, können die EU-Beamten in Brüssel auch nicht beantworten.
Aber jetzt sollen die bereits produzierten AstraZenecaDosen schnell aus Leiden ausgeliefert werden. Welche Mengen dort genau bereit stehen, ist unklar. Die für Gesundheit zuständige EU- Kommissarin, Stella Kyriakides, sagte in
Brüssel, das Unternehmen müsse unverzüglich seinen Verpflichtungen nachkommen: "Wir erwarten jetzt, dass die Impfstoffe, die in diesem Werk hergestellt werden, in den nächsten Tagen an die EU-Mitgliedsstaaten ausgeliefert werden, als Teil der vertraglichen Verpflichtung und der Zusagen von AstraZeneca an die Bürger Europas."
Die EU-Kommission wirft dem Impfstoffhersteller vor, seinen Vertrag mit der EU nicht zu erfüllen. Im ersten Halbjahr 2021 hätten 300 Millionen Impfdosen in die 27 EU-Staaten geliefert werden sollen. Zugesagt hat AstraZeneca nach erheblichem Streit mit Brüssel jedoch nur 100 Millionen Dosen. Und tatsächlich geliefert wurden bis heute nach Angaben der EUKommission erst 13 Millionen Fläschchen mit dem heiß begehrten Impfstoff. Dass AstraZeneca seinen Liefervertrag mit Großbritannien dagegen ohne Verzögerungen erfüllt, sorgt für Verärgerung in Brüssel.
Zur nächsten Lieferung von AstraZeneca könnten auch die 29
Millionen I mpfportionen gehören, die italienische Behörden in dieser Woche in einer Abfüllanlage in der Nähe von Rom aufgespürt hatten. Die Firma behauptet, diese Dosen seien von Halix in Leiden hergestellt und zur Abfüllung nach Italien gebracht worden. Dort warteten sie auf die Freigabe durch die Qualitätskontrolle.
Die könnte nun zügig erfolgen, da die Halix-Fabrik alle notwendigen europäischen Zulassungen besitzt. Rund 16 der 29 Millionen Dosen soll nach Angaben von AstraZeneca in die EU-Staaten gehen. Die übrigen 13 Millionen seien für die ImpfInitiative COVAX der Vereinten Nationen vorgesehen, über die 92 ärmere Staaten mit dem Mittel versorgt werden sollen.
Die EMA in Amsterdam geht davon aus, dass die Herstellung und Verteilung von AstraZenecaImpfstoff in der EU jetzt erheblich gesteigert werden kann. Bislang hatte AstraZeneca drei Produktionsstätten unter Vertrag, eine in Belgien, eine in Großbritannien und eine in den USA.
Mit den neuen Regeln zur Beschränkung von ImpfstoffExporten könnte die EU-Kommission jetzt dafür sorgen, dass kein Impfstoff aus den kontinentaleuropäischen Werken von AstraZeneca mehr nach Großbritannien und Nordirland geliefert wird. Das Vereinigte Königreich hatte in den letzten Monaten 21 Millionen Dosen aus EU-Produktion erhalten, obwohl Impfstoff auch in Großbritannien hergestellt wird und AstraZeneca seine Verträge mit der EU nicht erfüllt. Die Staats- und Regierungschefs der EU beschlossen deshalb, dem einen Riegel vorzuschieben. Bis AstraZeneca seinen EU-Ver