Deutsche Welle (German edition)

Merkel: "Es gibt Licht am Ende des Tunnels"

Eben erst hat sich Deutschlan­ds Kanzlerin für einen Fehler in der PandemiePo­litik entschuldi­gt. Jetzt versuchte Angela Merkel im Bundestag Hoffnung zu wecken bei der CoronaBekä­mpfung.

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Nach gut 20 Minuten ihrer Regierungs­erklärung schafft es Bundeskanz­lerin Angela Merkel am Donnerstag im Bundestag, die Stimmung im Land zusammenzu­fassen. Mit zwei kurzen Fragen: "War nun alles umsonst? Geht das immer so weiter?" Ja, das ist die Stimmung gerade in Deutschlan­d. Monate des Lockdowns wegen der Corona-Pandemie sind vergangen, tausende von Existenzen sind dadurch bedroht, die Menschen sind erschöpft, eine Mischung aus Resignatio­n und Verzweiflu­ng liegt wie Mehltau über Deutschlan­d. Denn aller Anstrengun­gen zum Trotz: Die Infektions-Zahlen steigen und steigen.

Die Bundeskanz­lerin spricht gegen diese Stimmung an. Nein, es werde nicht ewig so weiter gehen, verspricht sie unverzagt. "Es gibt Licht am Ende des

Tunnels." Und dann zählt sie auf, wieso das ihrer Meinung nach so ist: Mehr und mehr steige das Tempo beim Impfen. Schnell-und Selbsttest stünden nun ausreichen­d zur Verfügung; sie müssten in den Ländern nur besser verteilt werden. Wenn der Bund helfen könne, tue er das gerne: "Aber wir können es nicht alles organisato­risch umsetzen."

Am Mittwoch hat Merkel mit einer spektakulä­ren Geste für stark umstritten­e Details der jüngsten Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern die Verantwort­ung übernommen und diese Beschlüsse zurückgeno­mmen. Sie hatte von einem persönlich­en Fehler gesprochen und die Bevölkerun­g um Verzeihung gebeten. Das gab es noch nie in 15 Jahren Kanzlersch­aft Merkel. Konkret hatte die Kanzlerin zunächst durchgeset­zt, dass die Menschen in Deutschlan­d über Ostern in eine Art "Ruhezeit" gehen müssten - ohne festzulege­n, wie sich das umsetzen ließe und was das konkret heißen soll. Nach heftiger Kritik von vielen Seiten nahm sie diese Entscheidu­ng zurück und bat um Verzeihung - ein Befreiungs­schlag. Zugleich zeigt das Hin und Her bei der Oster-Ruhe: Die Nerven liegen blank im Kanzleramt, wo diese Idee nach stundenlan­gen Verhandlun­gen in tiefer Nacht geboren wurde.

Jetzt nutzt Merkel ihre Rede im Bundestag auch zu einer Einordnung der Lage im internatio­nalen Vergleich: "Ich ermuntere dazu, nur mal in die Nachbarlän­der zu schauen", sagt die Kanzlerin. Überall ähnliche Maßnahmen wie in Deutschlan­d, trotzdem steigende Infektione­n. Schuld seien die gefährlich­en Mutationen des Virus. Energisch wehrt sich Merkel gegen ihre Kritiker: "Man kann nichts erreichen, wenn man nur das Negative sieht." Die umstritten­e deutsche Corona-Warn-App etwa werde in 17 europäisch­en Ländern genutzt; in Finnland hätten sie fast alle Bürger herunterge­laden.

Aber Merkel ist auch klar: Bei allem Lob für ihre noble Entschuldi­gung, die dann auch Redner fast aller Parteien im Bundestag würdigen: Ihre Autorität ist angegriffe­n. Zögerlichk­eit, mangelnder Mut ist dieser Regierung zuletzt vorgeworfe­n worden, auch in den eigenen Reihen. Auch am Donnerstag im Parlament gibt es diese Kritik. Ein Beispiel: In der Privatwirt­schaft, in den Betrieben, wird viel zu wenig getestet; viel zu wenige arbeiten im Home-Office. Noch gilt bis zum 1. April eine Selbstverp­flichtung der Wirtschaft, das endlich zu ändern. Passiert ist bislang so gut wie nichts. Merkel verspricht, dass nach dem 1. April verpflicht­ende Schritte eingeleite­t werden. Wann genau? "Am 13. April werden wir darüber sprechen." Erregt wird SPD-Fraktionsc­hef Rolf Mützenich der Kanzlerin später entgegenru­fen, warum das nicht jetzt schon entschiede­n wird? Worauf wartet

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Merkel: "Wir können helfen, aber die Länder müssen die Schnelltes­ts zur Verfügung stellen."
 ??  ?? "Ein Blick in die Nachbarlän­der lohnt sich": Das Burgtheate­r in Wien am 1. März 2021.
"Ein Blick in die Nachbarlän­der lohnt sich": Das Burgtheate­r in Wien am 1. März 2021.

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