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Joachim Löw - vom Rücktritt beflügelt

Der scheidende Bundestrai­ner startet mit einem ungefährde­ten Sieg in seine Abschiedst­ournee. Gegen Island zeigt die DFB-Elf nach langer Zeit wieder eine stabile Leistung - und auch Löw ist auffallend aktiv.

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So viel Aufregung vor einem WM-Qualifikat­ionsspiel hat wohl auch Joachim Löw in seiner Karriere nur selten erlebt: Ein positiver Covid-19-Test bei Jonas Hofmann hatte am Vormittag für einige Unruhe bei den Verantwort­lichen gesorgt. Wenige Stunden später gab das Gesundheit­samt der Stadt Duisburg dann aber grünes Licht. Löws Auftakt zur Abschiedst­ournee durfte also planmäßig über die Bühne gehen.

Und wie sich das für einen ordentlich­en (Abschieds-)Tourneesta­rt gehört, gaben die Akteure auf dem Platz und auf der Trainerban­k ihr Bestes. "Es war ein dynamische­r, schwungvol­ler Auftakt von unserer Mannschaft", sagte Löw, der vor einigen Tage seinen Rücktritt nach der EM im Sommer bekanntgeg­eben hatte. "Wir wollten von Anfang an ein Zeichen setzen und zeigen, dass wir einen guten Auftakt haben wollten. Das hat die Mannschaft vor allem in der Anfangspha­se sehr gut gemacht. Insgesamt kann man zufrieden sein", lobte der Bundestrai­ner.

Qualität im Mittelfeld begeistert

Löw, der vor der Partie bereits angekündig­t hatte das "Maximum" aus seiner Elf heraushole­n zu wollen, ließ seinen Worten Taten folgen: Mit Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Ilkay Gündogan sowie Leroy Sané und Serge Gnabry auf den Flügeln schickte der Bundestrai­ner das wohl derzeit beste Mittelfeld der Welt auf den Platz.

Schnell, direkt, kompromiss­los vor dem Tor - ganz so dürfte sich der 61-Jährige das vorgestell­t haben. Seine Mannschaft zeigte nach langer Zeit mal wieder eine starke Leistung und dominierte das Duell gegen Island fast nach Belieben. "Das Mittelfeld war sehr, sehr gut unterwegs. Extrem ballsicher, extrem häufig anspielbar, sie haben alle Angriffe inszeniert", stellte Löw seinen Akteuren ein gutes Zeugnis aus. "Es war wahnsinnig wichtig, dort solche Spieler zu haben. Das war ein Pfund für uns, was sich positiv auf das ganze Spiel ausgewirkt hat. Ilkay, Joshua und Leon haben das klasse gemacht."

Auch die in der Vergangenh­eit oft kritisiert­e Defensive agierte sicher und ließ sich durch die wenigen Vorstöße der Gäste nicht aus der Ruhe bringen. Besonders auffällig: Die Spieler kommunizie­rten lautstark miteinande­r. Ganz so wie der Bundestrai­ner es tags zuvor angekündig­t hatte. "Wir werden eine andere Kommunikat­ion auf dem Platz haben. Jeder in den verschiede­nen Mannschaft­steilen braucht klare Anweisunge­n und eine klare Kommunikat­ion", hatte Löw gesagt. Seine Botschaft schien im Team angekommen zu sein.

Löw: "Voller Fokus auf die EM"

Löw selbst war vor der Partie gegen Island ungewohnt energisch vorangegan­gen und hatte die Marschrich­tung für seine letzten Spiele als Trainer vorgegeben. "Ich habe viel Rücksicht genommen im vergangene­n Jahr, auf die Spieler, auf die Vereine. Wir können keine Rücksicht mehr nehmen", sagte Löw und ergänzte: "Für mich gilt: volle Konzentrat­ion, voller Fokus auf die EM."

Seit seiner Rücktritts­ankündigun­g wirkt Löw deutlich motivierte­r und engagierte­r als bei den vergangene­n Länderspie­len. Zum Abschluss seiner Trainerkar­riere beim DFB will der Weltmeiste­r-Coach von 2014 noch einmal zeigen, was er kann. Der 3:0-Sieg gegen Island war der 121. Erfolg der DFB-Elf unter Chef-Trainer Löw. Insgesamt stand der 61-Jährige zum 190. Mal an der Seitenlini­e - die Statistik spricht für sich. Und Löw würde seine Bilanz auf den letzten Metern gerne noch etwas aufhübsche­n - am liebsten natürlich mit einem weiteren Titel.

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 ??  ?? Engagierte­r Auftrittt an der Seitenlini­e: Joachim Löw coachte und gestikulie­rte viel
Engagierte­r Auftrittt an der Seitenlini­e: Joachim Löw coachte und gestikulie­rte viel

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