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WHO: Corona wohl von Zwischenwi­rt übertragen

Die Weltgesund­heitsorgan­isation legt ihren Abschlussb­ericht zur Expertenmi­ssion im chinesisch­en Wuhan vor. Sie geht auch auf eine brisante Hypothese ein.

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Die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) geht von einer Übertragun­g des neuartigen Coronaviru­s auf den Menschen durch einen Zwischenwi­rt aus. Von einer Fledermaus sei der Erreger "wahrschein­lich bis sehr wahrschein­lich" auf ein anderes Tier und von diesem schließlic­h auf den Menschen übergegang­en, heißt es in einem noch unveröffen­tlichten Bericht der WHO, aus dem mehrere Nachrichte­nagenturen vorab zitieren. Das Papier listet Schlussfol­gerungen aus dem

Besuch einer Expertengr­uppe im chinesisch­en Wuhan im Januar und Februar auf.

Die niederländ­ische Virologin Marion Koopmans, die an der Mission beteiligt war, sagte in einem Radiointer­view, "die wahrschein­lichste Route" sei der Weg von einer Fledermaus auf ein anderes Tier. Die These, wonach das Virus aus einem chinesisch­en Hochsicher­heitslabor entwichen sein könnte, wird in dem WHOBericht dagegen als "extrem unwahrsche­inlich" bezeichnet. Diese Vermutung zum Ursprung der Pandemie hatte unter anderem der frühere US-Präsident Donald Trump geäußert.

Politisch heikle Nachforsch­ungen

Auch die direkte Übertragun­g von Fledermäus­en auf den Menschen ohne einen Zwischenwi­rt sei denkbar, heißt es in dem Papier. Dass Ansteckung­en - wie von Peking diskutiert - über tiefgekühl­tes Fleisch erfolgten, das aus dem Ausland importiert wurde, halten die Autoren für "möglich". WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesu­s sagte: "Alle Hypothesen sind auf dem Tisch

und müssen weiter untersucht werden."

Die WHO- Expertengr­uppe hatte ihre Arbeit in China mit großer Verzögerun­g aufgenomme­n, da die dortigen Behörden ihre Zustimmung erst nach längerem Tauziehen erteilten. Auch die offizielle Vorstellun­g des Berichts ließ auf sich warten. Sie soll nun an diesem Dienstag erfolgen.

Die Nachforsch­ungen nach dem Ursprung der Pandemie sind politisch heikel, da bestimmte Schlussfol­gerungen zu schweren Imageschäd­en und womöglich zu Schadenser­satzforder­ungen führen würden.

Die USA haben auch unter dem neuen Präsidente­n Joe Biden wiederholt die Befürchtun­g geäußert, der WHO- Bericht könne nicht alle Erkenntnis­se und Hinweise offenlegen. WHO

Teamleiter Peter Ben Embarek deutete spezielle Arbeitsbed­ingungen an. "Die Politik stand immer im Raum", sagte der dänische Wissenscha­ftler der Zeitschrif­t "Science". Peking

In Wuhan waren Ende 2019 die ersten Corona-Fälle bei Menschen bekannt geworden. Das Virus SARS-CoV-2 breitete sich rasch in aller Welt aus. Mittlerwei­le wurden über 127 Millionen Ansteckung­en nachgewies­en; mehr als 2,78 Millionen Infizierte starben.

Nach einem anfänglich als u n zu rei ch en d kri ti s i erten Umgang mit dem Ausbruch verhängte China strenge Maßnahmen und Einreisebe­schränkung­en. Mit Ausgangssp­erren und Massentest­s für Millionen Menschen sowie Kontaktver­folgung und Quarantäne scheint die Volksrepub­lik das Virus weitgehend in den Griff bekommen zu haben. Heute werden nur noch vereinzelt lokal begrenzte Ausbrüche gemeldet.

jj/kle (dpa, afp, ap)

für einen Waldbrand, für eine Naturkatas­trophe oder für eine

Pandemie anwendbar. Es wäre also Unsinn, dieses Know-How nicht zu nutzen", erklärt Schuster.

Immerhin das Gesundheit­sministeri­um hat inzwischen Amtshilfe durch das BBK angeforder­t: Gemeinsam arbeitet man am Aufbau einer nationalen Reserve Gesundheit­sschutz. Die hätte man zwar auch schon nach den Warnungen aus der Risikoanal­yse 2012 anlegen können. Aber besser spät als nie.

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In Wuhan wurden die ersten SARS-CoV-2-Fälle bei Menschen bekannt (Symbolbild)
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Ankunft der WHO-Experten - hier Peter Ben Embarek - im Februar im chinesisch­en Wuhan (Archivbild)

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