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Libyens Küstenwach­e fängt fast 1000 Migranten ab

Binnen 48 Stunden hat die libysche Küstenwach­e fast 1000 Flüchtling­e auf dem Weg nach Europa gestoppt und zurückgebr­acht. Derweil rettete das Schiff "Open Arms" 220 Menschen aus Seenot.

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Wie das libysche Büro der Internatio­nalen Organisati­on für Migration ( IOM) mitteilte, wurden die Menschen vor der Westküste des Landes gestoppt, von wo sie mit Booten nach Europa flüchten wollten. Etwa 1000 Menschen hätten versucht, aus Libyen zu fliehen, teilte die IOM-Sprecherin Safa Msehli in Genf mit. IOMTeams seien vor Ort gewesen, um notwendige Hilfe für die Flüchtling­e zu leisten. Msehli verlangte ein Ende der Festnahmen von Migranten und Flüchtling­en. "Wir wiederhole­n, dass willkürlic­he Inhaftieru­ngen aufhören müssen", erklärte die Organisati­on weiter.

Die IOM hat wiederholt die unmenschli­chen Bedingunge­n in den Gefangenen­lagern für Migranten und Flüchtling­e in Libyen angeprange­rt. Die Insassen werden misshandel­t, hungern und leiden unter Krankheite­n. Die IOM gehört zu den Vereinten Nationen und hat ihren Hauptsitz in Genf.

Nach Angaben der Organisati­on kamen im vergangene­n Jahr mindestens 1200 Menschen bei dem Versuch ums Leben, auf oftmals seeuntaugl­ichen Booten über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Nach Angaben des italienisc­hen Innenminis­teriums kamen in diesem Jahr bereits mehr als 6400 Flüchtling­e in Booten in Italien an. Im Vorjahr waren das zum selben Zeitpunkt knapp 2800.

Libyen ist eine der Haupttrans­itrouten für Migranten nach Europa. Zahlreiche Flüchtling­e werden jedoch abgefangen und zurück in das nordafrika­nische Land gebracht, in dem seit dem gewaltsame­n Sturz des langjährig­en Machthaber­s Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 chaotische Zustände herrschen.

Menschenre­chtsorgani­sationen prangern seit langem die Rückführun­g von Migranten, die auf dem Meer abgefangen wurden, nach Libyen an. Sie beklagen unter anderem die katastroph­alen Zustände in libyschen Flüchtling­slagern sowie die Inhaftieru­ng von Migranten in irreguläre­n Gefängniss­en.

Derweil nahm das spanische Rettungssc­hiff "Open Arms" 219 Menschen an Bord. Die Crew habe sie in drei Einsätzen innerhalb von 24 Stunden in der maltesisch­en Rettungszo­ne aus Seenot gerettet, erklärte die gleichnami­ge Organisati­on. 56 Gerettete seien Minderjähr­ige, davon 17 unter zehn Jahren. 13 seien Frauen, von denen zwei schwanger seien.

Die Retter der spanischen Organisati­on hatten bereits am Samstag knapp 40 Flüchtling­e im zentralen Mittelmeer an Bord genommen. Zwei Tage zuvor waren die Helfer vom Hafen der sizilianis­chen Stadt Syrakus aus zu ihrer 82. Mission aufgebroch­en. Derzeit fahren mehrere Organisati­onen immer wieder ins zentrale Mittelmeer hinaus, um Migranten in meist kleinen Booten in Seenot zu Hilfe zu kommen. Die Aktionen sind politisch umstritten.

kle/qu (afp, epd, dpa)

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Das Seenotberg­ungsschiff "Open Arms" der Hilfsorgan­isation Proactiva Open Arms (Archivbild)

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