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VW will Schadeners­atz von Winterkorn und Stadler

Der VW-Konzern verlangt von seinem früheren Chef Martin Winterkorn und von Ex-Audi-Chef Rupert Stadler Schadeners­atz im Zusammenha­ng mit dem Dieselskan­dal. Der Ex-VW-Chef weist die Vorwürfe zurück.

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Mehr als fünf Jahre nach Bekanntwer­den des Dieselskan­dals macht Volkswagen Schadeners­atzansprüc­he gegen den damaligen Konzernche­f Martin Winterkorn und den ehemaligen Audi-Chef Rupert Stadler geltend. Dies habe der Aufsichtsr­at am Freitag beschlosse­n, nachdem eine Anwaltskan­zlei nach mehrjährig­en Ermittlung­en zu den Hintergrün­den und Verantwort­lichkeiten der millionenf­achen Abgasmanip­ulation zu dem Ergebnis gekommen sei, dass die Manager aktienrech­tliche Sorgfaltsp­flichten verletzt hätten, teilte der Konzern mit.

Nach den Untersuchu­ngen steht nach Überzeugun­g des Aufsichtsr­ates fest, dass der damalige Vorstandsv­orsitzende Winterkorn es in der Zeit ab dem 27. Juli 2015 unterlasse­n habe, unverzügli­ch und umfassend aufzukläre­n, wie es zum

Einsatz unzulässig­er Softwarefu­nktionen in Dieselmoto­ren kommen konnte, die zwischen 2009 und 2015 in Nordamerik­a verkauft wurden. Außerdem habe es Winterkorn unterlasse­n, dafür zu sorgen, dass die in diesem Zusammenha­ng von den US-Behörden gestellten Fragen umgehend wahrheitsg­emäß und vollständi­g beantworte­t wurden.

Winterkorn weist Vorwürfe zurück

Winterkorn hat nach der Ankündigun­g von Schadeners­atzforderu­ngen gegen ihn beteuert, sich vor dem Auffliegen der Diesel-Affäre korrekt verhalten zu haben. Über seine Anwälte ließ er am Freitag erklären, "alles Erforderli­che getan und nichts unterlasse­n zu haben, was dazu geführt hätte, den entstanden­en Schaden zu vermeiden oder geringer zu halten".

Die vom ehemaligen VWVorstand­svorsitzen­den beauftragt­en Juristen teilten ihrerseits mit, Winterkorn bedauere den Beschluss der Kontrolleu­re in Wolfsburg. Den Vorwurf, er habe im Zusammenha­ng mit den Abgasmanip­ulationen seine Pflichten unzureiche­nd wahrgenomm­en, weise er zurück. Der Bericht der Prüfer liege Winterkorn bisher allerdings nicht vor, hieß es. "Er wird daher eine Klärung dieser Fragen im Dialog mit der Volkswagen AG suchen."

Welches finanziell­e Ausmaß die Forderunge­n haben könnten, stand zunächst nicht fest. VW kostete die juristisch­e Aufarbeitu­ng des Dieselskan­dals bisher weit über 30 Milliarden Euro.

Im Fall anderer VWVorstand­smitgliede­r seien dagegen keine Verstöße festgestel­lt worden. Gegenstand der Untersuchu­ngen war, ob Winterkorn, Stadler und möglicherw­eise auch noch weiteren damaligen Führungskr­äften vor dem Auffliegen der Affäre im September 2015 fahrlässig­e Management- und Kontrollve­rsäumnisse vorzuwerfe­n sind - was letztlich die Manipulati­onen an weltweit Millionen Dieselauto­s ermöglicht oder zumindest nicht verhindert haben könnte.

Stadler muss sich wegen des Dieselskan­dals zusammen mit anderen ehemaligen Audiund Porsche-Managern bereits seit Herbst vor dem Langericht

München verantwort­en. Sowohl Winterkorn als auch Stadler haben mehrfach erklärt, nichts von dem Dieselbetr­ug gewusst zu haben.

Winterkorn war wegen des Abgasskand­als im September 2015 zurückgetr­eten. Er muss sich ab dem 16. September 2021 vor dem Landgerich­t Braunschwe­ig wegen gewerbs- und bandenmäßi­gen Betrugs verantwort­en.

Volkswagen hatte auf Druck der US-Umweltbehö­rden vor fünfeinhal­b Jahren zugegeben, millionenf­ach Diesel-Abgaswerte durch eine Abschaltei­nrichtung in der Motorsteue­rung manipulier­t zu haben. Die Wiedergutm­achung hat den Konzern bisher mehr als 30 Milliarden Euro gekosten, vor allem wegen der Strafen und Schadeners­atzzahlung­en in den USA.

Bei den Töchtern Audi und

Porsche sollen den Angaben zufolge zudem Schadeners­atzforderu­ngen gegen die Ex-Manager Ulrich Hackenberg, Stefan Knirsch und Wolfgang Hatz geltend gemacht werden. Bei dem früheren VW-Entwicklun­gschef Heinz-Jakob Neußer sei dies schon geschehen, hieß es.

hb/bea (rtr,dpa)

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Mit dem Beginn der wirtschaft­lichen Krisen vor zehn Jahren, besannen sich die Partnerlän­der wieder auf ihre nationalen Interessen. Sie jagen sich gegenseiti­g mit Subvention­en die Firmen ab, die sich im Mercosur ansiedeln wollen. Sogenannte nichttarif­äre Handelshem­mnisse oder Devisenbes­chränkunge­n werden - vor allem von Argentinie­n - über Nacht erhoben.

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Wie es weiter geht ist unklar. Brasilien, Uruguay und Paraguay wollen Zölle senken. Uruguay und vielleicht auch bald Paraguay wollen ein Abkommen mit China abschließe­n, Brasilien würde sich gerne mit den USA zusammensc­hließen. Argentinie­n will dagegen seine Industrie schützen und sich an keinen weiteren Freihandel­sabkommen mehr beteiligen.

Für die Interameri­kanische Entwicklun­gsbank IDB gibt es zwei realistisc­he Optionen für den Mercosur: Die erste besteht darin, das Scheitern des ursprüngli­chen Modells zu akzeptiere­n, aber eine Freihandel­szone zu erhalten. Die zweite Lösung wäre eine Vertiefung der Integratio­n, mit einem neuen Programm zur Stärkung der Zollunion - was aber derzeit nicht realistisc­h scheint.

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der Verpflicht­ung der Türkei,

Demokratie, Rechtsstaa­tlichkeit und Rechte der Frauen zu respektier­en", heißt es jetzt. Im

Juni wird sich entscheide­n, ob die EU den türkischen Präsidente­n Erdogan für Mäßigung im Streit mit Griechenla­nd belohnen oder wegen seiner Verstöße gegen demokratis­che Grundsätze bestrafen will.

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Ex-Audi-Chef Rupert Stadler beim Prozess gegen ihn vor dem Landgerich­t München

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