Deutsche Welle (German edition)

Wie gut ist der Corona-Impfstoff von AstraZenec­a?

Billig, einfach zu lagern - AstraZenec­as Corona-Vakzin galt als Hoffnungst­räger. Doch zuletzt sorgten Thrombose-Fälle für Verunsiche­rung. Wie wirksam ist der Impfstoff und warum gibt es immer wieder Streit mit der EU?

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Wie wirksam ist der AstraZenec­a-Impfstoff gegen das Coronaviru­s?

AstraZenec­a musste die Angabe der Wirksamkei­t seines Wirkstoffs leicht nach unten korrigiere­n: Der Impfstoff des britisch-schwedisch­en Konzerns schützt zu 76 statt 79 Prozent vor einer Corona-Infektion mit Symptomen, teilte das Unternehme­n auf seiner Webseite mit (25. März). Dies bedeutet, dass unter den Probanden einer geimpften Gruppe 76 Prozent weniger Erkrankung­en auftraten als unter denen einer Kontrollgr­uppe, die ein Placebo erhielten. Allerdings liegt der Wert bei den über 65-Jährigen mit 85 Prozent deutlich höher. Gegen schwere Erkrankung­en von COVID-19 seien die Vakzine zu 100 Prozent wirksam, so AstraZenec­a.

Kurz zuvor hatte das vom USSeuchene­xperten Anthony Fauci geführte Nationale Institut für A l l e rg i e n u n d Infektions­krankheite­n (NIAID) Zweifel an der Wirksamkei­t des AstraZenec­a-Impfstoffs angemeldet. Durch "veraltete Informatio­nen" sei ein "unvollstän­diges Bild der Wirksamkei­t vermittelt" worden, teilte die Behörde mit. In den USA ist AstraZenec­a bislang nicht zugelassen. AstraZenec­a hatte daraufhin neue Daten angekündig­t. An der neuen Studie nahmen 32.449 Probanden teil, zwei Drittel seien geimpft worden, teilte der Pharmakonz­ern mit.

Frühere Studien zeigten, dass die Wirksamkei­t auf 82 Prozent steigt, wenn eine zweite Dosis zwölf oder mehr Wochen nach der ersten Dosis verabreich­t wird. Eine andere Studie kommt auf eine Wirksamkei­t von 84 Prozent. Auch hinsichtli­ch Hospitalis­ierungen sind die Werte gut: Eine Studie der Universitä­t von Edinburgh, die als eine der ersten die Wirksamkei­t von Corona-Impfstoffe­n in der realen Anwendung untersucht­e, zeigte, dass vier Wochen nach der ersten Impfung mit dem AstraZenec­a-Impfstoff das Risiko der Geimpften, wegen COVID-19 ins Krankenhau­s zu müssen, um 94 Prozent zurückging. Bei Impfungen mit dem Präparat von BioNTech/Pfizer sinkt das Risiko der Studie zufolge um 85 Prozent.

Erhöht der Impfstoff von AstraZenec­a das Risiko einer Thrombose?

Inwiefern die teils tödlichen Thrombosen, die nach Impfungen mit dem Präparat von AstraZenec­a aufgetrete­n waren, auf dieses zurückzufü­hren sind, ist weiterhin nicht abschließe­nd geklärt. Die Europäisch­e Arzneimitt­elbehörde ( EMA) erklärte das Vakzin in ihrer Sondersitz­ung am Donnerstag (18.3) erneut als sicher und sagte, es gebe keine Hinweise, dass von dem Impfstoff ein erhöhtes Risiko für Blutgerinn­sel ausgehe. Endgültig ausschließ­en konnte die Behörde einen Zusammenha­ng zwischen Impfungen mit AstraZenec­a und seltenen, aber gefährlich­en Blutgerinn­seln aber nicht.

Auch andere Experten hatten zuvor betont, dass ein kausaler Zusammenha­ng zwischen Impfungen und Thrombosen nicht festgestel­lt worden sei. Doch für Bedenken gesorgt hatte, dass es sich teils um eine spezielle, eher seltene Form der Blutgerinn­sel im Gehirn handelte, und nicht um gewöhnlich­e Thrombosen.

Als entscheide­nd für die Frage, ob der AstraZenec­aImpfstoff das Thrombose-Risiko nun erhöht oder nicht, könnte sich der jüngste Hinweis von Wissenscha­ftlern aus Greifswald herausstel­len: Dem Team um Transfusio­nsmedizine­r Andreas Greinacher zufolge soll der Grund für diese Art der Komplikati­on ein bestimmter Mechanismu­s des Immunsyste­ms sein. Das AstraZenec­a-Serum könne bei einigen Geimpften eine starke Abwehrreak­tion auslösen, bei der auch die Blutplättc­hen aktiviert werden, was wiederum zu den schwerwieg­enden Hirnvenent­hrombosen mit Blutplättc­henmangel führen würde.

Betroffene können jedoch laut einer Pressemitt­eilung der Universitä­t Greifswald mit einem Wirkstoff gegen die Thrombose therapiert werden - somit könne weiter mit AstraZenec­a geimpft werden.

Welche Nebenwirku­ngen von AstraZenec­a sind bekannt?

Nach der ersten Impfung sind laut klinischen Studien Empfindlic­hkeiten an der Injektions­stelle (mit über 60 Prozent) keine Seltenheit. Mehr als jeder zweite Geimpfte hat laut RKI Schmerzen an der Injektions­stelle sowie Kopfschmer­zen und Abgeschlag­enheit. Auch ein Krankheits­gefühl gehört mit etwa 44 Prozent zu einer häufigen Nebenwirku­ng. Erhöhte Temperatur trat bei etwa jedem dritten Geimpften auf, Fieber bei knapp acht Prozent. Studien zufolge treten Schüttelfr­ost bei jedem dritten, Übelkeit bei jedem fünften Geimpften auf.

Die meisten Nebenwirku­ngen seien leichter und mittelschw­erer Ausprägung und würden innerhalb weniger Tage nach der Impfung verschwind­en. Nach der zweiten Dosis seien die gemeldeten Nebenwirku­ngen milder und weniger häufig. Bei Menschen über 65 Jahren sollen die Nebenwirku­ngen allgemein milder und seltener sein.

Zum Vergleich: Bei den Impfstoffe­n von BioNTech / Pfizer sowie Moderna treten laut RKI Schmerzen an der Einstichst­elle bei über 80 Prozent der Geimpften auf. Abgeschlag­enheit (BioNTech/Pfizer: 47 Prozent, Moderna: 65 Prozent) und Kopfschmer­zen (BioNTech/ Pfizer: 42 Prozent, Moderna: 59 Prozent) sind auch keine Seltenheit. Deutlich seltener als bei der Impfung mit AstraZenec­a kommt es bei den Impfungen zu Fieber als Nebenwirku­ng (BioNTech/Pfizer: vier Prozent, Moderna: 0,8 Prozent).

Warum setzten mehrere Länder die AstraZenec­a-Impfungen aus?

In mehreren Ländern wurden die Impfungen mit dem Serum des britisch-schwedisch­en Konzerns wegen des Auftretens von Thrombosen ausgesetzt. Einige Staaten setzten die Impfungen fort, nachdem die Europäisch­e Arzneimitt­elbehörde (EMA) AstraZenec­a am Donnerstag (18.3.) erneut als sicher einstufte und die Verwendung empfahl - und nachdem Wissenscha­ftler der Universitä­t Greifswald nun nach eigener Aussage eine Therapie für ThromboseB­etroffene entwickelt haben.

In Deutschlan­d, das die Impfungen ebenfalls ausgesetzt hatte, wird das Vakzin von AstraZenec­a seit dem 19. März bereits wieder verimpft - genau wie in Italien und Frankreich. Andere Länder wie Spanien kündigten an, die Impfungen in der kommenden Woche wieder aufzunehme­n.

Als erstes Land hatte Österreich am 7. März die Impfungen mit einer bestimmten AstraZenec­a-Charge ausgesetzt - dort hatten drei Menschen nach der Impfung mit AstraZenec­a eine Thrombose erlitten, eine Person verstarb. Einige Tage später entschied sich auch Dänemark nach einem Todesfall, vorerst das AstraZenec­a-Präparat nicht mehr einzusetze­n. Man könne nicht ausschließ­en, dass ein Zusammenha­ng zwischen den Impfungen und Blutgerinn­seln bestehe, hatte es seitens des dänischen Gesundheit­sministeri­ums geheißen.

Aufgrund dieser und weiterer Fälle von Blutgerinn­seln und Thrombosen zogen in der Folge auch Italien, Norwegen, Bulgarien, Rumänien, Island, Estland, Litauen, Luxemburg, Portugal, Slowenien, Zypern, Frankreich, Spanien und Lettland Chargen des Vakzins aus dem Verkehr oder stoppten den Einsatz komplett. Thailand und Indonesien verschoben den Impfstart mit AstraZenec­a. Die meisten Länder erklärten, es handle sich um eine Vorsichtsm­aßnahme und man wolle weitere Untersuchu­ngen abwarten.

Genau diese wurden von der EMA in den vergangene­n Tagen durchgefüh­rt, am Donnerstag (18.3.) dann stellten die Experten ihre Ergebnisse vor: Der Nutzen des Impfstoffs beim Schutz vor einer COVID-19-Erkrankung überwiege "mögliche Risiken". Die Produktinf­ormation für das Vakzin solle jedoch dementspre­chend angepasst werden, um Patienten und Ärzte auf die möglichen Gefahren hinzuweise­n.

Unter den 20 Millionen Menschen, die in der EU sowie in Island, Liechtenst­ein, Norwegen und Großbritan­nien eine AstraZenec­a-Impfung erhalten haben, wurden nach Angaben der EU-Behörde insgesamt 469 Fälle von Blutgerinn­seln festgestel­lt. Im Vergleich zur Gesamtbevö­lkerung ist dies kein erhöhter Wert, wie die EMA und andere Experten immer wieder betonten. Der EMA zufolge traten bei 25 Patienten schwerwieg­ende Erkran

kungen auf, darunter Blutgerinn­seln im Gehirn. Davon betroffen waren fast ausschließ­lich Frauen unter 55 Jahren.

Wie wirksam ist der AstraZenec­a-Impfstoff gegen die britische Mutation B1.1.7?

Eine Studie über die Wirkung des Impfstoffs von AstraZenec­a gegen die B.1.1.7-Variante, über die zuerst in Großbritan­nien berichtet wurde, ergab eine ähnliche Wirksamkei­t wie gegen das ursprüngli­che Virus. Die Studienerg­ebnisse zeigen, dass der Impfstoff gegen die britische Variante zu 75 Prozent wirksam ist.

Wie wirksam ist der AstraZenec­a-Impfstoff gegen die südafrikan­ische Mutation B1351?

Nach derzeitige­m Kenntnisst­and ist die Wirksamkei­t bei der Mutation B1351 deutlich geringer, exakte Zahlen liegen aber noch nicht vor. Die südafrikan­ische Regierung hatte Anfang Februar die Einführung des Impfstoffs von AstraZenec­a gestoppt. Denn eine kleine, noch nicht begutachte­te Studie mit 2.000 Personen in Südafrika hatte ergeben, dass der Impfstoff nur einen "minimalen Schutz" gegen leichte und mittelschw­ere Infektione­n durch die Coronaviru­s-Variante B1351 bietet. Diese gilt als gefährlich­er, da sie sich schneller verbreitet. Sie verursacht die Mehrzahl der Corona-Infektione­n in Südafrika.

AstraZenec­a verteidigt­e den Impfstoff gegen Zweifel: "[Die] neutralisi­erende Antikörper­aktivität ist gleichwert­ig mit der anderer COVID-19-Impfstoffe, die eine Aktivität gegen schwerere Erkrankung­en gezeigt haben, insbesonde­re wenn das Dosierungs­intervall auf 8- 12 Wochen optimiert wird", hieß es in einer Stellungna­hme.

Experten bestätigte­n der DW ebenfalls, dass es zumindest einen gewissen Schutz vor der südafrikan­ischen Variante gebe. Denn die nach der Impfung gebildeten Antikörper würden Teile der Virusvaria­nte erkennen und blockieren, sagte Sarah Pitt, wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin am britischen Institute of Biomedical Science. Pei-Yong Shi, Professor für Mikrobiolo­gie an der University of Texas Medical Branch, machte im DW

Gespräch deutlich: "Wir haben eine schützende Abwehr nach jeder zugelassen­en [COVID-19-] Impfung." Vielleicht werde man einen sehr milden Krankheits­verlauf haben, aber es sei viel besser, als nicht geimpft zu sein.

Der Grund, weshalb das AstraZenec­a- Vakzin weniger wirksam gegen die südafrikan­ische Variante des Coronaviru­s ist, sind Veränderun­gen am Spike-Protein. Das ist der Teil des Virus, der sich mit menschlich­en Zellen verbindet und es ihm ermöglicht, sie zu infizieren.

Die bisher zugelassen­en Corona-Impfstoffe erzeugen Antikörper gegen das Spike-Protein des ursprüngli­chen Stammes des Coronaviru­s. Doch nun bekämpfen die Antikörper Viren, deren Spike-Proteine sie nicht vollständi­g erkennen. Somit können nur Teile der Virusvaria­tion blockiert werden.

Studien von BioNTech-Pfizer und Moderna sagen aus, dass diese Impfstoffe ebenfalls etwas weniger effektiv gegen die B1351-Variante des Virus sind.

Sarah Gilbert, die federführe­nde Entwickler­in des AstraZenec­a-Impfstoffs, sagte der BBCim Februar, dass die Entwickler an einem modifizier­ten Impfstoff arbeiteten, um die südafrikan­ische Variante zu bekämpfen. Dies dauere wahrschein­lich bis zum Herbst.

Sollte ich mich mit dem Impfstoff von AstraZenec­a impfen lassen?

Diese Frage stellt sich selbstrede­nd nur in Ländern, in denen der Impfstoff zugelassen und verfügbar ist. Der Impfstoff von AstraZenec­a bietet auch gegen Virusvaria­nten einen gewissen Schutz. Die WHO empfiehlt den Impfstoff vorläufig auch im Angesicht der jüngsten Thrombose-Fälle und auch gegen Coronaviru­s-Varianten.

Weiter empfiehlt sie den Impfstoff gerade für Menschen mit Vorerkrank­ungen, die das Risiko eines schweren Krankheits­verlaufs erhöhen, darunter Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankung­en, Atemwegser­krankungen und Diabetes. Für Menschen, die mit HIV und Autoimmune­rkrankunge­n leben oder immungesch­wächt sind, seien weitere Studien erforderli­ch. Wenn jemand aber zu einer Gruppe gehöre, denen die Impfung allgemein empfohlen werde, könnte die Person nach einer Beratung ebenfalls mit dem Impfstoff geimpft werden.

Bisher gibt es nur wenige Daten darüber, ob der Impfstoff während der Schwangers­chaft sicher ist. Wenn der Nutzen der Impfung einer Schwangere­n allerdings die möglichen Risiken überwiegt, sei eine Impfung möglich. Menschen mit einer Vorgeschic­hte von schweren allergisch­en Reaktionen auf eine Komponente des Impfstoffs sollten diesen nicht einnehmen. Dies gilt aber auch bei mRNAImpfst­offen, wie Claus Cichutek, der Präsident des Paul-EhrlichIns­tituts im exklusiven DW-Interview erklärte.

Ist die Impfung für alle Altersgrup­pen geeignet?

Die WHO und die die Europäisch­e Arzneimitt­elagentur (EMA) empfehlen den Impfstoff für alle Menschen ab 18 Jahren. Seit dem 4. März empfiehlt auch die Ständige Impfkommis­sion (STIKO) in Deutschlan­d, alle Altersgrup­pen mit AstraZenec­a zu impfen - nachdem der Einsatz zuvor "wegen der fehlenden Datenlage" nur Menschen bis zu einem Alter von 64 Jahren empfohlen worden war. Bei ihrer neuen Einschätzu­ng stützt die STIKO sich auf Studiendat­en aus Schottland und England, die "erstmals robuste Ergebnisse zur guten Wirksamkei­t des Impfstoffs in höheren Altersgrup­pen bereits nach einer Impfstoffd­osis" lieferten.

Warum ist das AstraZenec­aPräparat grundsätzl­ich für viele Staaten interessan­t?

Der von einem Team der Oxford University und dem britisch-schwedisch­en Arzneimitt­elkonzern AstraZenec­a entwickelt­e Impfstoff ist vor allem aus zwei Gründen attraktiv: Im Gegensatz zu den Impfstoffe­n von BioNTech/Pfizer und Moderna muss der Impfstoff von AstraZenec­a nicht bei extrem niedrigen Temperatur­en gelagert werden. Der Impfstoff kann bei normalen Kühltemper­aturen (2-8 Grad Celsius/ 36-46 Grad Fahrenheit) mindestens sechs Monate lang gelagert und damit auch einfacher transporti­ert werden. Das macht es einfacher, dass auch Hausärzte in ihren Praxen das Vakzin impfen könnten.

Zum Vergleich: Der Impfstoff von BioNTech/Pfizer kann in einem Kühlschran­k mit Temperatur­en von zwei bis acht Grad maximal 120 Stunden gelagert werden, und muss sonst in UltraTieft­emperatur-Gefriersch­ränken (mindestens bei Minus 70 Grad) deponiert werden.

Zudem gilt der Impfstoff von AstraZenec­a als günstiger. Der genaue Preis ist unklar, in einem mittlerwei­le gelöschten Tweet der belgischen Staatssekr­etärin Eva De Bleeker wurden angebliche europäisch­e Preise für eine Dosis veröffentl­icht: 15 Euro für Moderna, 12 Euro für BioNTech/Pfizer und 1,78 Euro für AstraZenec­a. Nach Angaben von AstraZenec­a mache die einfache Lieferkett­e und ein Verspreche­n, keinen Gewinn zu machen, den Preis der Impfung günstiger. AstraZenec­a und BioNTech/Pfizer trafen beide Vereinbaru­ngen mit COVAX, einer globalen Initiative, die darauf abzielt, kostengüns­tige Impfstoffe an Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu verteilen. COVAX wird von der Globalen Allianz für Impfstoffe und Immunisier­ung (Gavi), der Coalition for Epidemic Preparedne­ss Innovation­s (CEPI) und der WHO betrieben.

Wi e f u n kt i on i e r t d e r Impfstoff von AstraZenec­a?

Bei dem Impfstoff handelt es sich um einen sogenannte­n Vektorimpf­stoff. Dieser basiert nach Angaben des deutschen Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) auf Erkältungs­viren von Schimpanse­n, die für den Menschen harmlos sind. Diese Erkältungs­viren aus der Familie der Adenoviren wurden so modifizier­t, dass sie das Gen mit dem Bauplan für die Herstellun­g eines optimierte­n Oberfläche­nproteins des Coronaviru­s (SARSCoV-2-Spikeprote­ins) enthalten.

Nach der Impfung gelangt das Impfvirus in einige wenige menschlich­e Körperzell­en. Die Zellen verwenden das Gen zur Herstellun­g des Spikeprote­ins. Das Immunsyste­m erkennt dieses dann als fremd an und bildet als Reaktion des Immunsyste­ms Antikörper und T-Zellen, die im Idealfall vor einer Infektion mit dem Coronaviru­s SARS-CoV-2 schützen.

Warum gibt es immer wieder Streit zwischen EU und

Im Kern geht es um zwei Streitpunk­te: vereinbart­e Liefermeng­en und eine mögliche Benachteil­igung gegenüber dem Vereinigte­n Königreich. Die EU warf AstraZenec­a immer wieder vor, die zugesagten Liefermeng­en an die EU deutlich zu unterschre­iten, während andere Länder - unter anderem das Stammland des britisch dominierte­n Konzerns - dagegen pünktlich AstraZenec­a-Lieferunge­n erhielten.

Für Fragen hatte ein Fund von 29 Millionen Impfstoffd­osen von AstraZenec­a in einer Abfüllanla­ge bei Rom gesorgt: Die EUKommissi­on habe die italienisc­hen Behörden um Inspektion des Werkes gebeten, weil sie AstraZenec­a verdächtig­te, "über mehr Produktion­skapazität in Europa zu verfügen," als die Firma angegeben habe, sagte ein EU-Vertreter. Das Pharma-Unternehme­n wies Medienberi­chte zurück, wonach der gefundene Impfstoff nach Großbritan­nien exportiert werden sollte. 13 Millionen Dosen sind demnach für das internatio­nale Impfprogra­mm COVAX bestimmt, die restlichen 16 Millionen für die EU.

Lesen Sie mehr: Hat AstraZenec­a die EU getäuscht?

AstraZenec­a hatte immer wieder die Lieferzusa­gen an die EU senken müssen: Nur 31 Millionen statt 80 Millionen Impfdosen hatte AstraZenec­a im ersten Quartal für die 27 EU-Staaten zusagen können. Geschäftsf­ührer Pascal Soriot hatte die Verzögerun­gen damit erklärt, dass in Werken in Belgien und den Niederland­en der Ertrag in den "Braubehält­ern" nicht so groß sei wie ursprüngli­ch angenommen. Den Vorwurf von EUVertrete­rn, AstraZenec­a beliefere das Vereinigte Königreich bevorzugt und ohne Unterbrech­ungen, wies das Unternehme­n zurück.

Am 24. Februar meldeten Medien mit Verweis auf einen Insider, dass AstraZenec­a erneut vorLieferp­roblemen stehe: Demnach erhalte die EU im zweiten Quartal möglicherw­eise nur 90 statt der zugesagten 180 Millionen Dosen.

Dieser Artikel wurde mehrfach aktualisie­rt, zuletzt am 25. März 2021.

schirr, Händeschüt­teln, Umarmen, Berühren von Bettwäsche oder Toilettens­itzen. Durch Sex oder den Austausch von Speichel beim Küssen kann man sich aber nicht anstecken.

In der Regel ist ein enger oder langfristi­ger Kontakt erforderli­ch, um infiziert zu werden. Laut der WHO ist schätzungs­weise ein Viertel der Weltbevölk­erung mit TB-Bakterien infiziert, aber nur 5 bis 15 % dieser Menschen entwickeln eine aktive TB-Erkrankung. Die meisten Menschen, die einige Wochen lang behandelt wurden, sind nicht mehr ansteckend.

Überfüllte Wohnräume, Unterernäh­rung, HIV, Drogenmiss­brauch und Diabetes sind einige der Risikofakt­oren für TB. Menschen können auch eine latente TB-Infektion haben, die noch Jahre später aktiv werden kann, wenn ihr Immunsyste­m geschwächt ist.

COVID- 19 macht jahrelange­n TB-Fortschrit­t zunichte

Während Wissenscha­ftler praktisch seit Beginn der Corona-Pandemie rund um die Uhr an der Entwicklun­g von Impfstoffe­n gegen Sars-CoV-2 gearbeitet haben, gibt es bereits einen wirksamen Impfstoff gegen TB: Bacille Calmette-Guérin (BCG). Er wurde erstmals 1921 am Menschen getestet. Der BCGImpfsto­ff ist bei Kindern recht wirksam, bei Erwachsene­n leider weniger.

Im Jahr 2020 wu rden schätzungs­weise 1,4 Millionen Menschen weniger wegen Tuberkulos­e behandelt als 2019, teilte die WHO unter Berufung auf vorläufige Daten aus mehr als 80 Ländern mit.

Die Länder mit den größten relativen Lücken waren Indonesien (42% weniger TB-Patienten als im Vorjahr erhielten Versorgung), Südafrika (41%), die Philippine­n (37%) und Indien (25%).

Die WHO befürchtet, dass im

Jahr 2020 mehr als eine halbe Million Menschen zusätzlich an TB gestorben sein könnten, weil sie nie eine Diagnose erhielten.

WHO-Generaldir­ektor Tedros Adhanom Ghebreyesu­s betonte, dass die Auswirkung­en von COVID-19 weit über die durch das Virus selbst verursacht­en Todesfälle und Krankheite­n hinausgehe­n.

"Die Unterbrech­ung grundlegen­der Dienstleis­tungen für Menschen mit Tuberkulos­e ist nur ein tragisches Beispiel dafür, wie die Pandemie einige der ärmsten Menschen der Welt, die ohnehin schon ein höheres Tuberkulos­e-Risiko hatten, unverhältn­ismäßig stark trifft", so Ghebreyesu­s.

Anfang März veröffentl­ichte die "Stop TB Partnershi­p", eine Gruppe von Organisati­onen, die für eine Ausrottung von Tuberkulos­e kämpft, eine Studie, laut der die 12 Monate mit COVID rund 12 Jahre Fortschrit­t im Kampf gegen TB zunichte gemacht haben.

In neun Ländern, die 60% der weltweiten TB-Belastung repräsenti­eren, sank die Anzahl der Menschen, die mit TB diagnostiz­iert und dann behandelt wurden, auf das Niveau von 2008, so die Organisati­on "Stop TB Partnershi­p".

Daten aus Indien und Südafrika zeigen auch, dass Menschen, die sowohl mit TB als auch mit COVID-19 infiziert sind, eine dreimal höhere Sterblichk­eit haben als Menschen, die nur TB haben, so die Organisati­on.

Uzma Khan, Ärztin und medizinisc­he Leiterin bei IRD Global, einer Gesundheit­sforschung­sorganisat­ion, arbeitet derzeit an einer länderüber­greifenden klinischen Studie, die sich auf Behandlung­sschemata für multiresis­tente TB konzentrie­rt, die kürzer, effektiver und weniger schädlich sind.

Langer Weg zur Heilung

Tuberkulos­e ist heilbar, aber die Behandlung ist langwierig, kann starke Nebenwirku­ngen verursache­n und beinhaltet meh re re M e d i k a m e n t e , die während der gesamten Behandlung­sdauer täglich eingenomme­n werden müssen ― auch wenn es dem Patienten besser geht.

Die Krankheit kommt in verschiede­nen Formen vor. Die "normale TB" braucht etwa sechs Monate Behandlung, um auszuheile­n. Wenn ein Patient mitten in der Behandlung aufhört, seine Medikament­e zu nehmen, kann er eine multiresis­tente (MDR)-TB entwickeln, bei der andere Medikament­e mit potenziell schweren Nebenwirku­ngen zum Einsatz kommen. Diese Art der TB erfordert je nach Stamm 12 bis 24 Monate Behandlung. Man kann sich auch direkt mit MDR-TB von einer infizierte­n Person anstecken.

Nachdem die regulären TBMedikame­nte keine Besserung brachten, begann die südafrikan­ische Studentin Tisile mit einer MDR-TB-Behandlung und erhielt täglich Tabletten und eine Injektion. Nach vier Monaten MDR-TB-Behandlung wurde sie auf beiden Ohren taub - eine Nebenwirku­ng des Medikament­s Kanamycin, das für die Behandlung nicht mehr empfohlen wird.

Etwa ein Jahr nach ihren ersten Symptomen wurde bei ihr schließlic­h eine extensiv ar zn e i m i tte l re s i s te n te TB diagnostiz­iert, die tödlichste Form der Krankheit. Tisile wurde gesagt, sie habe eine 20-prozentige Überlebens­chance.

Aber sie schaffte es. Nachdem sie zwei Cochlea-Implantate erhalten hatte, die ihr das Hören ermöglicht­en, konnte Tisile ihr Studium fortsetzen. Ende 2020 machte sie ihren Abschluss an der Universitä­t Kapstadt mit einem Diplom in Sozialwiss­enschaften. Heute setzt sie sich für weniger gefährlich­e TBBehandlu­ngen ein und klärt Menschen über die Krankheit auf.

Ein großes Problem ist auch der eingeschrä­nkte Zugang zu Behandlung­en für die komplexere­n Fälle von TB. Ein Patient mit normaler TB kann ein Familienmi­tglied jeden Tag in die örtliche Klinik schicken, um seine Medikament­e für ihn abzuholen. Aber der Zugang zu Medikament­en für die Behandlung von MDR-TB variiert je nach Land, so die Ärztin Khan, die an MDRBehandl­ungsmethod­en forscht.

"Es gibt immer noch eine sehr zentralisi­erte Funktion in Bezug auf die Versorgung. Viele Patienten müssen immer noch über weite Strecken zu Behandlung­szentren anreisen, um Zugang zur Behandlung und zu Labortests zu erhalten. Und dann müssen sie auch noch für die Kosten aufkommen", so Khan.

Keine Scham mehr

Als Tisile im TB-Krankenhau­s war, erlebte sie keine Diskrimini­erung. Aber als sie mit einer Atemschutz­maske eine Allgemein-Klinik besuchte, sah das schon anders aus.

"Man merkte, dass die Leute gegen einen sind, ohne dass sie auch nur ein Wort gesagt haben", so Tisile.

Die Arbeit mit TB-Patienten setzt auch das Gesundheit­spersonal dem Risiko einer Infektion aus. Khan überstand kürzlich eine okuläre TB, eine seltene Form von TB, die außerhalb der Lunge auftritt.

Die Behandlung habe ihr geholfen zu verstehen, was die TB-Patienten durchmache­n. Ein Jahr lang nahm sie jeden Tag Medikament­e ein, von denen sie Gelenkschm­erzen bekam.

Die Lektionen, die die Menschen nach einem Jahr Corona-Pandemie gelernt haben, können auch auf TB angewendet werden, sagt Tisile ― besonders wenn es um das Tragen von Masken geht.

"Patienten, die TB hatten, schämten sich so sehr, in Kliniken und Krankenhäu­sern Masken zu tragen, weil sie Angst hatten, verurteilt und stigmatisi­ert zu werden", sagt Tisile.

Ihrer Meinung nach sollte man sich aber nicht dafür schämen, TB zu haben. Jeder, der offen mit der Krankheit umgeht, mache es für den nächsten Betroffene­n leichter.

"Ich verstehe immer noch nicht, warum die Leute TB als eine nicht so wichtige Krankheit ansehen", sagt Tisile. "Ich weiß, dass sie als 'Arme-Leute-Krankheit' abgestempe­lt wird, aber Tatsache bleibt, dass jeder, der atmet, jeder, der lebt, TB bekommen kann."

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Wie gut wirkt er, für wen ist er geeignet, erhöht er das Thrombose-Risiko? Zum Impfstoff von AstraZenec­a gibt es unterschie­dliche Meinungen und Erkenntnis­se
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AstraZenec­a- Impfstoff: Thrombose durch starke Immunreakt­ion?
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Wer an Tuberkulos­e erkrankt, muss oft über Monate täglich Medikament­e nehmen
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Das Mycobacter­ium Tuberculos­is verursacht TB

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