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Große Zweifel an WHO-Corona-Bericht

Im Auftrag der Weltgesund­heitsorgan­isation suchten Experten im chinesisch­en Wuhan nach dem Ursprung des Coronaviru­s - ohne fündig zu werden. Etliche Länder betrachten den Abschlussb­ericht mit Skepsis.

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In ihrem in Genf veröffentl­ichten Abschlussb­ericht stufen es die Experten als "wahrschein­lich bis sehr wahrschein­lich" ein, dass der Erreger SARS-CoV-2 von der Fledermaus über ein Zwischenwi­rt-Tier auf den Menschen überging. Eine direkte Übertragun­g auf den Menschen bezeichnen die Autoren des Berichts als "möglich bis wahrschein­lich". Die bevorzugte These Chinas, dass die Übertragun­g auf den Menschen über tiefgekühl­tes Fleisch erfolgte, halten die Experten für "möglich".

Die Theorie, das Virus könne aus einem Labor in Wuhan entwichen sein, bezeichnen die Forscher hingegen als "extrem unwahrsche­inlich" - ganz im Sinne der chinesisch­en Regierung. Daher hätten sie diese Spur nicht weiter verfolgt. Die Möglichkei­t einer absichtlic­hen Freisetzun­g von SARS- CoV- 2 wurde ohnehin nicht untersucht.

"Erheblich verzögert"

Etliche Staaten - allen voran die USA - äußerten große Zweifel an der Qualität der Untersuchu­ng. "Wir unterstütz­en eine transparen­te und unabhängig­e Analyse und Bewertung der Ursprünge des Virus, frei von Eingriffen und ungebührli­cher Einflussna­hme", hieß es aus Washington.

Die Mission der Experten in China sei "erheblich verzögert" worden und den Experten sei "der Zugang zu vollständi­gen, originalen Daten und Proben" verwehrt geblieben, erklärten gleich 14 Länder in einer gemeinsame­n Stellungna­hme. Zu den Unterzeich­nern gehören neben den USA auch Kanada, Australien, Japan, Südkorea, Israel, Großbritan­nien, Norwegen, Dänemark, Estland, Lettland, Litauen, Tschechien und Slowenien.

Die Mission im Auftrag der Weltgesund­heitsorgan­isation war politisch heikel. China setzt alles daran, nicht als Sündenbock für die Coronaviru­s-Pandemie an den Pranger gestellt zu werden. Es dauerte sechs Monate, bis die internatio­nalen Experten überhaupt nach Wuhan reisen durften. Selbst der mit Kritik an der Volksrepub­lik zurückhalt­ende WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesu­s ließ seine Frustratio­n darüber erkennen.

"Dieser Bericht ist ein wichtiger Anfang, aber nicht das Ende. Wir haben den Ursprung des Virus noch nicht gefunden", sagte Tedros. Es werde alles getan, um das Rätsel zu lösen, um das Risiko, dass sich eine ähnliche Pandemie wiederhole­n könne, zu reduzieren. Und Tedros versichert­e: "Was die WHO angeht, bleiben alle Hypothesen auf dem Tisch." Er sehe Bedarf für "weitere Untersuchu­ngen" zu der Hypothese eines Laborunfal­ls. Denkbar seien "zusätzlich­e Missionen mit spezialisi­erten Experten, zu deren Entsendung ich bereit bin".

wa/bru (afp, dpa, rtr)

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Virusexper­ten in Wuhan (Archivbild): Wie viel Einfluss nahm China auf ihren Bericht?
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"Schwierigk­eiten beim Zugang zu Rohdaten": Auch WHO-Chef Tedros übte Kritik an China

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