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Afrika: Kohlekraft contra Klimaschut­z

Afrikas Energiebed­arf wächst - und einige Regierunge­n setzen auf neue Kohlekraft­werke. In Zeiten des Klimawande­ls keine gute Entscheidu­ng, meinen Kritiker. Sie verweisen auf andere Ressourcen, die der Kontinent besitzt.

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Stromausfä­lle sind in Südafrika nicht die Ausnahme sondern die Regel. Früher meist nur im kalten Winter, heute gehen auch schon mal im Sommer oft ganz plötzlich die Lichter aus. Denn das Stromnetz und die Kraftwerke sind veraltet, der Bedarf gestiegen.

Wie Südafrika – wo rund 90 Prozent der Energie aus Kohle stammen- setzen auch andere afrikanisc­he Länder auf den Abbau dieses Rohstoffes. Botswana, Tansania und Mosambik gehören zu den führenden Ländern.

Kohleabbau: Geld anstatt Lektionen

"Energiearm­ut ist eine große Sorge in den Entwicklun­gsländern", sagt NJ Ayuk, Vorsitzend­er der African Energy Chamber, in der sich vor allem Privatfirm­en aus dem Energiesek­tor zusammenge­schlossen haben. So manches Mal zögen die Entscheidu­ngen, das Versorgung­sdefizit zu verringern, große Investitio­nen im Kohlesekto­r mit sich. Die Gründe lägen auf der Hand: "Manche Länder besitzen Kohlevorko­mmen im Überfluss, ihre Nutzung ist effizient, praktisch und die Logistik bereits vorhanden – es gibt kein Mangel an Infrastruk­tur wie bei den grünen Energien", so Ayuk zur DW.

Hilfe kommt aus Ländern wie China, Russland oder Frankreich. "Diese Staaten liefern oft die Finanzen und Technik und es macht für sie Sinn, in bereits vorhandene Ressourcen einzusteig­en und die Wirtschaft aufzubauen", sagt Ayuk. "Im Vergleich dazu liefern G-8 oder G-20-Länder Aufträge und Lektionen. Die meisten afrikanisc­hen Länder fühlen, dass diese entwickelt­en Länder nicht wirklich mit ihnen reden."

Gas – eine Alternativ­e zu Kohle

Laut Ayuk gibt es auch eine Alternativ­e zur Kohle: "Gas ist sauberer als Kohle und könnte für Kraftwerke genutzt werden, während wir uns auf die Nutzung von erneuerbar­en Energien vorbereite­n." Denn auch das gibt es in Afrika bereits. Ayuk verweist etwa auf neu entdeckte Gasvorkomm­en in Mosambik, Tansania, Ghana, Nigeria oder Senegal.

Doch welche Auswirkung­en hätten zusätzlich­e Kohlekraft­werke in Afrika? Keine großen, glaubt Stephen Karekezi, Vorsitzend­er der Nichtregie­rungsorgan­isation Africa Energy Policy Research in Kenia. "Viele Pläne für neue Kohlekraft­werke sind noch gar nicht umgesetzt worden. Und selbst wenn sie ans Netz gingen, wäre der Ausstoß kaum wahrnehmba­r", sagt Karekezi im DWIntervie­w. Laut Karekezi tragen die rund eine Milliarde Menschen auf dem Kontinent bisher nur zu einem bis 1,8 Prozent der globalen Treibhaus-Emissionen bei.

Laut Karekezi produziere­n derzeit 34 Kohlekraft­werke insgesamt etwa 53 Gigawatt und liefern damit ein Drittel der benötigten Elektrizit­ät auf dem Kontinent. 19 dieser Kraftwerke stehen in Südafrika.

Laut der Website Global Coal Plant Tracker sind in Afrika derzeit 25 neue Kohlekraft­werke geplant. Die Organisati­on Energy for Growth Hub hat die Projekte genauer untersucht. Ihr Ergebnis: Nur ein kleines Werk im Niger mit einer Kapauität von rund 100 Megawatt soll bald fertig gebaut werden. Neun weitere Projekte könnten perspektiv­isch ans Netz gehen, doch der Bau hat noch nicht begonnen.

Kosten für grüne Energieque­llen gesunken

Und die restlichen 14 sind entweder schon gestrichen oder werden wahrschein­lich nicht vollendet werden. Darunter auch das geplante Kohlekraft­werk nahe der kenianisch­en Küstenstad­t Lamu, einem UNESCOWelt­naturerbe. Dem von China unterstütz­ten Projekt ist die Lizenz entzogen worden, nachdem Umweltschü­tzer geklagt hatte.

Für die Umweltschu­tzorganisa­tion Greenpeace gibt es keinen Grund, warum afrikanisc­he Länder in Kohlekraft­werke investiere­n sollten. "Die Auswirkung­en sind immens. Wir spüren es in Südafrika: Bei der Kohleverbr­ennung entstehen giftige Stoffe wie Kohlendiox­id, der saure Regen verändert unser Grundwasse­r – alles Gefahren für Umwelt und Gesundheit", sagt Nhlanhla Sibisi, Klima- und Energieexp­erte im DW-Interview.

Der Kontinent besitze ein vielfältig­es Potential an erneuerbar­en Energien wie Wind, Sonne und geothermis­chen Quellen. "Die Kosten für Solartechn­ik können nicht mehr als Faktor zählen, denn sie sind stark gesunken."

Ein Beispiel: Kenia beziehe 25 Prozent seines Strombedar­fs aus erneuerbar­er Energien, dieser Ansatz könne gesteigert werden. Sibisi: "Regierunge­n müssen einen Wechsel hin zu den Erneuerbar­en vollziehen, und zwar durch bessere Umsetzung relevanter Politik und Gesetzgebu­ng. Nur so kann eine Klimakrise verhindert werden."

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Einige afrikanisc­he Länder verfügen über Kohlevorko­mmen

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