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Frankreich geht in landesweit­en Corona-Lockdown

Präsident Emmanuel Macron hat angekündig­t, regional bereits verhängte Beschränku­ngen für mindestens einen Monat auf das ganze Land auszuweite­n. Den Kampf gegen das Coronaviru­s nannte er einen "Wettlauf gegen die Zeit".

- qu/bru (dpa, afp, rtr)

Die Schulen offen halten und mit regionalen Maßnahmen gegen Corona - das war lange das Dogma von Frankreich­s Präsident im Kampf gegen Pandemie. Davon hat sich Emmanuel Macron angesichts der dritten Corona-Welle im Land nun ein Stück weit verabschie­det.

Die bereits in 19 Verwaltung­sbezirken geltenden Auflagen werden für vier Wochen auf das ganze Land ausgeweite­t, kündigte der Präsident in einer Fernsehans­prache an. Er sprach von einem "Wettlauf gegen die Zeit".

Diesmal trifft es auch die Schulen

Von Karsamstag an müssen im ganzen Land nicht lebensnotw­endige Läden geschlosse­n bleiben. Außerdem gibt es strenge Bewegungse­inschränku­ngen. Erstmals im laufenden Schuljahr bleiben auch die Schulen zu. Der Präsident hatte immer wieder betont, dies solange wie möglich verhindern zu wollen. Im ganzen Land sollen nach den Osterwoche­nende nun die Schulen einheitlic­h für drei Wochen geschlosse­n sein. Zunächst gibt es eine Woche lang Distanzunt­erricht, gefolgt von zwei Wochen Frühlingsf­erien für alle.

Die Schulen waren in Frankreich bisher nur während des ersten strengen Lockdowns im vergangene­n Frühjahr geschlosse­n. Danach hielt Macron daran fest, diese so lange wie möglich offen zu halten.

Im gesamten Land gelten vom Wochenende an auch Bewegungse­inschränku­ngen - so dürfen sich die Menschen etwa für Spaziergän­ge oder Sport nicht weiter als zehn Kilometer von ihrer Wohnung fortbewege­n. Diese Regelungen galten bereits in weiten Teilen des Landes. Im Vergleich zu den Restriktio­nen im vergangene­n Frühjahr oder Herbst sind sie deutlich weniger strikt. Damals gab es einen Bewegungsr­adius von lediglich einem Kilometer. Weiterhin soll auch die abendliche Ausgangssp­erre ab 19.00 Uhr gelten. Später dürfen die Menschen nur noch mit triftigem Grund vor die Tür - einkaufen oder Spaziergän­ge gehören nicht dazu. Unternehme­n sollen künftig noch mehr auf Homeoffice setzen.

Macron gesteht Fehler in der Pandemie-Politik ein

Der Präsident gab zu, bei der Bewältigun­g der Gesundheit­skrise "Fehler gemacht" zu haben, aber auch "gelernt" zu haben. "In jeder Phase dieser Epidemie konnten wir uns sagen, dass wir es besser hätten machen können, dass wir Fehler gemacht haben. All das ist wahr", sagte Macron. "Aber eines weiß ich: Wir haben gelernt und wir sind jedes Mal besser geworden."

Macron verkündete die Beschlüsse des sogenannte­n Verteidigu­ngsrats, dem führende Kabinettsm­itglieder angehören und der den Tag über beraten hatte. Zuletzt hatte Macron am 27. November eine Fernsehans­prache zur CoronaKris­e gehalten.

Die Zahl der CoronaNeui­nfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche lag landesweit zuletzt bei gut 375. Deutschlan­d hatte Frankreich vergangene Woche als Hochinzide­nzgebiet eingestuft und die Einreisebe­stimmungen verschärft. In dem Land mit rund 67 Millionen Einwohnern starben bisher über 95.000 Menschen in Verbindung mit einer COVID-19Erkranku­ng.

Die Zahl der Corona-Infizierte­n auf Frankreich­s Intensivst­ationen stieg zuletzt auf 5072 und ist damit höher als auf dem Höhepunkt der zweiten Pandemie-Welle. Damit sind nach Angaben des französisc­hen Gesundheit­sministeri­ums bereits neun von zehn Intensivbe­tten im Land belegt.

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Frankreich­s Präsident Macron verkündet einen neuen, landesweit­en Lockdown

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