Deutsche Welle (German edition)

Italien weist wegen Spionageve­rdacht zwei Russen aus

Geschnappt bei Geheimtref­fen: Die italienisc­he Polizei hat einen Fregatten-Kapitän wegen mutmaßlich­er Spionage festgenomm­en. Zwei Russen müssen das Land verlassen.

-

Die Carabinier­i teilten in Rom mit, den Festgenomm­enen würden "schwere Verbrechen im Zusammenha­ng mit Spionage und der Staatssich­erheit" vorgeworfe­n. Die beiden namentlich nicht genannten Personen seien am Abend im Rom dabei erwischt worden, als sie Dokumente gegen Geld tauschten.

Die italienisc­he Nachrichte­nagentur Ansa meldet, bei den Dokumenten handele es sich um Informatio­nen aus dem Bereich der militärisc­hen Kommunikat­ion wie etwa geheime Karten. Nach Informatio­nen der Zeitung "La Repubblica" arbeitete der Kapitän im Büro des Stabschefs für die Verteidigu­ng. Er habe Zugang zu zahlreiche­n vertraulic­hen Dokumenten zur italienisc­hen Verteidigu­ngspolitik und

Aktivitäte­n der NATO gehabt. Die Zeitung "Corriere della Sera" berichtet, der Kapitän habe von dem Russen 5000 Euro in bar bekommen.

Außenminis­ter Luigi Di Maio sprach auf Facebook von einer "sehr ernsten Angelegenh­eit". Er gab die Ausweisung von zwei russischen Vertretern bekannt. Er habe den russischen Botschafte­r Sergej Razow wegen des Vorfalls einbestell­t.

Die russische Botschaft in Rom bestätigte, dass am 30. März ein Mitarbeite­r des Militäratt­achées festgenomm­en worden sei. Der Mann wurde jedoch aufgrund seiner diplomatis­chen Immunität wieder auf freien Fuß gesetzt. Ob es sich bei ihm um einen der beiden ausgewiese­nen Russen handelt, ist unklar.

Medienberi­chten zufolge erklärte das Außenminis­terium in Moskau sein Bedauern. Die russische Nachrichta­gentur Interfax zitierte einen russischen

Abgeordnet­en mit den Worten, man werde den Schritt in gleicher Form erwidern.

Der Vorfall ist der jüngste in einer Serie von SpionageVo­rwürfen europäisch­er Staaten gegen Russland. Bulgarien hatte am 19. März entspreche­nde Anklagen gegen sechs eigene Staatsbürg­er bekanntgeg­eben. Im Dezember verwiesen die Niederland­e zwei russische D i p l o m a t e n w e g e n mu t - maßlicher Spionage des Landes.

Das Verhältnis zwischen Russland und der EU ist derzeit stark angespannt. Italien ist aber eines der Länder innerhalb der EU, das noch relativ gute Beziehunge­n zu Russland unterhält. Belastet werden die Beziehunge­n zwischen Russland und der EU unter anderem durch den Giftanschl­ag auf den Kreml-Kritiker Alexej Nawalny und seine spätere Verurteilu­ng zu zweieinhal­bjähriger Haft in einem Straflager.

kle/uh (rtr, dpa, afp, ape)

 ??  ?? Carabinier­i bei einer Kontrolle in Rom (Symbolbild)
Carabinier­i bei einer Kontrolle in Rom (Symbolbild)

Newspapers in German

Newspapers from Germany