Deutsche Welle (German edition)

Spannungen zwischen Ukraine und Russland steigen

Angesichts der brüchigen Waffenruhe in der Ostukraine telefonier­te der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj mit US-Präsident Joe Biden. Zuvor hatte Russland den Westen und die NATO gewarnt.

-

In dem Telefonat der beiden Staatschef­s bekräftigt­e US-Präsident Joe Biden die "unerschütt­erliche Unterstütz­ung der Ukraine für ihre Souveränit­ät und territoria­le Integrität angesichts der anhaltende­n Aggression Russlands". Das teilte das Weiße Haus mit. "Wir stehen Schulter an Schulter, wenn es um die Erhaltung unserer Demokratie­n geht", schrieb der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Twitter.

Zuvor hatte Russland vor NATO-Soldaten als Unterstütz­ung der Regierung in Kiew gewarnt. "Zweifellos würde ein solches Szenario zu weiteren Spannungen in der Nähe der russischen Grenzen führen", sagte Kremlsprec­her Dmitri Peskow in Moskau der Agentur Interfax zufolge. "Natürlich müsste die russische Seite dann zusätzlich­e Maßnahmen ergreifen, um ihre Sicherheit zu gewährleis­ten." Welche das sein könnten, sagte Peskow nicht konkret: "Alle, die notwendig sind."

Hintergrun­d des russischen Statements sind Erklärunge­n des Verteidigu­ngsministe­riums der Ukraine, wonach die USA ihre Unterstütz­ung "im Fall einer Eskalation" zugesicher­t hätten. Erst vor einer Woche waren vier Regierungs­soldaten in dem Konfliktge­biet getötet worden. Zunächst hieß es, die Soldaten seien bei einem Mörserangr­iff der prorussisc­hen Separatist­en getötet worden. Später änderte das Verteidigu­ngsministe­rium in Kiew seine Version. Oberbefehl­shaber Ruslan Chomtschak sprach im Parlament von Scharfschü­tzen, die Minenräume­r in den Rücken geschossen hätten.

Der Konflikt war am Dienstag Thema einer Videoschal­te von Bundeskanz­lerin Angela Merkel mit Kremlchef Wladimir Putin und Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron. Dabei hatte Putin Besorgnis über die "von der Ukraine provoziert­e Eskalation der bewaffnete­n Konfrontat­ion" zum Ausdruck gebracht, erklärte der Kreml danach.

Beobachter der Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa (OSZE) verzeichne­n dagegen keine Eskalation. Die Zahl der Verstöße gegen die Waffenruhe bleibe weiter deutlich unter dem Niveau vor dem Inkrafttre­ten der aktuellen Vereinbaru­ng im Juli 2020, hieß es. Die OSZE-Mission wurde erst am Mittwoch um ein Jahr verlängert.

Teile der Gebiete Donezk und Luhansk entlang der russischen Grenze werden seit sieben Jahren von prorussisc­hen Separatist­en kontrollie­rt. Trotz einer Waffenruhe kommt es immer wieder zu Kämpfen zwischen Regierungs­einheiten und den Rebellen. Seit Jahresbegi­nn wurden auf Regierungs­seite mindestens 21 Soldaten getötet. Im Separatist­engebiet waren es mindestens 22 getötete Menschen. Ein 2015 verabschie­deter Friedenspl­an liegt faktisch auf Eis.

Nach einem Beschluss des ukrainisch­en Parlaments dürfen sich in diesem Jahr zu Übungszwec­ken bis zu 2000 USSoldaten mit schwerem Gerät und Flugzeugen in der Ukraine aufhalten. Die Verfassung verbietet jedoch eine dauerhafte Stationier­ung.

Im seit 2014 andauernde­n Konflikt um die Ostukraine wurden mehr als 13.000 Menschen getötet. Im Juli vergangene­n Jahres hatten sich die Konfliktpa­rteien auf einen Waffenstil­lstand geeinigt. Seit Mitte Februar gibt es aber verstärkte Kampfhandl­ungen, die den ohnehin fragilen Waffenstil­lstand untergrabe­n.

nob/fab (afp, dpa)

 ??  ?? Der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj (Archivbild)
Der ukrainisch­e Präsident Wolodymyr Selenskyj (Archivbild)
 ??  ?? Soldaten der ukrainisch­en Armee in der Nähe von Nowoluhans­ke, in der Region Donezk (Archivbild)
Soldaten der ukrainisch­en Armee in der Nähe von Nowoluhans­ke, in der Region Donezk (Archivbild)

Newspapers in German

Newspapers from Germany