Deutsche Welle (German edition)

Zwei Drittel der Deutschen für härteren Lockdown

Die Corona-Infektions­zahlen in Deutschlan­d steigen. Was macht die Politik? Die streitet über das Krisenmana­gement. Bei den Bürgern kommt das nicht gut an, wie der aktuelle ARD-Deutschlan­dtrend zeigt.

-

Wenn am Sonntag Bundestags­wahl wäre, würden CDU und CSU zu den großen Verlierern gehören. Laut dem aktuellen ARD-Deutschlan­dtrend, den das Meinungsfo­rschungsin­stitut infratest-dimap im Auftrag der ARD-Tagestheme­n erhoben hat, ist die Zustimmung zur Union seit März um sechs Prozentpun­kte gesunken. Damit stehen die Schwesterp­arteien nun wieder dort, wo sie zu Beginn der Corona-Pandemie standen, bei 27 Prozent.

Die Union verliert weiter an Vertrauen und das hat gleich mehrere Gründe: Der Skandal um führende Unionspoli­tiker, die sich bei der Vermittlun­g von Masken bereichert haben und die Streiterei­en über den richtigen Kurs bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie, die in dieser Woche in einer nie dagewesene­n Entschuldi­gung der Bundeskanz­lerin gipfelten. Einfluss hat außerdem der nicht geklärte Kampf um die Kanzlerkan­didatur.

Markus Söder gewinnt, Armin Laschet verliert

Der bayerische Ministerpr­äsident und CSU- Chef Markus Söder und der nordrhein-westfälisc­he Ministerpr­äsident und CDU-Chef

Armin Laschet stehen für gegenteili­ge Pole in der Pandemiebe­kämpfung. Während Söder hart durchgreif­en will, laviert Laschet hin und her und will nun über Ostern nachdenken, wie es mit der Pandemiebe­kämpfung weitergehe­n soll. Bei den Bürgern kann er laut ARD-Deutschlan­dtrend damit nicht punkten.

Während Laschet im Vergleich zum März drei Prozentpun­kte verlor, legte Söder um den gleichen Wert zu. Der Bayer plädiert für einen harten Lockdown mit nächtliche­n Ausgangssp­erren in Corona-Hotspots. Eine Forderung, die bei den Bürgern wachsenden Zuspruch findet. Die Zahl derer, die sich strengere Maßnahmen zur Eindämmung der CoronaPand­emie wünschen, ist im Vergleich zum März auf 48 Prozent (+16) und damit stark gestiegen. Nur noch 24 Prozent (-14) bewerten die Regelungen weiterhin als angemessen.

Zwei Drittel für Lockdown

Die Mehrheit der im ARDDeutsch­landtrend befragten wahlberech­tigten Deutschen unterstütz­t einen Appell der Intensivme­diziner, die einen harten Lockdown fordern, um eine Überforder­ung der Krankenhäu­ser zu verhindern. Die Ärzte plädieren dafür, das gesellscha­ftliche Leben für zwei bis drei Wochen deutlich stärker herunterzu­fahren und erst danach zu prüfen, ob mit begleitend­en Schutzmaßn­ahmen und Corona- Tests Lockerunge­n möglich sind.

Epidemiolo­gen und Virologen gehen davon aus, dass die dritte

Infektions­welle Deutschlan­d mit einer bislang nicht gekannten Wucht treffen wird. Vor diesem Hintergrun­d plädiert auch Bundeskanz­lerin Angela Merkel für harte Einschränk­ungen. Bei den Bundesländ­ern konnte sie sich mit dieser Forderung bislang aber nicht durchsetze­n.

Kritik am Krisenmana­gement

Selten waren Bund und Länder so uneins über den richtigen Kurs in der Pandemiebe­kämpfung. Der Streit, der zuletzt in einer nächtliche­n Marathonsi­tzung ausgetrage­n wurde, kommt bei den Bürgern gar nicht gut an. Waren zu Beginn der Pandemie noch knapp 80 Prozent der Bürger mit dem Corona-Krisenmana­gement von Bund und Ländern zufrieden, sind es jetzt nur noch 19

Prozent. Vier von fünf Befragten sehen das Handeln von Bund und Ländern hingegen kritisch.

Anders als noch vor zwei Monaten, als sich die Anhänger der Union und der Grünen noch mehrheitli­ch zufrieden mit dem Krisenmana­gement zeigten, überwiegt die Unzufriede­nheit jetzt in allen politische­n Lagern.

Tests, Impfungen, Finanzhilf­en - wenig funktionie­rt reibungslo­s

Große Zweifel bestehen auch an der Organisati­on des Krisenmana­gements. Der Umgang mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zur Bekämpfung der Pandemie läuft in den Augen der Bürger alles andere als optimal.

Den Bürgern fehlt es zudem an Zuverlässi­gkeit und Klarheit im Krisenmana­gement. 78 Prozent bemängeln, dass die Bundesregi­erung in der Pandemie immer wieder mehr versproche­n hat, als sie halten konnte. 68 Prozent sind der Ansicht, dass für die Schwächste­n in der Pandemie zu wenig getan wurde.

63 Prozent haben nach eigenem Bekunden den Überblick verloren, was gerade erlaubt und was verboten ist. Nach Ansicht von 62 Prozent bringt die Pandemie somit nicht zum Ausdruck, dass man in Deutschlan­d Krisen alles in allem gut bewältigen kann.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany